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Ich mache mich auf der Rückbank des Geländewagens breit und lege meine Beine auf den freien Sitz. Bez kurvt ausnahmsweise etwas langsamer durch die Straßen von Cambridge, immer noch auf der Suche nach einer Pizzeria. „Wenn das so weiter geht, bin ich verhungert, bevor wir was gefunden haben." Fothy hält sich auf dem Beifahrersitz theatralisch den Bauch und dreht sich zu mir um. In diesem Moment fährt Bez auf einen Parkplatz vor einer großen Pizzeria, weshalb Fothy nach vorne fliegt, kurz vor der Frontscheibe aber vom Gurtstopp gebremst wird. „Sonntagsfahrer", murmelt er beleidigt und steigt aus dem Wagen. Bez öffnet mir die Tür und hilft mir beim Aussteigen. Gemeinsam gehen wir auf den Eingang zu. „Verdammt." Der Laden ist total voll, die Warteschlange zieht sich durch das komplette Restaurant. „Was ist das denn?" Verzweifelt schaut Fothy sich um, anscheinend sucht er eine Möglichkeit, sich vorzudrängeln. „Warten wir halt." Ich stelle mich an der kürzesten Schlange an und beginne, auf meinem Handy herumzutippen. „Emilia Stoneforth?" Ich schaue auf und suche die Quelle der Stimme. Leider scheinen alle anwesenden Leute das gehört zu haben, denn alle Gesichter richten sich auf mich. Och nö! „Was ist?" Ein Mann mit pechschwarzen Haaren kommt auf mich zu und streckt mir seine Hand hin, die ich schüttele. „Fred Ripley. Erinnern Sie sich noch an mich?" Ich überlege einen Moment. Tatsächlich, der hat mich auf dem Unigelände wegen meines Autos angesprochen. „Wollen Sie auch hier essen?" Nein, mein kleiner, ich bin hier um mir die Schuhe putzen zu lassen. Zum Glück sage ich das nicht laut. „Ja, eigentlich schon. Ich bin neu hier und wir haben keinen anderen Laden gefunden." Fred winkt uns mit sich und drängelt sich durch die gaffende Menge nach vorne zum Tresen. „Der Laden gehört meinem Vater. Wenn Sie wollen, können Sie alle hinten essen, da sind Sie ungestört." Ich schaue über meine Schulter zu Bez und Fothy nach hinten. Letzterer nickt wild und hält beide Daumen hoch. „Gerne. Ach so, bitte nicht siezen. Einfach nur Emilia oder Emmy oder so was, das reicht schon." Wir folgen Fred am Tresen vorbei durch eine Schwingtür in die Küche, in der es erstaunlich gesittet zugeht. Alle Küchen aus der Baze und meinem Gefängnis auf der Insel die ich bisher gesehen habe, waren viel unorganisierter, lauter und voller. Fred führt uns an den Öfen vorbei zu einem langen Tisch, der vor einer Wand steht und bedeutet uns, Platz zu nehmen. Fothy lässt sich seufzend auf einen der Stühle sinken und steckt sich eine Serviette in den Ausschnitt, was ein wenig an ein kleines Kind erinnert. Fred stellt uns Gläser und Wasserflaschen auf den Tisch, ruft einem der Köche etwas zu und setzt sich dann gegenüber von mir an den Tisch. „Das ist ja so cool!" Er grinst bis über beide Ohren, weshalb ich ein Lachen nur schwer unterdrücken kann. „Was studierst du eigentlich?" Ääh... „Elektrotechnik." Bez rettet mir ganz schön den Hals. Fred nickt. „Ich auch. Wenn ich fertig bin, will ich zu Stoneforth gehen, schon seit ich ein kleines Kind bin." Ich schaue Bez an. In diesem Moment kommt einer der Köche an den Tisch und stellt zwei riesige Pizzen vor uns ab. Fothy scheint gar nicht mehr zuzuhören, denn sein Blick ruht auf den Tellern. Fröhlich beginnt er zu kauen. Fred schaut zwischen mir und Bez hin und her. „Was ist los? Habe ich was Falsches gesagt?" Sein Lächeln ist aus seinem Gesicht verschwunden, stattdessen blickt er mich erschrocken an. „Nein, nein, gar nicht. Ich überlege nur gerade, in welchem Semester du bist." Er grinst jetzt wieder. „Eigentlich bin ich schon fertig, ich warte nur noch darauf, dass meine Abschlussarbeit benotet wird, dann habe ich mein Zeugnis in der Tasche." „Wie lange dauert das ungefähr?" Er zuckt mit den Schultern. „Ich nehme an, dass ich morgen oder übermorgen den Anruf bekomme." Sehr gut. „Du kennst dich mit Waffensystemen aus?" Er nickt aufgeregt. „Ich habe ein halbes Jahr bei der Armee studiert, als Aufbaustudium so zu sagen. Und wie gesagt, zu Stoneforth will ich, seit ich ein kleines Kind bin. Kannst du da was für mich machen?" Die letzte Frage äußert er ein wenig leiser und schaut dabei peinlich berührt auf den Tisch. Ich schaue Bez noch einmal an. „Was denkst du?" Er nickt. „Von mir aus ein klares ‚Ja'". Fred schaut uns verunsichert an. „Du gefällst mir. Sehr engagiert und hoffentlich auch verschwiegen." Sein Lächeln wird breiter. „Ich habe einen viel besseren Vorschlag für dich."


Victories (Buch 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt