Traumatisiert
T
aran zitterte, drückte sich unwillkürlich an Arin und Kora. "Wie oft habe ich euch jetzt schon gesagt, in den Gängen wird nicht gespielt?"
Tarans Herz schlug ihn bis zum Hals. Sein Vater zog langsam den Gürtel aus seinen Schlaufen. Er musterte seine Söhne, rünzelte die Stirn. "Ihr wollt einfach nicht gehorchen, oder? Nehmt ihr mich nicht ernst?"
Kora biss sich auf die Lippe. "Wir... wir wollten nur... wir... sind auf den weg nach draußen."
"Lüg mich ja nicht an." Kora traute sich nicht weiter sprechen.
Da rappelte sich Arin plötzlich zwischen den beiden hervor und stellte sich ihren Vater entgegen. "Er hat aber nicht gelogen!" Taran wollte weinen. Wieso musste Arin immer den Mund aufreißen? Er packte Arin und zerrte ihn zurück, doch er währte sich. "Es wäre ungerecht wenn Ihr uns bestraft, Vater."
"Ach ja?" Er packte Arin, schubste ihn gegen den Tisch, holte aus und schlug ihn.
Taran kniff die Augen zu, drückte sich die Hände an die Ohren und weinte leise. Doch er hörte das schreien das Arin so mühvoll jnterdrücken wollte, hörte Koras wimmern und das peitschen... Der nächste war Kora. Als Taran die Augen aufmachte, kniete Arin vor ihn, er schwankte bedrohlich. Als würde er ohnmächtig werden. Er wollte ihm helfen, war aber zu ängstlich. Er hiekt sogar die Luft an, damit sein Vater ihn vielleicht vergesse...
Kora kam ihn zu hilfe, das hieß Taran war wohl dran. Der eiserne Griff seines Vater griff nach seinen Oberarm, stieß auch ihn gegen den Tisch. Tarans Finger krallten sich in die Tischplatte. Er bekam keine Luft. Erst bei den ersten Schlag, konnte er wieder einatmen...
Taran schreckte aus dem Traum, keuchte, schwitzte und weinte auch. Sein Herz schlug bis zum Hals. Sein Rücken brannte und seine Handflächen waren taub. Das Hemd brannte an seiner Haut, deshalb riss er es sich vom Körper. Wild fuhr er sich durch die Haare. Kora und Arin ging es gut... Ihr Vater war tot. Alles war vorbei. Alles war in Ordnung.
Doch das weinen und betteln klang noch in seine Ohren. Er hielt sie sich zu, wie damals als Kind. Doch es wurde nur lauter, er bekam keine Luft. Also sprang er aus dem Bett, riss das Fenster auf und keuchte. Es war alles gut, verdammt. Vater war tot. Alles gut.
Wieder und wieder sagte er sich das vor, aber es half nichts. Seine Nerven waren am Ende. Angst hockte in seinen Knochen. Er wollte wieder ins Bett bevor sein Vater ihn höre, doch er war doch tot, zum Teufel!
Plötzlich packte ihn zwei zarte Hände an seinem Arm. Sofort entriss er sich und taumelte gegen die Wand. Sienna stand vor ihm. Ihre Augen rießen groß. Langsam hob sie die Hände und griff nach seinen. "Alles in Ordnung, Taran... Es ist alles gut."
Taran schluckte hart, sein Mund war staubtrocken. "Sienna..." er war heißer.
Sie nahm seine Hand. "Ganz ruhig, es war nur ein Traum. Niemand kann dir was tun." Ganz vorsichtig fuhr sie mit ihrer kühlen Hand über seine verschwitzte Stirn. "Keine Sorge, niemand ist hier. Nur ich."
Immernoch schlug sein Herz ungesund schnell. Aber ihre Berührung war gut... als wäre sie ein Anker, das einzige was ihm jetzt noch helfen konnte, nahm er sie in den Arm und klammerte sich an sie.
***
Den Rest der Nacht saß Taran auf einen seiner Stühle. Er hatte den Kopf in die Hände gelegt und bestimmt immernoch mit sich gekämpft. Ich war bei ihm und sagte nichts, bis er wieder um Luft rang...
Bei Morgengrauen, als das frische Brot schon roch, zogen wir uns an. Er öffnete seinen Schrank neben dem Bett und stopfte sein zerissenes Hemd in eine Schublade. "Wieso versteckst du es? Lass es doch nähen."
"Nein." Er sah mich nur kurz an. "Ich will nicht dass das jemand weiß. Und Mägde tratschen."
Mein armer Taran sah fürchterkich geschafft aus, als er zu mir zum Tisch kam und seine typischen ringe nahm. "Tut mir leid, das ich dich geweckt habe. Ich hatte gehofft, nach dem Sex wäre ich zu erschöpft um zu träumen."
"Also war es ein Traum?"
Taran lächelte bitter und nickte. "Wie ein Kind, was? Ein schlechter Traum und ich schreie das Haus zusammen."
"Was redest du denn da? Du hast nicht geschrien, wo du nichteinmal Luft bekamst."
Müde fuhr er sich durchs Haar. "Es... es ist nicht immer so schlimm. Nur wenn ich viel Stress oder Sorgen habe, dann zerreist es mich komplett."
Mir zerbrach es das Herz wie fertig und aufgebracht zugleich er war. Wieder nahm ich ihn in den Arm. "Du brauchst dich nicht zu Rechtfertigen. Jeder hat seine Dunkle Seite."
Seine Hand fuhr in meine kurzen Haare. Einige Herzschläge lang blieben wir so, dann küsste er mich und rang sich ein lächeln ab. "Hast du hunger?"
Im Rittersaal wurde gerade das Essen aufgetragen, als wir uns setzten. Tatsächlich fragten mich einige meiner damaligen Kollegen ob alles in Ordung mit mir war. Selbst Maggi kam und drückte mich fest an sich. "Oh Sienna, ich schwöre dir ich war das nicht! Bitte sag mir du verdächtigst mich nicht."
"Schon gut, ich... will darüber nicht wirklich sprechen."
Sie nickte und lächelte gezwungen. "Verstehe ich. Mach dir keinen Kopf, deine Haare sehen toll aus."
Als sie abdampfte, lehnte ich mich zu Taran. "Sie hasst mein Haar."
"Und wir hassen sie. Was solls." Er reichte mir ein Brötchen. "Wollen wir heute ins Dorfreiten? Deine... Hütte ansehen."
Eigentlich nein... "Muss ich denn?"
"Dann hast dus hinter dir." Er blickte zu seinen Brüdern hinüber. "Und wir können ein bisschen Nachfragen."
"Hast du nicht Hausarrest?"
"Keiner hat es offiziell ausgesprochen, also nein. Und selbst wenn... ich bin fünfundzwanzig, zur Hölle nochmal."
Arin kam vorbei und setzte sich mit Syman vor uns. Taran und er sahen sich nur knapp an. Doch Arin bemerkte sofort etwas, runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. Taran lächelte traurig und hob die Schultern.
Syman sah genauso verwirrt zwischen den beiden her wie ich. "Was macht ihr denn da?" Arin drückte ihn ein Brötchen in den Mund und schnappte sich seinen Becher.
"Ich finde das schön. Was ihr Brüder euch untereinander bedeutet." Taran sah mich an und grinste Stolz, seine Grübchen kamen zum vorschau. "Ihr seit euch so nahe. Das muss wirklich schön sein."
"Großteils schon." Er schob sich einen vollen Löffel mit Ei in den Mund. "Aber als jeder nacheinander ein Halbwüchsiger wurde, ging es rund hier."
"Hätte ich zu gern erlebt."
Taran lachte. "Nein, glaub mir."
Während des Essens sah ich öfter in die Runde. Jeder der Brüder lachte oder grinste, keiner war düster. Zumindest im Moment nicht. Und doch war es nur Taran, bei den man das Gefühl hatte, seine Frohnatur würde seine Vergangenheit vergessen machen. Dabei holte seine Dunkelheit ihm jede Nacht ein. Und er war stark genug, jeden Morgen wieder aufzustehen und zu Lächeln. Und wer glaubt, Lächeln wäre leicht, hatte keine Ahnung wie leicht es war, zu zerbrechen.
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Der feurige Ritter
Historical FictionSienna hatte von ihm gehört. Jeder in Dorf hatte das. Keine Magd und keine Küchenhilfe waren vor Taran Campbell sicher. Den charmanten und verdammt gutaussehenden Ritter mit den schwarzen Haaren und diesem sexy Grübchen, konnte einfach niemand wiede...