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Nicht ungefährlich

Schweigend näherten wir uns der Stadt am Horizont. Es war London. Ich war noch nie in dieser Stadt gewesen und riss natürlich bei den ein oder anderen Dingen die Augen verwundert auf, besonders bei den halb nackten Damen die hier einfach überall waren, aber Eric hatte es eilig.

Bei Sonnenuntergang verließen wir die Stadt mit den gepflasterten Straßen und wanderten über eine menge seichter Hügel, bis zu einen vollkommen vergessen Dörfchen. Es waren weitaußereinader stehende Holzhütten mit Strohdächern, die einige dieser seichten Hühelchen zwischen ihren Nachtbar freigelassen hatten. Kleine Schafherden waren noch am grasen, das ein oder andere Pferd stand bei ihren. Es war so anders als Zuhause und doch dasselbe.

Doch noch ehe ich mir das ganze genauer ansehen konnte, scheuchte mich Eric schon weiter. Da wir nun ungestört waren, konnte ich nun meine vielen Fragen stellen. "Wer ist Nori?"

"Mein Freund. Du weißt, das ich viel mit dem Schiff unterwegs bin? Wir haben damals gemeinsam dort begonnen und diese verdammt harte Schule durchgezogen. Bis heute waren wir eigentlich immer zusammen auf See."

"Und was macht er mit deinem Bruder?"

Er schnalzte mit der Zunge und hob due Brauen. "Vermutlich wusste er nichts von der Sache."

"Denkst du das ehrlich?"

"Ich kann es mir vorstellen. Er ist nicht so ein Kerl."

"Das dachte ich über Paula auch."

Eric warf mir einen Blick zu. "Du hast Recht. Manchmal irrt man sich. Aber glaube mir, Nori will Taran nichts tun."

"Im Moment würde ich dir alles glauben." Mehr als aufgeregt war ich mitgekommen. Taran endlich näher zu kommen, war mir wichtuger als meine Sicherheit. Das war dumm, aber nicht zu ändern. Immerhin würde er für mich ebenfalls kämpfen. "Und welches Vespennest meint Avan?"

"Noris Sippe."

Wir kamen an einen großen, düsteren Friedhof mit Steintafeln als Grabmahl, statt den üblichen Holzkreuzen. Verwundert sah ich über das Stahlgitter. Die Ebene war dorft ebenfalls uneben, verwildert und vermutlich uralt. Eric ruckelte nervös aber geräuschlos an dem mannshohen Gittertor mit der edlen windung. Hier lag ganz sicher kein einziger Dörfler begraben.

Das Tor öffnete sich quietschend. Eric packte sofort meinen Arm, zerrte mich hinter eines der vielen Grabsteine, drückte mich mit den Rücken dagegen und presste meine eigene Hand auf den Mund. Sofort hörte ich ein zischen, wie es zwei Menschen beim Flüstern gern verursachten. Eric hatte seine Hand selbst über seinen Mund, sah nicht zum Tor, sondern war neben mich an den Stein gepresst.

An seiner harten Miene las ich ab, wie gefährlich das hier war... Vermutlich konnte jeden Moment jemand hinter uns über den Stein gebeugt auftauchen und unsere Kehlen aufschlitzen. Oh man, was sagte Avan gleich nochmal? Zigeuner und Piraten? Vorhin war mir das nicht so wichtig erschienen, doch jetzt begriff ich.

Zigeuner durften um keinen Preis der Welt entdeckt werden, immerhin wurden diese Leute gesucht. Wurden sie gefunden wurden sie gehängt, verbrannt oder vieles mehr... Nicht immer unberechtigt. Aber auch zu oft, weil sie anders waren als der Rest.

Wieder hörte ich das zischen gefolgt von mahlen eines Steines auf den anderen. Sofort riskierte Eric einen Blick. Wie schaffte er es nicht starr vor Schreck zu sein, zum Teufel!? Was ist mit diesen Campbells?

So schnell wie möglich, liefen wir zu einen der Gräber. Es war ein Steinerenes Grab, eines von vielen, dessen Deckel Eric einfach zur Seite schob. Wir sahen nur ganz schwach das Licht einer Fackel. Eric nickte mir kurz zu und ließ mich zuerst hinabsteigen.

Zum Glück war es so gut wie dunkel, denn das klappern um mich herum war hohl und erinnerte mich an Knochen... ich hoffte sehr ich würde nicht so bald herrausfinden ob ich recht hatte.

Eric lief dem Fackelschein immer gerade so schnell nach, das wir noch im dunkeln blieben.

***

N

ori hielt Taran die Schüssel hin. "Iss schon, sonst fällt mir was ein, damit du es tust."

Taran hatte hunger, aber traute sich kaum zu schlucken. Ihm tat alles weh von diesen ewigen sitzen und den verdammten Steinen die kälte ebgaben. Besonders im Winter. Noch dazu fühlte sich seine Rippe unschön an. Er fühlte das er Fieber bekam...

Nori setzte sich zu ihm, stellte ihm die Schale hin musterte Taran genau. "Pauline hat mir erzählt du hast meiner Schwester das Herz gebrochen. Paula ist das alles aber nicht geheuer. Und ich darf hier sitzen und überlegen was ich mit dem Bruder meines besten Freundes anfangen soll."

Taran bot sicher einen erbärmlichen Anblick. Dennoch trug er nochimmer sein Herz auf der Zunge. "Du tust mir aber leid..."

Nori lächelte Böse und hob einen Finger. "Den einen lasse ich dir." Er deute auf die Schüssel. "Iss."

"Lass mich doch zufrieden wenn ich nicht will."

"Du wirst dir noch wünschen das für dich behalten zu haben." Er deutete auf die Tür. "Da draußen ist was los, das du gar nicht ahnen kannst. Und es hat nicht minder mit dir zu tun. Iss, man. Glaub mir."

Taran dachte einen Moment nach. Das alles war doch krank. Erschöpft sah er auf das Brot im Eintopf herab und musste sich bemühen, seine Arme zu bewegen um die Schüssel zu nehmen. Er spührte den Schweiß an seinen Rücken ausbrechen. Und Noris Blick, der sich auf ihn brannte.

Plötzlich kam Pauline herein geweht, sichtlich enttäuscht das ihr großer Bruder hier war. "Oh, Nori."

"Was gibt es?"

Selbstbewusster als Paula, zuckte die Zigeunerin mit der Schulter. "Meinen Gast ein wenig berrauschen und genießen."

Nori schüttelte den Kopf. "Was auch immer du willst, du hattest deinen Spaß. Du hast ihn kaputt gemacht."

"Bin ich ein Spielzeug um das ihr euch streitet?"

Der älteste im Raum ignorierte diese Meldung und stand auf. Pauline biss sich auf die Lippen. "Nori... du weißt was Greg mir angetan hat. Bevor er weg ist, will ich nur..."

Nori grinste ein wenig eingenommen. "Vergeltung. Ich weiß, aber das hast du bereits erledigt. Lassen wir ihn essen. Draußen wird es sowieso gleich hart für ihn werden."

Die beiden geschwister verließen den Raum. Taran wurde übel bei den Gedanken was ihm erwartete schon alleine. Aber besonders weil er seine Geschwister vermisste. Seine Geschwister und Sienna. Er spürte in den Knochen wie sehr sie ihm fehlte. Ihre zarte kleine Hand in seiner und freches kurzes Haar...

Er stellte die Schüssel wieder ab. Er war nicht mehr hungrig...

Der feurige RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt