Kapitel 36

134 10 2
                                    

In der nächsten Stunde war alles was mein bester Freund mir gegenüber schenkte, Ignoranz. Er tat sein Bestes bei jeder Übung, bei jeder neuen Bewegung, die wir lernten, entweder so viel Abstand zu halten, wie es ihm in unserer kleinen Gruppe möglich war oder den Blick sofort in eine andere Richtung zu wenden, drehte ich meinen Kopf nur in seine Richtung. Es versetzte mir einen Stich, zu sehen wie er seine Aufmerksamkeit krankhaft auf andere lenkte, nur um sie keinesfalls bei mir landen zu lassen. Ich verstand ihn. Es tat weh, aber ich verstand ihn. Was aber noch viel mehr weh tat, als die Tatsache, dass mein Kindheitsfreund mich den ganzen Tag lang schon keines Blickes gewürdigt hatte, war jene, dass ich das selbe tat. Ich beantwortete seine Ignoranz mit nur noch mehr Ignoranz, obwohl ich nichts lieber täte, als mich mit ihm auszusprechen.

,,So wird das nichts, du musst weiter in die Knie gehen.", flüsterte Zatt mir zu, als ich zum wiederholten Male beinahe sein Übungslichtschwert gegen den Kopf bekam.
Er kam bisher mit der neuen Kampfform klar und bis gestern dachte ich das gleiche auch von mir. Es hat Spaß gemacht Meister Sinube zu zusehen und so blöd wie jetzt hatte ich mich schließlich auch nicht angestellt, als ich versuchte Padawan Burpas' Kampfstil zu imitieren.

Diese Schwierigkeiten schien auch Meister Farr bemerkt zu haben, denn als er sah wie ich bei der nächsten Drehung ins Straucheln geriet und beinahe Zatt und Barriss, welche neben mir standen mit mir rieß, seufzte er und klatschte in die Hände.

,,Der Unterricht ist für heute beendet Jünglinge. Sortiert eure Übungslichtschwerter bitte wieder ordentlich ein, dann dürft ihr gehen." Von einigen Seiten hörte ich erleichtertes Seufzen und Schnaufen, denn im Gegensatz zu Zatt, kamen viele, mich nun auch eingenommen, noch nicht mit den neuen Schritten und deren Kombination klar. Es war eine relativ komplexe Aufgabe alle Schritte sauber und fließend mit einander zu verbinden und dabei nicht den Fokus zu verlieren. Eine kleine Ablenkung und schon ist man raus aus dem Rhythmus. Und von denen hatte ich heute natürlich genug um mindestens drei mal ins Straucheln zu geraten. Obwohl ich mich schon von Anfang an auf die Stunden mit Meister Sinube gefreut hatte und mir die Positionen und dazu gehörige Schritte eigentlich einfach fielen, schaffte ich es nicht meine Konzentration einzig und allein darauf zu lenken, denn ein kleiner Teil galt heute immer jemand anderem.

Zu all meinem Übel schien das nicht unbemerkt geblieben zu sein, denn als ich mein Übungslichtschwert gerade weggelegt hatte und mich umdrehte, winkte der ältere Jedi mich zu sich. ,,Es tut mir leid Meister, ich war nicht konzentriert, das weiß ich. Ich kann das besser und ich wollte euch nicht enttäuschen." Während er mir ein überraschtes, aber gutmütiges Lächeln entgegenbrachte, schwatzte ich unbeirrt weiter. ,,Ich weiß auch nicht was mit mir los war, ich verspreche euch, es wird nicht noch einmal vorkommen." Mit einem entschuldigendem Gesicht blickte ich zu ihm auf. Dieser fing an zu kichern.

Irritiert starrte ich ihn an, doch er ließ sich gar nicht von mir stören. ,,Meister?" ,,Also eigentlich wollte ich dich ja loben, aber wenn es dir lieber ist, dich selbst zu verunglimpfen.", meinte er schließlich amüsiert. ,,Mich loben? Bei allem Respekt Meister, aber ich verstehe nicht." ,,Deine Leistung gestern war doch wirklich herausragend. Dafür verdienst du doch ein Lob, oder nicht?" ,,Aber heute-" ,,Du hast den halben Kampf von Padawan Burpas mitgekämpft. Keineswegs fehlerfrei, natürlich nicht. Aber für einen Jüngling deines Alters ist das recht beeindruckend, findest du nicht?" ,,Ich... Nein Meister. Ich habe sie lediglich imitiert und von ihr abgeschaut. Ich habe einfach nur ihre Bewegungen nachgeahmt, weiter nichts. Heute... habe ich versagt." Ich war völlig niedergeschlagen und brachte das ziemlich klar zum Ausdruck. ,,Denkst du das wäre mir entgangen? Heute warst du wirklich nicht sonderlich überragend. Aber ich weiß, dass du es besser kannst. Gestern ist der Beweis dafür." Diese Aussage beantwortete ich lediglich mit einem resignierten Seufzen. ,,Mit einem inneren Konflikt und brüchiger Aufmerksamkeit werden die zukünftigen Stunden nicht besser werden Jüngling." Überrascht drehte ich meinen Kopf zurück in seine Richtung, welchen ich kurz abgewandt hatte, da ich nicht wollte, dass er die Enttäuschung in meinen Augen sieht. ,,Aber wie kann ich ihn lösen? Diesen inneren Konflikt..." ,,Die Antwort darauf weiß einzig und allein die Macht und du selbst." Also wie immer.

,,Aber was soll ich jetzt tun Meister Sinube?" ,,Löse deinen Konflikt und die Antwort wird vor dir liegen.", antwortete er ernst und gleichzeitig doch geheimnisvoll und humpelte dann davon. Ich dachte eigentlich, ich hätte mich durch Meister Yoda an die Rätsel und Philosophie gewöhnt, doch mir wurde gerade vor Augen geführt, wie falsch ich doch lag.

Die Antwort weiß einzig und allein die Macht. Genervt schnaubte ich. Natürlich tut sie das. Sie weiß alles. Aber ich eben nicht. Ich bin nur ein kleiner Jüngling, der versucht zu verstehen, was seine Aufgabe ist. Ich bin nicht allwissend oder geduldig oder konzentriert. Ich habe Disziplin, aber keinen Glauben an mich. Ich bin nur ein verwirrtes kleines Kind. Was soll ich denn ausrichten? Ich konnte ja nicht einmal die Grundformen ausführen, ohne gerade stehen zu bleiben.

Mein Blick wanderte zurück zu den Übungsschwertern, die sich die ganze Zeit hinter mir befunden hatten. Ehe ich mich versah, stand ich mit festem Stand auf der Matte und hielt es vor mir. Ehrfürchtig starrte ich auf die Spitze der Klinge, während sich in meinem Kopf das Bild eines echten Lichtschwerts zusammensetzte. Die Vorstellung ein echtes in der Hand zu halten, jagte mir einen Schauer über den Rücken. Feine Härchen stellten sich überall an meinem Körper auf, während das gewohnte Kribbeln zurückkam. Es war schwächer als sonst, dennoch war es wie jedes Mal ein Gefühl von Heimat, von Dazugehörigkeit.
Ich dachte nicht mehr an Tim, mein Versagen oder meine Schwäche.

Ich dachte gar nicht mehr.

Meine rechte Hand drehte den Griff zweimal, sodass die Klinge im Kreis schwang. Dann kam die linke dazu und meine Beine stellten sich in Angriffsposition. Ich spürte, wie sie zitterten, ich spürte meine Unsicherheit.

Ein Schlag rechts, einer links. Mit beiden Händen am Griff von oben und dann gerade aus in die Mitte. Nach einer Drehung einen Schlag von der Seite und wieder von oben. Ohne Nachzudenken versuchte ich mich an einem Flic Flac, obwohl ich solch einen wohl vor 3 Jahren zum letzten Mal versucht hatte. Überwältig von der Kraft die ich auf einmal hatte, flog ich regelrecht nach hinten, landete jeodch glücklicherweise noch wacklig auf meinen Füßen. War ich das? Hatte ich grade... einen Flic Flac mithilfe der Macht vollführt? Ich wusste wie Machtsprünge funktionieren, aber das war der Wahnsinn. Natürlich wusste ich, dass es möglich war solche Bewegungen mithilfe der Macht zu vereinfachen, aber ich hatte es noch nie ausprobiert.
Überrascht von mir selbst lächelte ich verwirrt und machte dann weiter mit den Kampfelementen.

Ich parierte Schläge meines imaginären Gegners und versuchte die Elemente, die Meister Sinube uns bis jetzt gezeigt hatte, miteinander zu verbinden. Die neuen fielen mir etwas schwerer, da ich in der heutigen Stunde so unkonzentriert war und kaum aufpassen konnte.
Schlag für Schlag, Bewegung für Bewegung tastete ich mich an die neuen Schritte heran und versuchte hin und wieder auch nocheinmal Machtsprünge einzubauen.

Endlich hatte ich die Konzentration, die ich brauchte. Ohne Tim.

,,Ihre Bewegungen sind recht flüssig." ,,Definitiv mehr Konzentration, als in ihrem Unterricht, das ist wahr." ,,Wie ich es euch erzählte Meister Farr. Die Kleine braucht einfach ein wenig Geduld und Ruhe." ,,Die wird sie aber nicht immer bekommen.", meinte Meister Windu. ,,Sie hat Talent. Das steht außer Frage.", erwiderte Kenobi.
,,Talent sie hat. Aber unsicher sie ist. Ihre Verwirrung spüren ich sie kann. Und doch großes Potenzial in ihr liegt." ,,Denkt Ihr sie ist bereit?" Nach einer langen Stille erst, beantwortete der Großmeister die Frage seines Freunds.

,,Hm. Bereit der Jüngling ist. Die sechste auf der Expedition, sie wird sein."

I am a Youngling?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt