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(Trigger-Warnung: Tod und Verlustverarbeitung)

"Ich werde das Angebot von Sedonas annehmen und zurück zu meiner Familie gehen.", erklärte Ethan und schaute etwas betreten zu Boden. "Ethan, tu das nicht!", rief Jo bestürzt aus. "Lass dir von diesem Idioten keine Flausen in den Kopf setzen. Er würde dich doch nie wirklich gehen lassen, dafür weißt du zu viel."
„Jonas, er hat sich entschieden und das hast du zu akzeptieren. Du reitest dich immer weiter rein. Dadurch, dass du jetzt widersprichst, beweist du doch lediglich, dass du allein an dich denkst und die Entscheidungen anderer nicht akzeptierst:", unterbrach ihn Sedonas und nickte Ethan wohlwollend zu.
„Ich weiß, dass du gerade eine schwierige Entscheidung getroffen hast, aber ich werde dir zeigen, dass es die richtige war."
„Bitte, Ethan, wir finden einen Weg hier raus, gemeinsam. Und wenn wir dieses Arschloch hier erledigt haben, schauen wir, wie wir dir und deiner Familie helfen können. Bitte vertrau mir, zusammen können wir es schaffen!", bat Jo flehend. Ich hatte noch nie diesen Ausdruck der Verzweiflung auf Jos Gesicht gesehen. Doch Ethan schüttelte seinen Kopf. "Tut mir leid, Jo. Sedonas hat Recht. Das hat nichts mit mir zu tun. Ich wurde unfairerweise in die Sache mit reingezogen. Und du bist nun mal stur und rechthaberisch, was wirklich extrem anstrengend ist. DU warst und bist mein Freund, aber ich muss mich hier entscheiden. Ich werde jetzt meinen eigenen Weg gehen und mich nicht in Angelegenheiten einmischen, die mich nichts angehen oder in denen ich nichts ausrichten kann."
"Aber du hast doch was ausgerichtet! Mit deiner Hilfe konnten wir die Angreifer zurückschlagen. Wenn wir ein Mann weniger gewesen wären, wäre uns das nicht gelungen. Du gehörst genauso zum Team, wie Lucas und ich, und alle Anderen. Du bist es doch, der alles zusammenhält. Wenn du jetzt gehst, werden wir es nicht schaffen!", versuchte Jo ihn zu überzeugen, Verzweiflung in seiner Stimme erkennbar. Aber Ethan schüttelte den Kopf.
"Es waren von Anfang an vier, Jo! Vier Elemente! Vier Kinder! Auch die Geschichte hat gezeigt, dass die vier Elemente gemeinsam am stärksten sind. Nie wurde eine fünfte, gewöhnliche Person erwähnt."
"Ich pfeif auf die Geschichte. Die Vergangenheit ist genau das: vergangen. Was zählt ist das hier und jetzt-"
"Du verstehst es nicht, oder? Ich bin das fünfte Rad am Wagen! Ich bin überflüssig und werde hier nicht benötigt!", unterbrach Ethan ihn barsch. "So ein Unsinn! Du bist nicht das fünfte Rad, sondern der Superantrieb, der es den vier Rädern erlaubt ihre volle Stärke auszuschöpfen."
Ethan schaute ihn nur perplex an und wiederholte: "Superantrieb?!"
"Fakt ist, ..." fuhr Jo nun leiser fort. "..., dass wir dich jetzt brauchen. Wir brauchen dich in dieser Schlacht. Wir brauchen dich an unserer Seite. Um zu kämpfen. Um zu gewinnen. Wir brauchen dich, um unser Ziel zu erreichen und den jahrzehntelangen Konflikt zu beenden. Wir brauchen dich, um hier lebend rauszukommen. Ethan, ich brauche dich!" Den letzten Satz brachte Jo nur mit brüchiger Stimme hervor. Durch seine feuchten Augen schaute er flehend zu Ethan. "Nein, Jo!", erwiderte Ethan und blickte Jo in die Augen.
"Den Einzigen, den du brauchst, bist du selbst. Ich war nur hier, damit du dir deine Lasten erleichtern konntest. Du hast immer nur von mir genommen und nie zurückgegeben, weil du es gewohnt bist, das zu bekommen was du willst. Ich war all die Zeit nur viel zu geblendet von dir und deiner manipulativen Persönlichkeit, um das wahrzuhaben. Immer dachte ich, dass es nur eine Phase sei und du dich eines Tages ändern würdest. Du hast es über die Jahre geschafft mich denken zu lassen, dass ich dir wirklich wichtig wäre und du mich für das akzeptierst was ich bin. Ich war davon überzeugt, dass du mich als Freund brauchtest, selbst wenn meine Meinung nie zählte und ich dir wie ein loyaler Hund gefolgt bin und alles für dich gemacht habe. Im Innern dachte ich immer, dass ich dir wichtig war und du deine Gefühle einfach nie gut ausdrücken konntest. Stellt sich raus, du warst bloß manipulativ und hast deine wahre Persönlichkeit gut versteckt. Ich habe genug davon mir etwas vorspielen zu lassen und an meinen naiven Gedanken festzuhalten, denn das was du von mir brauchtest, hättest du von jeder anderen Person bekommen können. Denn dem großartigen Jo würde sich jeder hingeben. Es war Zufall, dass diese Rolle auf mich gefallen ist. Du kannst mich jederzeit ersetzen. Also, hör auf so einen Unsinn zu reden, denn du ... ihr braucht mich nicht. Weder im Kampf noch sonst irgendwie. Ich war in den letzten Wochen doch nur eine Last. Die Kampftechnik war auf vier Leute ausgerichtet und auch eure einzelnen Kräfte funktionieren am besten zu viert. Durch mich musste alles um koordiniert werden. Aber das tut jetzt nichts zur Sache! Denn was mich schlussendlich davon überzeugt hat diese Entscheidung zu treffen, warst nicht du und auch nicht die Gefahr, nicht das Kämpfen.
Nein, es war der Gedanke an meine Eltern. Der Gedanke daran, dass sie allein wären. Dass sie nicht wissen, wo ihr Sohn gerade ist und in was für einen immensen, lebensbedrohlichen Konflikt er geraten ist. Wenn ich an das Bild meiner Mutter denke, wie sie sich sorgt, weil ich nicht nach Hause komme, ihre leidenden Gesichter, wenn sie erfahren, dass ich aus irgendwelchen Gründen gestorben bin, ihr Schmerz und ihre Trauer bei der Beerdigung ihres einzigen Sohnes und schlussendlich die Einsamkeit und Leere, welche meine Eltern durchleben müssten, wenn ich mich jetzt nicht entscheide nach Hause zu gehen. Olivia! Lucas! Ihr wisst doch selbst am besten, wie es sich anfühlt seine engsten Familienmitglieder zu verlieren. Ich kann meine Eltern nicht durch dieselben Qualen gehen lassen, wie ihr sie durch den Verlust eurer Eltern erleben musstet. Ich tue das Richtige! Es tut mir aufrichtig leid, dass ihr in eine so missliche Lage geraten seid. Ich wünschte wir könnten jetzt alle zusammen im Internat zu Abend essen und uns über den Tag unterhalten. Ihr habt mich herzlich bei euch aufgenommen und ich habe mich in der kurzen Zeit sehr wohl bei euch gefühlt. Ihr seid sehr nette Menschen und ich bin sehr froh euch kenngelernt zu haben und euch meine Freunde nennen zu dürfen. Ihr müsst verstehen, dass dies gerade ein sehr schwerer Moment für mich ist, in dem ich mich zwischen meiner Familie, sowie meinem eigenen Wohl und meinen neu gewonnen Freunden, bzw. meinem ältesten Freund entscheiden muss. Aber am Ende werde ich mich immer für meine Eltern entscheiden. Ginge es nur um mich, wäre die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen, aber meine Eltern... sind mir wichtiger als alles andere. Außerdem haben meine Eltern und ich keine Kräfte so wie ihr, um uns zu verteidigen. Vielleicht schafft ihr es noch die Sache rumzureißen. Jetzt wenn ich nicht mehr da bin. Und wenn nicht... dann tut es mir wirklich leid, aber ich werde dann trotzdem mit meinen Eltern weiterleben. Ein normales Leben." Er schaute einmal in die Runde, bis sein Blick bei Jo hängen blieb.
"Wäre ich nie mitgekommen, hättet ihr vielleicht noch eine Chance gehabt. Aber jetzt ist es zu spät. Ich wünsche dir für die Zukunft, dass du lernst, andere genauso zu respektieren und zu lieben wie dich selbst. Aber hier trennen sich unsere Wege. Ich habe probiert dir diesen richtigen Weg zu zeigen, aber ich bin gescheitert. Ich wünsche, dass dir jemand oder etwas anderes die Augen öffnet. Dir zeigt wie erfüllend es ist deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst. Das ist jetzt nicht mehr meine Aufgabe. Es hätte schon viel früher so kommen sollen. Ich war nur zu geblendet und gutmütig, um es einzusehen."
"Ethan, nicht!" Die geflüsterten Worte waren das Einzige was aus Jo herauskam, ein letzter verzweifelter Versuch, aber Ethan wandte sich mit den Worten: "Lebe wohl, Jonas Clark!" von ihm ab und wurde von Sedonas zur Tür begleitet.

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