Kapitel 27

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Den restlichen Tag nutzte ich um meine Studien fortzuführen. Eine Arbeit die eigentlich kein Jüngling oder Padawan gerne tut, besonders nicht am eigenen Geburtstag, aber mir machte es Spaß mehr über das Universum herauszufinden. Auch wenn es für mich mittlerweile zum Alltag geworden ist, finde ich es unglaublich spannend mehr über unser Universum zu erfahren. Mein heutiges Thema waren die Tempelwächter.

Also begann ich nun Meisterin Nu zu suchen, welche wie immer zwischen den Regalen herum wuselte. Ich fand es wirklich beeindruckend was für ein großes Wissen sie besitzt. Als sie mir nach längerem Suchen alle Dateien, die ich brauchte in die Hand drückte, lies sie mich wieder allein und ich konnte beginnen.

Nach einiger Zeit überkam mich allerdings schnell die Langeweile. Die Wächter sind keinesfalls uninteressant, aber nach einer Stunde doch ein wenig eintönig. Ich konnte meinen Blick einfach nicht mehr auf dem Bildschirm halten. Da kam mir plötzlich eine Idee.

Schnell schaute ich mich um und tippte dann das Wort 'Erde' in die Suchleiste ein. Nach wenigen Sekunden erschienen hunderte Ergebnisse und ich klickte sofort das erste an. Direkt sprang mir das Bild meines wunderschönen Heimatplaneten entgegen. Kurz starrte ich es beeindruckt an, bis ich mich wieder fing und weiter nach unten scrollte. Dann öffnete ich die Unterüberschrift 'Politik' und begann zu lesen. Ich musste einfach wissen wie es nach den Verhandlungen weitergegangen ist. Ich hatte bereits nachgefragt, allerdings wollte mir niemand eine Auskunft geben.

Ein breites Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Sie sind der Republik beigetreten! Es gibt seit mehreren Monaten schon erste Handelswege und bald sollen auch die ersten Abgeordneten der Erde im Galaktischen Senat sein. Als ich mir die Liste der Abgeordneten durchlas, stockte mir plötzlich der Atem. Dieser Name... Ich klickte den Namen des Mannes an und sofort ploppte das Bild meines Vaters auf. 

Oh mein Gott. Bestimmt fünf Minuten starrte ich nur das Bild an. Was hat das zu bedeuten?

Ich wusste ja dass er Politiker war, aber so? Okay jetzt bloß nicht durchdrehen.

Wie kann das sein? War er seit dem ich weg war etwa so weit aufgestiegen? Oder war er es vorher schon und ich hatte es einfach nicht wahrgenommen? Ich war noch so klein als ich weg ging... Vielleicht habe ich es einfach nicht bemerkt.

Auf einmal erinnerte ich mich an meine Mutter, wie sie mir und Simon sagte, dass Papa bald wieder zu Hause sein würde und wichtige Dinge zu erledigen hat. Wie sich damals auf irgendwelchen Veranstaltungen seltsame Anzugträger mit meinem Vater unterhielten und ich mit Simon gelangweilt neben ihm stand.

Jetzt machte alles Sinn... Warum Papa manchmal bis tief in die Nacht telefoniert hat oder einmal anderthalb Monate nicht nach Hause kam. Und warum er in bestimmten Zeiten des Jahres besonders angespannt war oder nicht an unserem ersten Schultag da war. 

Bei diesen Erinnerungen sammelten sich Tränen in meinen Augen. Keine Tränen der Trauer, sondern Tränen der Wut. Warum hat er das getan? Warum war seine Arbeit wichtiger als wir?

Er würde herkommen. Ich könnte ihn treffen. Aber das wird mir wahrscheinlich verboten. Wir dürfen keinen Kontakt zu unseren Eltern oder unserer Familie haben. Wir müssen uns auf die Ausbildung konzentrieren. Die meisten meiner Freunde wissen gar nicht mehr wie ihre Eltern aussehen. Sie waren zu jung als sie ihnen weggenommen wurden.

Ich versuchte mich zu beruhigen. Keinesfalls dürfte ich jetzt einen Emotionsausbruch haben. Ich weiß wie es enden kann, wenn meine Gefühle zu stark werden.

Schnell packte ich meine Sachen zusammen und begab mich auf den Weg in mein Quartier.

Um ehrlich zu sein freute ich mich heute besonders auf den Sportunterricht. Ich wollte unbedingt ein bisschen überschüssige Energie loswerden.

Meister Farr wollte heute mit uns nochmal an den Geräten üben und dann ein Ausdauerspiel machen. 

Als erstes war die Kletterwand dran. Wir machten Zweierwettrennen, also immer einer gegen einen. Ich bekam Ahsoka zugeteilt. Nicht unbedingt ein Vorteil für mich, denn sie kann unglaublich flink sein. 

,,3, 2, 1, Los!", rief Meister Farr. Sofort griff ich nach dem ersten Griff und zog mich hoch. Dann der linke Fuß, dann der rechte, dann der linke Arm und immer so weiter. An einem Griff rutschte ich ab und mein Fingernagel bog sich um. Ich zischte kurz auf. Kein besonders schönes Gefühl. Als ich oben ankam, war Ahsoka noch knapp hinter mir. Ja, ich hatte gewonnen! Fröhlich reichte ich Ahsoka die Hand und zog sie nach oben. Meister Farr war zufrieden. Er hatte die Zeit gestoppt und anscheinend waren wir in einem akzeptierbaren Rahmen.

Als nächstes ging es darum sich an Seilen und Leitersprossen entlang zu hangeln und dabei Bällen auszuweichen. Wieder wurde ich Ahsoka zugeteilt. Nach dem Startkommando griffen sie und ich beide gleichzeitig nach dem ersten Seil und hangelten nebeneinander her. Die Bälle machten mir keine allzu großen Sorgen. Ich war gerade in der Mitte angekommen und Ahsoka war direkt hinter mir. Ich sah wie sie versuchte nach dem nächsten Seil zu greifen, welches zu weit weg hing. ,,Kriegst du das hin?" Sie nickte nur schnell während sie mit hochrotem Kopf versuchte das Seil zu erreichen. Unsicher kletterte ich weiter, aber nach einiger Zeit hörte ich sie immer noch nicht hinter mir. Ich verdrehte meinen Kopf in ihre Richtung und konnte sehen, dass sie immer noch an der gleichen Stelle festhing. 

Wenn ich jetzt weiter machen würde, würde ich auf jeden Fall gewinnen. Ich brauche nur noch zwei Seile und fünf Sprossen. Doch gleichzeitig überkam mich das schlechte Gewissen. Also drehte ich um und hangelte zurück zu Ahsoka. Als diese mich sah, wirkte sie sehr überrascht. ,,Was machst du da?" Ich antwortete ihr allerdings nicht, sondern lehnte mich auf die andere Seite um das Seil greifen zu können. Schnell zog ich es zu Ahsoka und im letzten Moment griff sie es, denn genau in diesem Augenblick flog ein Ball direkt zwischen uns hindurch und hätte es mir beinahe aus der Hand geschlagen. ,,Das war knapp." Erleichtert blickte Ahsoka mich an.

Doch genau in diesem Moment spürte ich wie anstrengend es ist, die ganze Zeit mit den Armen nach oben in der Luft zu hängen. So langsam hatte ich keine Kraft mehr in den Armen. Fest verbissen machte ich weiter. Das Zurückhangeln hatte mir einige Kräfte gekostet. Mein Gesicht musste so rot gewesen sein wie eine Tomate. Ich wollte es unbedingt ans Ziel schaffen, ich wollte beweisen dass ich es kann. Doch kurz vor dem Ende reichte meine Kraft einfach nicht mehr aus. Ein Ball traf mich so stark am Arm, dass ich loslassen musste. Unsanft landete ich auf der dünnen Matte. Ich war total erschöpft. Wütend zog ich die Handschuhe, die wir bekommen hatten um unsere Hände zu schützen, aus und schlug sie mit einem wütenden Schnauben auf den Boden.

Nach dem Unterricht bat Meister Farr mich nochmal zu ihm. Jeder von uns wusste, dass das nur bedeuten kann, dass man entweder sehr gut oder extrem schlecht ist. In meinem Fall war klar weshalb.

,,Deine Leistungen waren heute sehr gut Jüngling. Du hast sehr ehrenhaft gehandelt als du gesehen hast, dass Ahsoka Hilfe benötigt. Dennoch ist mir deine Reaktion nach deinem Misserfolg nicht entgangen." ,,Es tut mir leid Meister Farr. Heute war nur ein sehr anstrengender Tag und... Ich habe etwas erfahren das mir ein wenig den Boden unter den Füßen weggerissen hat..."

,,Deine Tage werden nicht weniger anstrengend werden. Du musst lernen damit umzugehen." ,,Ich weiß Meister Farr." ,,Ach übrigens, alles Gute zum Geburtstag.", schmunzelte er. Dann verbeugten wir uns und ich begab mich wieder zu meinen Freunden.


I am a Youngling?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt