Die Hure
Taran wartete bis Sienna wieder eingeschlafen war und spazierte am Nachmittag zurück in die Halle. Michel jr. hatte ihm von einem Feuer erzählt. Als er im Rittersaal eintraf, setzte er sich zu den anderen an die Tafel. Arin und Elain saßen mit Syman zusammen und hörten sich die ganze Geschichte an, während Michel seinen Eltern versuchte zu erklären was er allein so weit fort zusuchen hatte.
Bea kam sofort auf ihn zu. "Taran! Wie geht es ihr? Ist sie wach?"
"Wie es einem gehen kann der im Wald aufgehangen wurde."
"Bitte glaube mir, ich hatte nichts damit zu tun! Ihr Jungs seid wie meine Brüder. Warum sollte ich sowas tun?"
"Schon gut, ich beschuldige jemand anderen."
Avan und Eric kamen zurück. Helena lief sofort zu ihnen und wurde von ihren Vater ignoriert. Avan steuerte auf Taran zu. "Vater, erzähl mir doch wie es war!"
Taran stellte es heute noch die Nackenhaare auf wenn er den Blick von Avan sah. "Geh in dein Zimmer und warte auf mich, Helena."
Das Mädchen kannte diesen Satz eigentlich nicht. Sie blinzelte perplex. "Aber..." Doch Avan hörte nicht mehr zu.
Eric und Avan wechselten einen Blick. "Die komplette Hütte ist niedergebrannt."
Ach du heillige... "Sagt mir dass das nicht wahr ist."
"Keiner im Dorf wollte der Hure helfen."
Taran wuchs ums zehnfache. "Wie nennst du sie!?"
Eric hob sofort die Hände und Avan fuhr Augenrollend fort. "So haben sie es zumindest erzählt."
"Was erlauben sich diese Scheinheilligen Schweine?" Avan hob nur eine Augenbraue und sagte doch so viel. "Denkst du das etwa auvh?"
"Es wäre nicht schwer das anzunehmen. Was hast du getan, Taran?"
"Was!?"
Eric schnalzte mit der Zunge. "Was hast du dir dabei gedacht ihr so offensichtlich nachzustellen?"
War das deren verdammter ernst!? "Jetzt ist es meine Schuld!?"
Avan erhob nun auch die Stimme. "Undschuldig bist du ja wohl nicht, was!? Man hat dir ja gesagt du sollst vorsichtiger sein!"
Da wusste man ja nichts zu sagen... Er sollte Schuld daran sein an das, was sie Sienna alles angetan haben? Das war genug... Taran wandte sich um und wollte gehen, doch Eric packte seinen Arm.
"Taran, du sollst dir keine Vorwürfe machen, aber vorsichtiger sein. Die Probleme für dein Mädchen fangen erst an."
"Schon klar." Er riss sich los. "Wenn mich meine Brüder nun entschuldigen. Ich Entschuldige mich bei Sienna das die Verantwortung für ihre Misshandlung bei mir lag. Ich hoffe sie kann mir vergeben."
Eric verdrehte die Augen. "Taran, seit wann bist du so dramatisch?"
"Lasst mich zufrieden, geht das!?"
Taran war bewusst das ihn der ganze Rittersaal Löcher in den Rücken starrte, weil auch er einmal laut geworden war. Sollten sie ihre Meinungen doch für sich behalten.
***
Ich konnte es nicht glauben... Mein Haar ging nur ganz knapp unter mein Ohr. Abgesäbelt. Bein Rücken fühlte sich wie ein Panzer an, als die Wunden zu verheilen begannen. Mein Knöchel schmerzte... aber alles was ich konnte war, mein Spiegelbild zu betrachten und zu weinen.
"Hey, du bist ja auf." Taran kam herüber, mit mießer Laune. Als er sah das ich weinte, hockte er sich zu mir und nahm meine Hand. "Es tut mir so Leid was geschehen ist, Sienna."
"Oh, Taran... sieh mich nur an. Ich bin... so unvollständig."
"Das ist nicht wahr. Du siehst wie eine Elfe aus mit deiner Spitzen Nase." Er lächelde. "Aufregend."
"Hör schon auf..."
Er hob die Hand und spielte gedankenverloren mit den Spitzen. "Komm, ruh dich aus. Dein Rücken, sie haben dich geschlagen."
"Was solls."
Er hob eine Braue. "Sienna."
"Lass mich etwas sitzen..."
"Okey... Hast du hunger? Durst? Komm, ich hol dir was." Als er aufsprang um vom Fensterbrett das Tablett zu holen, sah ich wieder in den Spiegel.
Der Bereich um meinen Mund und meine Nase war rot und geschwollen, so als ob ich erkältet wäre. Wie schon erwähnt war mein Haar bis zu meinen Ohrläppchen gekürzt und ungleichmäßig geschnitten. Mein Wangenknochen wurde blau und meine Augen waren rot vom weinen... Nneben den offensichtlichen problemen hatte ich auch höllische schmerzen. Unfassbar. Heute Mkrgen war alles noch in Ordnung.
"So, bitte schön."
"Nein danke."
Taran zog sich einen schemel heran. "Erzähl mir was passiert ist."
"Ich weiß fast kaum etwas. Im schlaf vorhin, träumte ich ein paar Augenblicke. Doch alles was wirklich klar ist in meiner Erinnerung sind nur..." Eigentlich wollte ich es nicht aussprechen, aber vor Taran kam ich mir nichteinmal dumm oder gedämütigt vor. Es war mir klar, das er mich nicht auslachen würde... "Das einzige was wirklich noch deutlich in meinen Kopf ist, ist die Angst."
Wie erwartet hörte er mir aufmerksam zu, verzog keine Miene. "Was ist das letzte woran du dich erinnerst." Nervös spielte ich mit den Fingern. Wollte ich wirklich jetzt schon alles nocheinmal durchleben? "Schon gut, Sienna. Rede oder nicht. Es ist nicht wichtig."
Meine Hand griff nach seiner. "Ich weiß nicht wie ich nachhause gehen soll, Taran..."
Da runzelte er die Stirn und schluckte schwer. "Sienna... deine Hütte. Sie haben sie niedergebrannt." Meine Hände fühlten sich schlagartig taub an. Ich versuchte zu schlucken aber es ging nicht. "Es tut mir so leid. Avan und Eric waren dort..."
"Warum..? Ich meine... was mache ich denn jetzt?" Ohne wirklichen Grund stand ich auf, legte eine Hand an meinen Mund und trat ans Fenster. Ich blickte auf diesen unglaublichen Ausblick, auf diese Idylle. In die Richtung in der das Dorf lag, ging gerade die Sonne unter.
Große Arme fuhren meinen Arm herauf zu meinen Schultern, dann drückten sie mich sanft an eine starke Brust. "Du bist erstmal hier. Solange bis du was findest."
"Die Hütte war alles was ich hatte..."
"Sh..." erneut versuchte ich zu schlucken, auch diesmal klappte es nicht und meine Tränen begannen erneut zu laufen. "Du baust dir was neues auf. Wir lassen uns von niemanden runter kriegen."
Vermutlich überschätzte er mich da etwas. Wie sollte ich hier, wo meine Umgebung, zu sowas fähig war, einfach von vorne beginnen? Obwohl ich nicht wollte das er mich schon wieder weinen sah, drehte er mich um ohne meinen wiederstand auch nur zu bemerken und hielt mich fest. Und das war gut so...
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Der feurige Ritter
Historical FictionSienna hatte von ihm gehört. Jeder in Dorf hatte das. Keine Magd und keine Küchenhilfe waren vor Taran Campbell sicher. Den charmanten und verdammt gutaussehenden Ritter mit den schwarzen Haaren und diesem sexy Grübchen, konnte einfach niemand wiede...