,,Öffnet euch. Spürt die Macht, die euch umgibt. Eure Sinne nutzen ihr müsst. Befreit euren Geist, dann fühlen ihr werdet, was nicht sehen ihr könnt." Meister Yoda verwand exakt den selben Satz, den er bereits nutzte, als wir in den Morgenstunden das erste Mal mit den Trainingskugeln übten. Die Helme, oder auch Schalen, wie ich sie liebevoll nannte, gehörten schon lange zu unserer Ausbildung. Sie nahmen uns die Sicht, um die anderen Sinne und speziell unser Gespür für die Macht zu schärfen. Das Konzentrieren fiel so um Einiges einfacher und außerdem war es gut zu wissen, dass man sich immer voll und ganz auf seine Sinne verlassen konnte.
Es war nicht schwer die leichten Elektroschocks der Kugeln abzuwehren, doch nur eine Sekunde, in der die Aufmerksamkeit nur geteilt bei deiner Aufgabe liegt, kann verheerend enden. Wird man von einem der kleinen Schocks getroffen, verspürt man nicht nur einen kurzen Schmerz und macht dann weiter. Nein, es war viel peinlicher als das. Ich hatte es das erste Mal am eigenen Leib erleben müssen, als ein Padawanschüler, welcher an der Tür, die meist offen stand, vorbei lief. Ich glaubte kurz, seine Stimme erkennen zu können, als käme sie mir bekannt vor. Doch noch bevor ich mich weiter auf die Stimme konzentrieren konnte, traf mich schon der Schock. Ich hatte meine Gliedmaßen nicht unter Kontrolle und sprang zuckend durch den Raum. Ziemlich schnell brach gellendes Gelächter unter meinen Mitschülern aus, denn die Bewegungen, die ich da vor ihren Augen vollführt, mussten ziemlich kurios auf sie gewirkt haben. Noch dazu hatten sie so etwas vorher noch nicht gesehen, da ich die erste meiner Gruppe war, die von einem Schock getroffen wurde.
Als jedoch ein paar Wochen später Zatt meinem Beispiel folgte, hatte er nicht mehr sonderlich viel zu lachen. Wir beide blieben trotzdem vorerst die einzigen, die sich so derart blamiert hatten und bis heute steigt noch ein wenig Scham in mir auf, wenn ich an jenen Tag zurückdenke. Ich fühlte mich so gedemütigt, ich erschien nicht einmal beim Abendessen und verkroch mich stattdessen den ganzen Abend lang in meinem Quartier. Weinen tat ich wegen solcher Zwischenfälle schon länger nicht mehr. Ganz am Anfang vielleicht öfters, aber da ich mit der Zeit gelernt hatte, meine Emotionen zumindest oberflächlich, sowie auch weitestgehend innerlich zu kontrollieren, weinte ich so gut wie gar nicht mehr.
Das Klopfen von Meister Yodas Gehstock auf dem Boden lies uns alle aufschauen. ,,Was gelernt ihr heute habt? Hm?", fragte er mit neugierigem Blick in unsere Runde, während jeder sich den Helm aus dem Gesicht schob. Die heutige Unterrichtseinheit stimmte beinahe eins zu eins mit der ersten überein. Die selben Übungen, die selben Worte... Vorsichtig hob ich meinen Arm. ,,Ja. Katharina." ,,Meister? Dass die Art wie wir die Macht nutzen sich nicht verändert. Genau das selbe habt ihr uns bereits in unserer ersten Stunde mit den... Trainingskugeln beigebracht." ,,Hm. Nur Konstanz und Üben euch wirklich weiterbringen wird. Ein Jedi niemals seine Ausbildung unterschätzen er darf. Wie ein guter Jedi man sein kann, wenn man nicht einmal weiß, wie ein guter Jüngling man ist, hm?" Einige kicherten. Meister Yodas Art mit uns Jüngeren umzugehen, zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht.
,,Beendet die heutigen Morgenstunden sie sind.", lächelte er.
,,Hey! Willst du mal was Cooles sehen?", flüsterte Ahsoka, als wir Meister Yoda hinter uns gelassen hatten. ,,Wie cool denn?" Ein schelmisches Schmunzeln stahl sich auf ihre Lippen. ,,Sei nach dem Abendessen einfach vor meinem Quartier." Sie schaute sich kurz um, als wolle sie sichergehen, dass niemand gehört hatte, was sie mir gerade zugeflüstert hatte und kehrte mir dann mit einem Grinsen den Rücken zu.
Ich war relativ pünktlich da, doch scheinbar nicht pünktlich genug für Ahsoka, denn als ich um die Ecke bog und ihr freundlich zu wank, wirkte sie ziemlich gestresst. ,,Da bist du ja endlich, komm schon.", rief sie mir von Weitem zu. Erst als noch ein Abstand von ungefähr anderthalb Metern zwischen uns herrschte, schnellte sie nach vorne und packte meinen Arm. ,,Ahsoka! Ahsoka was ist denn los?", rief ich überrascht. ,,Ahsoka lass los! Du tust mir weh! Ich weiß schon wie Laufen geht.", schnaubte ich genervt. ,,Wir müssen uns beeilen!", meinte sie beiläufig, als sie anfing vom Schritttempo ins Rennen zu verfallen. ,,Wofür?", erwiderte ich aufgebracht. Sie ließ mich einfach so spät Abends vor ihrem Quartier auflaufen und besaß dann nicht einmal den Anstand mir zu erklären, was los war. ,,Wir haben keine Zeit für Erklärungen. Du wirst es sehen, wenn wir da sind. Vertrau mir. Es lohnt sich." Einsichtig seufzte ich. ,,Na schön. Aber danach schuldest du mir was. Ich müsste jetzt eigentlich lernen." ,,Lernen kannst du auch noch morgen oder übermorgen, das hier ist einzigartig. Jetzt beeil dich endlich."
Wir hasteten etliche Gänge entlang, nahmen dutzende Kurven und zahllose Treppen, bis die Togruta endlich ihr Tempo drosselte. Erst als ich anfing mich umzuschauen, bemerkte ich was unser Ziel war. ,,Ahsoka, was machen wir hier? Das ist der Südturm." ,,Ganz genau.", erwiderte sie, als wir eine Art Kontrollraum betraten. ,,Du weißt so gut wie ich, dass wir nicht hier sein dürfen." ,,Ganz ruhig, hier befindet sich doch nur das Hauptbelüftungssystem. Kein Grund zur Aufregung." ,,Da hätten wir auch gleich den Ostturm nehmen können.", murmelte ich sarkastisch. ,,Die Kommandozentrale? Sei nicht albern. Die ist viel besser bewacht." ,,Aber hier dürfen wir uns genau so wenig aufhalten, wie dort drüben.", zischte ich. ,,Es ist alles in Ordnung. Hier kommt höchstens mal alle 2 Stunden ein Wartungsdroide vorbei, kein Grund zur Panik." ,,Dein Optimismus in allen Ehren, aber je länger wir hier bleiben, desto eher werden wir erwischt. Also was wolltest du mir so dringend zeigen? Die tolle Luft? Ich meine die gibt's hier schließlich in Mengen." Ahsoka verdrehte die Augen. ,,Komm einfach ans Fenster. Na los, komm schon.", ermutigte sie mich mit einer einladenden Geste.
Widerwillig bewegte ich mich auf die Glasscheibe zu, vor welcher Ahsoka mit gebanntem Blick Platz genommen hatte. ,,Wow, das nenne ich mal einen Ausblick.", meinte ich, nachdem ich mich im Schneidersatz niedergelassen hatte. ,,Schau da oben." Ahsoka zeigte mit dem Finger schräg über uns. ,,Der Ratssaal.", flüsterte ich ehrfürchtig. Meine Freundin nickte. ,,Warst du schon einmal drin?" ,,Du meinst außer den anfänglichen Tests? Nein. Aber es muss ein tolles Gefühl sein." Nachdenklich nickte Ahsoka. ,,Aber es ist doch gar niemand drin. Es ist schon dunkel draußen, man sieht gar nichts." ,,Warte es ab." Neugierig presste ich mein Gesicht gegen das Glas und wartete darauf, dass jenes passierte, was Ahsoka mir bereits den ganzen Tag verschwiegen hatte.
Wie aus dem Nichts erstrahlte der Raum plötzlich in allen Farben der 12 Lichtschwerter der Mitglieder. In ihrer Mitte konnte ich eine dunkle Gestalt wahrnehmen, erkannte jedoch nicht um wen es sich handelte. Es war einfach zu dunkel. Sie trat vor und ging auf die Knie, während die Ratsmitglieder gleichzeitig ihre Klingen senkten. ,,Was passiert da?", hauchte ich so leise, dass ich es beinahe selbst nicht gehört hätte. Ich wagte es einfach nicht diese feierlich wirkende Stimmung zu unterbrechen. Es kam mir so vor, als würden wir ein heiliges Ritual stören. Nicht einmal 20 Sekunden dauerte es, bis die Gestalt sich wieder erhob und sich stolz vor den Ratsmitgliedern verbeugte. ,,Das ist Padawan Sayul!", bemerkte ich nun, als ihr Gesicht von den Blau und Grüntönen der Lichtschwerter erhellt wurde. Doch um etwas anderes erkennen zu können war der Abend einfach schon zu dunkel und der Turm zu weit entfernt. ,,Was war das?", fragte ich Ahsoka neben mir erstaunt.
,,Sie ist jetzt kein Padawan mehr." Ahoka lächelte und ihr Blick hing immer noch sehnsüchtig am Turm. ,,Was... Was hat das zu bedeuten? Willst du damit etwa sagen, dass... Khalira gerade zum Jedi Ritter ernannt wurde?" Den letzten Teil des Satzes flüsterte ich. Abwesend nickte Ahsoka. ,,Ich bin so stolz auf sie. Wenn es jemand verdient hat, dann ist sie es." ,,Irgendwann werden wir auch dort stehen.", lächelte Ahsoka. Ihre Stimme klang sehnsüchtig, als könne sie es kaum noch erwarten.
,,Ja. Irgendwann werden wir auch dort stehen."
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I am a Youngling?
FanficDas Leben als Jüngling. Eine einfache Sache möchte man meinen. Die Kinder der Macht. So werden wir genannt. Eine besondere Ehre, die nicht jedem zu Teil wird. Eine besondere Chance, die nicht jeder ergreift. Eine besondere Herausforderung, der nicht...