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Giftschwester

Sienna fuhr sich heiter durchs Haar. "Es war ein wunderschöner Tag."

Taran war ganz ihrer Meinung und bedauerte ein wenig, wieder bei der Burg zu sein. Gerade Rechtzeitig um den allmorgendlichen Duft nach frischem Brot zu riechen. Deshalb verzog er sich einen Moment mit ihr hinter die Scheune und nahm sie nochmal in den Arm. Er wollte den Alltag so lange wie möglich entkommen.

Verliebt warf Sienna den Kopf in den Nacken und strahlte. Er küsste ihren langen Hals und schnupperte an ihrem Haar. "Bald nenne ich dich nicht mehr Maid Sienna, sondern Mylady."

"Und wirst nicht einmal rot bei dieser Lüge?"

"Wieso lüge? Bist du denn nicht meine Lady?"

Sie zog eine nachdenkliche Schnute. "Hm... wäre ich eine Lady würde es stimmen."

Er umklammerte sie und ließ das so stehen. So wichtig war das Thema auch nicht. Sie biss sich untypisch schüchtern auf die Lippe und strahlte ihm verliebt an. Plötzlich tauchte ein schwarzer Knaben Schädel neben ihnen auf. "Avan sucht schon nach dir."

Syman. Unwillig löste er sich, aber nicht viel, von Sienna. "Warum? Und wieso bist du so mieß drauf?"

"Weil ich erstens die Ehre hatte dich den ganzen Tag zu suchen und zweitens-" wie der zehn jährige Junge der er war schmollte er und deutete auf die Burg. "- darf ich nicht in die Halle. Avan hat es verboten."

"Hast du dich nicht benommen?"

"Doch." Knurrte er beleidigt und zuckte mit den Schultern. Kurz darauf verzog er frech den Mund. "Ich bin zu klein."

Taran runzelte die Stirn. Wenn Avan mal die Kleinen ausschloss, war nichts gutes dahinter. Syman kratzte sich den Kopf. "Arin hat mir für heute Mittag die Schmiede überlassen weil die Brüder alle in der Brug sein werden... Ich soll dir ausrichten das ich dein Pferd hole damit Arin es beschlägt."

Doch er hörte kaum hin. "Ja ja... mach was du glaubst."

Er umklammerte Siennas Hand, weil er ein solch mießes Gefühl hatte. Sienna verwuchte mit ihm Schritt zu halten. "Was hat das zu bedeuten, Taran? Wenn Avan alle rauswirft?"

"Alle?"

Sie deutete zur Wachkammer, in der sich die Jungen Mägde sammelten. Sie sahen ebenso besorgt aus wie Taran sich fühlte. Michel junior und Helena saßen neben ihren Mütten auf den Holzscheiteln der hinter der Schmiede und spielten Pferdchen. Aber keine extra Wachmänner.

Einen Moment überlegte Taran, Sienna zu Bea hinüber zu bringen. Doch er entschied, sie lieber bei sich zu haben. Ein wenig zu lässig zuckte er die Schultern. Er wirkte bestimmt wie Syman gerade eben. "Wir werden es gleich herrausfinden."

Die Halle war untypisch ruhig und die Stimmen der männlichen Diener gedämpft. Da erkannte Taran auch warum. An der Tafel neben zwei Gestallten, saß Nori. Avan saß ihm gegenüber. Daneben Eric, Ben und hinter Nori an der Wand stand Kora.

Taran räusperte sich gedämpft. Avan drehte ihm den Kopf zu und winkte ihm an den Tisch. "Arin, bring Taran einen Kelch." Irgendwo schlurfte ein Schatten. Avan deutete auf Nori und seine beiden Schwestern. "Er hat dir was zu sagen. Entscheide du ob du ihm glaubst und was passieren soll."

Ein Kelch tauchte neben ihm auf. Nori grinste flegelhaft. "Gut das du gesund bist. Eric hätte mich über alle Meere gejagt wenn dir was passiert wäre."

Taran war sich nicht sicher. Eigentlich hätte er Nori ja hassen müssen, oder? Aber er fand ihm symphatisch. Pauline neben Nori war seine eigentliche Zielscheibe. Deshalb nahm Taran lediglich einen Schluck und wartete.

Doch Paula ergirff das Wort. "Sienna... ich muss mich für all das entschuldigen. Pauline... machte eine schwere Zeit durch. Hast du dich gut erholt?"

Sienna sah sie lange an. Sie war sprachlos. Unter dem Tisch streichelte Taran mit dem Daumen ihren zarten Handrücken. Dann nickte sie knapp. "Sie ist wohl nicht die Einzige."

Paula kamen die Tränen. Doch Nori überging das. "Taran, wir sind hier um dir zu versichern, das dich niemand mehr verfolgt. Ich habe ihnen weißgemacht, dich bereits erwischt und getötet zu haben. Es geht von meiner Sippe keine verfolgung mehr aus."

"Das ist ja mal nett." Murmelte er und deutete auf die Giftschwester. "Ich glaube es nur leider nicht."

Nori nickte und sah Pauline befremdet an. "Ich benutze ihre Vergangenheit nicht als Entschuldigung. Sie ging zu weit. Sie selbst hat sich bereit erklärt, deine Gefangene zu werden. Das tun wir alle drei."

Taran sah zu Avan. Der wirkte nicht skeptisch, deshalb war er beruhigter. Er nahm noch einen Schluck und sah Seinna dann von der Seite an. Sie studierte die drei Geschwister hoch interessiert. Wirkte aber nicht eingeschüchtert.

Er nahm sich einen Moment um zu überlegen, tauschte einen Blick bin Avan und musterte Pauline nochmal skeptisch. Er traute dieser kauernden zornigen Person nicht... "Fürs erste werdet ihr in den Kerker gesperrt. Ich traue keinen von euch dreien. Ich will euch erst ein wenig im auge behalten, ehe ich weiteres weiß."

Ben, Eric und Kora nahmen die drei Fest und schafften sie fort.

***

Ich zog die Beine an, verstränkte die Arme darum und sah auf meine Zähen. Das Wasser plätscherte, als Taran es über seinen Kopf goss. "Was meintest du mit weiteres? Willst du sie etwa bestrafen?"

Taran wusch sich mit der Seife Gesicht und Brust. Der Zuber stand neben dem Kamin, was für Taran einen Paradis im Winter gleich kam. Er liebte es neben dem Feuer stundenlang zu baden, wenn es so wie im Moment, wild draußen Schneite. "Dazu bin ich nicht befugt. Aber ich kann sie ausliefern."

"Was würde mit ihnen geschehen?"

"Man würde sie hängen. Oder köpfen. Die Frauen bestimmt eher verbrennen."

Mich schauerte es bei dieser abscheulichen Vorstellung. "Oh mein Gott..."

"Ja... leider wird das von den Leuten sogar beinah gefordert. Ich habe noch nie gehört das ein Zigeuner nicht auf die Schaulustigste Art zu Tode gequält wurde. Das grausame; auch Unschuldige und Kinder."

Davon wollte ich nichts mehr hören. "Bitte hör auf..." wieder plätscherte Wasser. "Wirst du sie ausliefern?"

Taran strich sich das triefende Haar zurück und sah konzentriert auf die Wasseroberfläche. "Nein. Ich will es nicht. Aber ich traue ihnen nicht. Besonders nicht Paula's Zwilling."

Da stimmte ich ihn zu. Ich trotte zu dem Stuhl neben dem Kamin und zog dort die Beine erneut an. "Sie kommt mir sehr gebrochen vor. Ich denke, das macht sie gefährlich und unberechenbar."

"Denke ich auch." Er sah auf. "Wie geht es dir, wegen vorhin?"

"Ich koche vor Wut. Sie nimmt ein Problem aus der Vergangenheit als eine Ausrede für Fehler in der Gegenwart. Fehler, die über Leichen und Gerechtigkeit gehen. Das ist Falsch und egoistisch. Zumindest verhält man sich so nicht."

Taran runzelte die Stirn. "Vermutlich haben sie das mit Pauline immer getan. Ausreden gefunden, entschuldigungen gesucht. Nur um zu billigen was sie macht. Und nun sind sie im Kerker wegen ihr."

"Glaubst du ehrlich sie kamen alle drei freiwillig her?"

Er wog den Kopf hin und her. "Ja und Nein. Und deshalb werde ich die drei nicht aus den Augen lassen. Wer weiß schon, was man ihnen glauben kann?"

Der feurige RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt