Ja, es ist wahr. Ich bin stärker als andere. Das wurde mir jetzt erst wirklich bewusst. Ich habe Stärken, die andere nicht besitzen, aber was soll mir das bringen? Warum ich?
Meister Yoda sagte, ich solle mir das ganze nicht zu Kopf steigen lassen. Vielleicht nicht in dieser Ausdrucksweise, aber das war es was er gemeint hatte.
Ich weiß, dass es andere Leute gibt, die mit so etwas nicht umgehen können, es sich zu Kopf steigen lassen und sich für etwas besseres halten. Und ich weiß auch, was mit solchen Menschen passiert...
Als ich nach zwei Tagen zurück zu meiner Gruppe kam, herrschte eine Stimmung, als wäre ich nie weggewesen. Alles war gut, keiner starrte mich an, keiner fragte mich aus. Dennoch spürte ich in meinem Inneren, wie sehr sie es alle gerne getan hätten...
Wir saßen gerade im Garten und schauten den älteren Schülern bei ihren Technikübungen mit dem Lichtschwert zu, als es mich wie ein Blitz durchzuckte: Mein Vater! Ich konnte seine Präsenz nicht mehr spüren. Ich suchte halb Coruscant nach seiner Unterschrift in der Macht ab, doch nicht einmal ein winziges Zeichen auf seine Anwesenheit war zu finden. Er ist wieder zu Hause. Bei Mama. Bei meinem Bruder. Bei meiner Familie... Er ist weg.
,,Wer ist weg?" Erschrocken schaute ich zu Tim auf. Ich hatte laut gedacht. ,,Hm? Ehm, nicht so wichtig, vergiss es.", redete ich mich schnell heraus. Er ließ von mir ab und ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder zu den trainierenden Jünglingen, doch ich spürte, wie sein Blick von der Seite immer noch auf mir harrte.
Seufzend rappelte ich mich auf. ,,Was hast du vor?", fragte Tim nun irritiert und zog somit auch die Blicke all meiner anderen Freunde auf sich. ,,Ich... Ich gehe noch ein bisschen meditieren.", murmelte ich. Schnell entfernte ich mich von der Gruppe, damit ich keine neugierigen Fragen mehr beantworten musste. Doch anstatt nach rechts zum Eingang des Tempels abzubiegen, machte ich eine schnelle Linkskurve und machte mich unauffällig auf den Weg zu den riesigen Bäumen am Ende des Gartens. Mit einem kräftigen Machtstoß beförderte ich mich geradewegs auf einen der oberen Äste, welcher aber noch dick genug war, mein Gewicht zu tragen.
Sehnssüchtig starrte ich nun auf die großen Weiten des Stadtplaneten. Er ist weg und ich hatte nicht einmal die geringste Chance ihm zu begegnen. Ob er sich wohl verändert hatte? Ich meine ich war ja schon einige Jahre weg, aber verändert sich das Aussehen als Erwachsener eigentlich noch stark? In meinen Gedanken sieht er immer noch so aus wie an dem Tag, als ich gehen musste. Simon auch. Und Mama genau so. Obwohl sie alle wahrscheinlich schon ganz anders aussehen. Aber in ihren Gedanken sehe ich wahrscheinlich auch immer noch so aus wie an dem Tag meiner Abreise. Wenn sie überhaupt noch an mich denken...
,,Du brauchst dich gar nicht anschleichen, ich spür dich doch.", rief ich gedankenverloren hinunter zu Tim, welcher nun die Stirn runzelte.
Mit zwei Machtsprüngen war er schon neben mir und obwohl ich sein Gesicht nicht sah, konnte ich durch die Macht spüren wie ein bemitleidender Blick auf mir lastete. ,,So viel zum Meditieren.", grinste er.
,,Ist alles in Ordnung?", fragte er nach einer langen Pause in welcher keiner von uns nur einen Laut von sich gegeben hatte. ,,Ja... Ich... bin nur gerade einwenig durcheinander. Mein Vater, du weißt schon." Verstehend nickte er.
,,Ich kann mich nicht mehr an meinen Vater erinnern.", murmelte mein bester Freund auf einmal. Erschrocken schaute ich ihn an, doch er blieb ganz ruhig. ,,Was? Meinst du das ernst?" ,,Es ist einfach schon zu lange her. Überleg doch mal, wir waren gerade einmal 6 Jahre alt, als wir hier her kamen. Außer verschwommenen Bildern ist da nichts mehr.", meinte er schulterzuckend. ,,Bist du denn gar nicht traurig deswegen?", fragte ich leise. ,,Eigentlich nicht. Ich habe meine Familie schon Jahre nicht mehr gesehen und du auch nicht. Und wir werden sie auch sehr wahrscheinlich niemals wieder sehen." Da machte er eine kurze Pause.
,,Vielleicht ist es so einfacher.", stellte er dann fest. ,,Wie meinst du das?" ,,Na... Sieh doch mal: Wenn du die meiste Zeit nur an deine Familie denkst, bist du durchgehend abgelenkt. Du kannst dich so nicht auf das Wesentliche konzentrieren und den Grund warum du überhaupt hier bist. Wenn du sie einfach vergisst, ist es nicht mehr so schwer."
Es erschreckte mich ein wenig wie logisch ich seine Denkweise fand. In all der Zeit hier waren meine Gefühle und Emotionen eher hinten angestellt worden und mit der Zeit hatte ich gelernt nicht mehr so emotional zu sein. Abschiede fielen mir einfacher und ich hing nicht mehr so vielen Dingen nach. Und genau das gab mir zu denken. Tim hatte Recht. So wäre alles einfacher. Ich könnte mich viel mehr auf das hier und jetzt konzentrieren. Außerdem würde ich mich in ein paar Jahren sowieso nicht mehr an sie erinnern können. Warum also nicht jetzt schon?
,,Du hast recht." Überrascht drehte er seinen Kopf wieder zu mir. ,,Es ist einfacher so." Ich schaute erneut auf die Weiten des Stadtplaneten. ,,Danke.", wisperte ich. ,,Wofür?" ,,Dafür dass du hier bist. Du bist mein letztes Stück Normalität in diesem Chaos."
Schmunzelnd musterte er mich und legte dann seinen Arm um mich. ,,Immer gerne."
DU LIEST GERADE
I am a Youngling?
FanfictionDas Leben als Jüngling. Eine einfache Sache möchte man meinen. Die Kinder der Macht. So werden wir genannt. Eine besondere Ehre, die nicht jedem zu Teil wird. Eine besondere Chance, die nicht jeder ergreift. Eine besondere Herausforderung, der nicht...