Kapitel 42

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Wenn es etwas gab, in dem ich hier im Tempel wirklich unschlagbar war, dann ist es Jedi Ritter anzurempeln, vorzugsweise meistens Ratsmitglieder. Ich hatte nicht mitgezählt, aber in den fast 5 Jahren, die ich schon hier lebte, kamen bestimmt einige zusammen. Heute hatte Obi Wan das Vergnügen. Mit meinem Datapad in der Hand und Stress im Zeitplan, hetzte ich gerade um die letzte Kurve auf dem Weg zum Archiv, als der Jedi mir noch harscharf ausweichen konnte. Seine Reaktionszeit war jedoch nicht genug für mein Datapad, welches so gleich Bekanntschaft mit dem Boden machte, nachdem es mir aus der Hand gerutscht war. ,,Na wo willst du denn um diese Zeit noch so schnell hin, Kleines?", fragte er mit hochgezogener Augenbraue, während er versuchte ernst zu bleiben. ,,Entschuldigt Meister.", erwiderte ich, als ich mein Datapad vom Boden aufklaubte. Ohne Zeit für Erklärungen sprintete ich an ihm vorbei geradewegs auf den Eingang des Archivs zu. ,,Was denn? Keine Antwort?", rief er mir sarkastisch hinterher, was mich zum Schmunzeln brachte. ,,Ah ich seh schon, das Archiv. Na dann viel Glück!" Auf der einen Seite war es schön zu wissen, dass anscheinend jeder, der wusste, dass ich meine Recherchen fertigstellen musste, auch wusste, was für eine Qual es manchmal sein konnte stundenlang im Archiv zu sitzen und die alten Schriften zu durchforsten, man fühlte sich einfach nicht mehr so allein. Auf der anderen Seite, war es beunruhigend zu erfahren, dass ich sie scheinbar auch im Padawanalter noch nicht so schnell wieder los werden würde.

Leider bestätigten die unzähligen Padawanschüler, die ich um diese Uhrzeit noch im Archiv vorfand, meine Vermutungen. Alle schienen sie konzentriert an ihren Studien zu arbeiten, doch sahen die meisten so müde und gelangweilt aus, als säßen sie bereits seit Tagen hier fest.

Als Jüngling war ich um diese Zeit eher eine der Ausnahmen, was erstens daran lag, dass es bald Abendessen geben würde und zweitens die meisten ihre Studien rechtzeitig fertig stellten und so zur Zeit keine Schularbeit zu erledigen hatten, genau so wie ich es eigentlich immer tat und auch für diese Recherche vor gehabt hatte. Doch die Versammlung, mein Lichtschwert und der ominöse Kristall hatten all das weit in den Hintergrund rücken lassen.

,,Na, immer noch am Arbeiten?" Erschrocken fuhr ich auf. ,,Oder eher, am Pause einlegen?", fragte die Stimme hinter mir vergnügt. Ich musste eingenickt sein. ,,Anakin!", rief ich erschrocken und dennoch erleichtert. ,,Du hast mich unterbrochen.", warf ich ihm entgegen. ,,Wobei? Beim Nickerchen machen?", lachte er. Resigniert seufzte ich. ,,Wie viel Uhr ist es?", fragte ich während ich mir die Augen rieb. ,,Zeit um schlafen zu gehen."

 ,,Aber ich muss meine Studien noch fertig kriegen.", gähnte ich. ,,Du musst jetzt erst mal schlafen." ,,Nein du verstehst nicht. Ich muss sie morgen schon abgeben.", erklärte ich ihm jammernd meine Situation. ,,Also um genau zu sein... in 3 Stunden." ,,Welches Thema?" ,,Das Volk der Mon Calamari.", murmelte ich. ,,Mon Cala, hm? Schönes Volk, aber zu viele Details und Hintergrundinformationen, wenn du mich fragst." ,,Ganz genau.", stöhnte ich. ,,Ich war einfach viel zu aufgeregt, als dass das noch allzu weit im Vordergrund hätte stehen können. Wegen der Expedition... Und als wir dann unsere Kristalle suchen sollten, hatte ich es komlett verdrängt gehabt." ,,Du und dein Clan wart schon auf Illum?" Müde nickte ich. ,,Gestern." ,,Darf ich mal sehen?"

 Stolz löste ich mein Lichtschwert von meinem Gürtel und streckte es ihm hin. ,,Nicht schlecht.", murmelte er. ,,Du musst wirklich gut darauf aufpassen. Wenn es eines gibt, das mein Meister mir bis heute immer noch einbläut, dann ist es das. Diese Waffe..." ,,Ist mein Leben. Ich weiß. Du bist jetzt nach Meister Sinube, Meister Farr und Huyang der vierte, der mir diesen Vortrag halten will und dabei habe ich es gerade mal einen Tag lang." Grinsend musterte er mich. ,,Viel Spaß noch mit deinen Studien, Kleines." ,,Kleines? Hat sich der Spitzname also jetzt endlich durchgesetzt, hm?", rief ich ihm hinerher, als er schon im Begriff war zu gehen. ,,Hey, ich lerne nur von Obi Wan.", meinte er als er sich ein letztes mal umdrehte und dann auf den Ausgang zusteuerte.

Belustigt schnaubte ich. Padawan Skywalker war manchmal wirklich eigen. Seitdem er mich damals mit seinem Meister im Krankenflügel besucht hatte, waren wir uns öfter auf dem Gang begegnet oder hatten uns gemeinsam im Garten unterhalten. Einmal hatten wir sogar gemeinsam meditiert. Ich glaube man könnte wirklich sagen, es hat sich eine Freundschaft zwischen uns entwickelt. Es war hin und wieder einfach mal ein wenig abwechslungsreicher mit Älteren zu reden. Sie hatten schon viel mehr Erfahrung und konnten die Dinge oft anders betrachten als meine gleichaltrigen Freunde.

Leider ergaben sich diese Situationen nicht immer so häufig, da die meisten Padawane mit ihren Meistern auf Missionen waren und das oft wochenlang. So sah ich einige von ihnen manchmal nur alle zwei Monate, doch irgendwie gewöhnt man sich nach 5 Jahren daran.

Als ich kurz vor Mitternacht endlich meine fertiggestellten Recherchen  in Händen hielt, fielen mir beinahe die Augen schon im Stehen zu. Ich war mehr als erleichtert, als ich nach beinahe sechs Stunden wieder etwas anderes vor Augen hatte, als die etlichen Regale des Archivs.

Die nächsten Monate fingen wir an im Zweikampf zu trainieren. Immer nur ein paar Minuten am Ende unserer Stunde, aber es machte Spaß. Wo wir anfangs nur unsere Grundtechnik vertieften, beschäftigten wir uns nun immer häufiger mit den anderen Kampfarten und lernten mit jedem Tag Neues dazu. Als Mel bei der heutigen Unterrichtseinheit nicht aufgetaucht war, konnte ich mir bereits denken was los war. Jene Vermutung bestätigte sich, als sie mich abends auf ihr Quartier bat.

Der blaue Schein erhellte ihr Gesicht und wurde von den dunklen Wänden reflektiert. ,,Ich bin so stolz auf dich.", lächelte ich ihr entgegen. ,,Ich hab dir doch gesagt, ich werde ihnen zeigen, dass ich bereit bin." ,,Komm zeigen wir es den Anderen. Die müssten gerade beim Abendessen sein.", meinte ich aufgeregt und zog sie am Arm hinter mir her aus ihrem Quartier heraus. ,,Ist ja gut, ist ja gut.", antwortete sie lachend auf meine stürmische Art.

,,Hey Leute, schaut mal wer endlich sein eigenes Lichtschwert hat.", begrüßte ich unsere Freunde, als wir an ihren Tisch traten. ,,Wirklich?", fragte Ahsoka. ,,Zeig mal her.", forderte Tim sie mit vollem Mund auf. Zögerlich und offensichtlich überfordert von so viel Aufmerksamkeit auf einmal löste sie ihr Lichtschwert von ihrem Gürtel und zeigte es einmal herum. ,,Ist das etwa dein Lichtschwert?", fragte Zatt staunend, welcher gerade von der Essensausgabe kam. Verlegen nickte sie. ,,Mach mal an!", rief Tim aufgeregt. ,,Lieber nicht.", antwortete sie und hängte es zurück an seinen Platz. ,,Nicht hier in der Kantine. Aber es ist blau, falls du das wissen willst.", grinste sie. ,,Na dann sind wir ja jetzt endlich komplett, was das angeht.", erwiderte Zatt während er sich hinsetzte.

 ,,Die Prüfungen werden schwerer werden.", murmelte Barriss in die entstandene Stille hinein. ,,Da hast du wohl recht." ,,Jetzt wo wir alle Lichtschwerter haben werden sie uns sicher nicht mehr wie Babys bahndeln." ,,Sie behandeln uns nicht wie Babys.", wiedersprach ich Zatt. ,,Ich meine damit doch nur... Wir werden älter. Und das wissen wir alle. Wir sind nicht mehr die kleinen Anfänger." ,,So läuft das Leben nun mal.", fügte mein bester Freund hinzu.

,,Wann denkt ihr wird der Erste von uns ein Padawanschüler werden?" ,,Jetzt beruhig dich mal wieder, davon sind wir noch lange entfernt. Wir sind im 5. Lehrjahr, schon vergessen?" ,,Aber auch nicht mehr lang.", entgegnete ich. ,,Sie hat recht. Wir sind schon wie alt? Elf? Manche von uns schon zwölf? Wir werden nicht ewig Jünglinge bleiben können.", unterstüzte Ahsoka mich. ,,Irgendwann kommt der Tag, da wird der Erste unseren Clan verlassen, darauf müssen wir uns einstellen." Bestürzt kaute jeder still auf seinem Essen herum. Barriss hatte recht. Irgendwann würde einer von uns den Clan verlassen. Dann der Nächste und der Nächste, bis niemand mehr übrig war. ,,Ich wollte damit jetzt auch echt nicht so eine Stimmung auslösen, wirklich nicht. Ich wollte nur mal fragen, was ihr denkt...", murmelte Tim. 

,,Ich denke es wird Barriss sein." Überrascht blickte diese von ihrem Pudding auf. ,,Ja ich auch.", fügte Ahsoka hinzu. Man konnte sehen wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. ,,Nein ich denke eher es wird unser kleiner Zwerg hier.", mischte Tim sich ein, während er noch kaute. ,,Zwerg? Ich dachte 'Kleines' hätte sich durchgesetzt." Ahsoka zwinkerte mir zu. ,,Hat es auch. Zumindest laut Padawan Skywalker.", antwortete ich während ich die Augen verdrehte. ,,Ich finde Zwerg trotzdem besser." ,,Na vielen Dank auch.", seufzte ich. ,,Oh, der Zwerg wird wütend." ,,Ach halt die Klappe.", lachte ich und stieß meinem besten Freund in die Seite.

I am a Youngling?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt