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„Jo! Jo!", rief Frau Meier.
Ich schreckte auf.
„Und da du dich ja so produktiv am Unterricht beteiligst, kannst du mir sicher sagen was ein anderes Wort für biologische Vielfalt ist!"
Ich schwieg.
„Habe ich es mir doch gedacht! Das wird noch Konsequenzen haben, Jo!
Wer kann mir denn sagen was die richtige Antwort ist?"
Wie immer meldete sich Clemens.
„Ja, Clemens, bitte!"
„Ein anderes Wort für biologische Vielfalt ist Biodiversität!", sagte er.
„Richtig! Sehr gut gemacht, Clemens!", lobte sie ihn.
„Entschuldige, Frau Meier!", fragte Tobias zögerlich. „Können Sie mir erklären was Biodiversität ist?"

Die ganze Klasse stöhnte laut.
Da klingelte es.
„Na los! Raus mit euch!", seufzte Frau Meier.

Alle sprangen auf und kramten schnell ihre Sachen zusammen.
Dann stürmte die ganze Klasse zur Tür.

Auch ich schulterte meinen Rucksack und wollte mich dem Getümmel anschließen.
„Jo! Kann ich dich nochmal kurz sprechen?!"
Ich hatte es geahnt. Genervt trat ich vor ihr Pult.

„Das ist jetzt schon das fünfte Mal! In nur einer Woche! Was ist los mit dir?", fragte sie mich.
„Schlecht geschlafen!", murmelte ich.
„Hast du etwa die ganze Woche schlecht geschlafen?!"
Genervt zuckte ich mit den Schultern.
„Kann ich jetzt in die Pause?", fragte ich.
Frau Meier seufzte und nickte.

***

Ich lehnte an der Wand des Schulflurs und starrte auf mein Handy.
Der Klassenchat war mal wieder überfüllt mit unnötigen Nachrichten, aber was kann man schon anderes erwarten.

„Hey, Jo!", rief Ethan und schlug mir zur Begrüßung auf den Rücken. Ich erwiderte seinen Gruß und klapste ihm ebenfalls auf den Rücken.
„Na, was Neues aus'm Klassenchat?", fragte er mich.
„Das übliche! Unnötig, langweilig, überflüssig!", antwortete ich und schaute wieder auf mein Handy.
„Kommst du heute zum Training?", wollte er wissen.
„Klar!" „Cool! Kommst noch mit zum Kiosk? Wollt mir noch nen Kaugummi holen!", sagte er und lehnte sich zu mir an die Wand.
„Nur wenn ich auch eins kriege!"
Ich steckte das Handy zurück in meine vordere Hosentasche, während wir uns gemeinsam auf den Weg zum Kiosk machten.

„Frage mich echt, warum die Mädchen das Handy immer in die viel zu kleine hintere Hosentasche stecken. Fällt doch sowieso wieder raus!", fragte ich mich. „Das kann ich dir nicht sagen! Ich bin kein Mädchen!", meinte Ethan und drängelte sich an der langen Schlange vorbei.
Ein junger Schüler rief wütend: „Hey! Ihr müsst euch hinten anstellen!"
Ich ignorierte ihn und drängte ein Mädchen zur Seite, damit ich genug Platz hatte.

Als Ethan endlich sein Kaugummi bekam, hörte ich wie der kleine Junge sich zu seinem Freund wandte, zu uns herüber schielte und flüsterte: „Wieso lassen wir uns das eigentlich gefallen?"
„Weil du sonst meine Faust zu spüren bekommst!", sagte ich und ballte meine Hand zusammen!
Sofort verstummte der Junge und wandte den Blick ab.

***

Sie schüttelte den Kopf.
Das kann einfach nicht wahr sein. Mrs Lawrence muss sich vertan haben!
Dachte sie und sah wie Jo seinem Freund einen Handschlag gab.
Sie schüttelte ungläubig dem Kopf, holte einen Zettel aus ihrer Tasche und hängte ihn an Jo's Spind.

***

Als es klingelte und alle (besonders die jüngeren Schüler) nach oben stürmten, machte ich mich langsam auf den Weg zu meinem Spind.

Ich gab den Code ein und wurde auf einen Zettel aufmerksam.
Ohne ihn zu lesen knüllte ich ihn zusammen und warf ihn hinter mich.
Dann holte ich meine Bücher heraus und machte mich auf den Weg zum Unterricht.

FireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt