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Lucas P.o.V.
Es dauerte nicht lange, da kam Ethan wieder zu uns.
Er fuhr sich mir der Hand übers Gesicht und seufzte.
„Alles in Ordnung?", fragte Rose.
Er nickte, sagte dann aber zögerlich: „Es ist nur so..."
Er hielt für einen Moment inne.
„...es ist manchmal so anstrengend mit Jo."
Das konnte er laut sagen. Ich hatte mich sowieso schon gefragt wie Ethan es so lange mit ihm ausgehalten hatte.
Natürlich hatte Jo sich gebessert, wir hatten nun schon öfter normal miteinander reden können, ohne zu streiten.
Aber Jo viel immer wieder zurück, wofür diese Situation hier ein super Beispiel war.
„Naja, jeder kann mal etwas anstrengend sein. Das ist normal.", meinte Rose.
„Wir können dich alle verstehen, denn wir haben jetzt auch einige Zeit mit Jo verbracht. Und wir sind alle sehr beeindruckt davon wie du mit Jo umgehst.
Läuft das wirklich immer so ab?", fragte ich.
„Nein, nicht immer...
Zumindest, wenn es nichts zum Diskutieren gibt.
Das Problem bei Diskussionen ist, dass Jo immer Recht haben will. Er vertritt stur seine Meinung und dass er so gut argumentieren kann, hilft überhaupt nicht.
Egal, wie richtig du liegst, Jo findet immer etwas das er sagen, bzw. entgegnen kann. Und du fragst dich nur wie das möglich ist. Dann beginnst du dir Gedanken zu machen und wirst unsicher, was er sich natürlich sofort zum Nutzen macht.
Und er versteht einfach nicht, warum es von Vorteil sein kann, höflich gegenüber Erwachsenen oder Fremden zu sein-" „Eigentlich hat das an erster Stelle etwas mit-", setzte Frau Falke an, wurde aber abrupt unterbrochen.
„Oh, das hat nichts mit Vorteilen zu tun!
Aber es ist wirklich sehr interessant, wie du hinter meinem Rücken über mich redest."
Erschrocken schauten wir zu Jo. Er stand mit verschränkten Armen in der Tür und starrte Ethan wütend an.
Dieser erhob sich schnell und begann auf Jo einzureden.
„Jo, es tut mir leid! Es ist nicht immer einfach dein Freund zu sein. Ich musste einmal diese Worte loswerden." „Ach und anstatt einfach mit mir darüber zu reden, läufst du weg und lästerst über mich?! Ich dachte du selbst wärst der Meinung, dass man am Besten direkt mit der Person redet, um Probleme zu lösen.", fuhr Jo ihn an.
Ich hatte Jo noch nie so barsch mit Ethan reden hören.
„Ich wollte aber, bevor ich mit dir darüber rede die Meinung anderer hören, da sie noch eine andere Sicht auf das Geschehen haben und mir vielleicht helfen könnten.
Ich darf doch wohl meine Freunde um Tipps im Umgang mit dir befragen!", entgegnete Ethan aufgebracht.
Ich merkte wie Rose bedrückt zwischen den Beiden hin und her sah. Auch für sie war es das erste Mal, dass sie die Beiden streiten sah.
Allerdings konnte man ihr direkt ansehen, dass sie sich freute, als Ethan sie als Freundin bezeichnete.
„Du glaubst doch nicht, dass die dir einen Rat im Umgang mit mir geben können." Dabei deutete er mit dem Finger auf uns.
„Darf ich dich daran erinnern, dass du nur hier bist, gerade weil wir nicht miteinander ausgekommen sind?! Deine Rechtfertigung dir ,Tipps im Umgang mit mir' zu holen ergibt überhaupt keinen Sinn und ich bin mir sicher, unterbewusst weißt du das!"
Na gut. Ganz unrecht hatte Jo in diesem Punkt nicht. Ohne Ethan, würden wir uns nie verstehen. Er hat schon dafür gesorgt, dass wir besser miteinander auskommen.
Ethan brauchte einen Moment, um darauf etwas zu antworten.
Scheinbar schien er das wirklich unterbewusst zu wissen. Oder er war einfach von seinen Worten verletzt.
Allerdings könnte auch beides zutreffen.
„Aber du bist doch auch der Meinung, dass man sich mit seinen Freunden beraten kann.
Vielleicht können sie mir nicht die besten Tipps über dich geben, aber sie haben doch Erfahrung im Umgang mit Menschen.
Denk dran. Du hast damals auch vorher mit mir gesprochen, bevor du zu deinen Eltern gegangen bist. Oder damals mit Herr Mason. Wir haben uns zuerst ausführlich darüber unterhalten, bevor du mit ihm geredet hast.", meinte Ethan.
„Ist dir bewusst, dass du gerade meine Eltern und Herr Mason mit dieser Situation hier vergleichst.
Ich denke wir sind beide der Meinung, dass man die Erwachsenen nicht mit besten Freunden vergleichen kann.", entgegnete Jo.
Da hatte er Recht. Natürlich war es ein Unterschied, ob es um seinen besten Freund ging oder um einen Lehrer.
Darauf schwieg Ethan eine Weile, da er dagegen nicht viel einwenden konnte.
Das brachte ihn auf und er rief wütend:
„Siehst du! Alles was ich über dich gesagt habe tritt gerade ein. Du vertrittst stur deine eigene Meinung und drehst das Ganze so, dass ich mir nicht mehr sicher bin, ob du nicht doch Recht hast. Und nur um das klar zu stellen, ich bin immer noch der Meinung, dass man mit Freunden über so etwas reden kann.
Außerdem warst du wieder überaus unhöflich den Erwachsenen gegenüber. Du hast sie verallgemeinert und das könnte zum Nachteil für dich sein, wenn-"
„Wie ich schon sagte hat das überhaupt nichts mit Vorteilen zu tun!", unterbrach ihn Jo gereizt.
„Nach Frau Falke hat es etwas mit Respekt und Höflichkeit zu tun."
Verwundert schauten alle zu Frau Falke, welche nun verwirrt und überrascht aufschaute.
„W-Woher?", stammelte sie. „Das wollten Sie doch sagen, bevor ich Sie unterbrochen habe, richtig?! -Richtig!"
Ungläubig nickte Frau Falke nur und schaute Jo entgeistert an.
„Das ändert nichts an der Tatsache, dass du dich Erwachsenen gegenüber unmöglich verhältst!", griff Ethan das Thema wieder wütend auf.
Bevor Jo darauf eingehen konnte, legte sich plötzlich eine Hand auf seiner Schulter.
Mrs Lawrence war dazu gekommen.
„Das reicht jetzt!", sagte sie bestimmt.
„Jo du gehst jetzt nach draußen und reagierst dich ein bisschen ab. Und du Ethan beruhigst dich in deinem Zimmer.
Wenn ihr beide runter gekommen seid, redet ihr ordentlich miteinander und regelt das.
Und keine Wiederrede!", sagte sie bestimmt und schaute zu Jo, der schon etwas erwidern wollte.
Er warf Ethan noch einen wütenden Blick zu, dann verschwand er nach draußen.
Ethan wartete noch kurz, bis Jo nicht mehr zu sehen war und ging auf sein Zimmer.
Dann blieb es erstmal eine Weile still. Schweigend beendeten wir unser Frühstück.
Was für ein schöner Start in den Tag.
Während wir aßen dachten alle das Gleiche.
Zum einen waren wir etwas geschockt vom Streit. Zum Anderen fragten wir uns, wie sich das auf das Team auswirken würde.

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