Dorf voll Erkentniss
Der Junge hieß Jack und ließ Taran keine Sekunde aus den Augen, denn er vermutete immernoch, Taran würde ihn verprügeln. Was er sogar verdient hatte. Aber das war nicht seine Art, deshalb stand das ganz außer Frage. Wieso sollte er diese angst aber nicht als druckmittel verwenden?
"Es wird dunkel, ich muss nachhause. Bitte, Sir." Taran versuchte wie Eric zu sein. So wie er damals immer war. Verschränkte die Arme, bog das Kreuz durch und stierte ihn stur an. "Also gut, ich rede!"Sienna biss sich auf die Lippen um nicht zu lächeln. "Wem hast du hier alles gesehen? Zähl die Personen auf."
Jack seufzte ungeduldig. "Natürlich den Schmied, den Bäcker, die Weiber vom Brunnen, die verottete alte Hexe, die Kräuterkrähe, dann... Die Burgfutzis."
Taran hob die Augenbraue. Das Campbell Zeichen für eine unausgesprochene Drohung. "Wie nennst du die Männer die für deinen Schutz sorgen?"
Der Dorfjunge leckte sich eingeschüchtert über die Lippe. "Der Burgherr und sein Bruder."
Sienna hatte die Stirn gerunzelt, bildete vermutlich im Gedanken das Spektakel hier nach. "Das waren doch nie im Leben alle."
"Natürlich nicht, es waren alle Schaulustigen hier. Muss ich jeden Dorfler speziell nennen? Also gut; Mick der Müllerssohn, Nancy von den Rogers mit ihren Mann und-"
"- Fremde, Jack. Waren Fremde in der Nähe? Noch jemand aus der Burg?" Der Junge sah auf seine Stiefel und grübelte nach. Taran sah zu Sienna, die immer wieder auf den verbrannten Boden sah.
"Ich habe eine Magd gesehen. Sie arbeitet auf der Burg, aber wohnt hier. So wie du."
In Siennas Augen spiegelte sich grauen wieder. "Sie... wie hat sie sich verhalten?"
"Seltsam. Sie hat sich geduckt davon gemacht. Besonders als die ersten Leute angerannt kamen."
Taran sah sie hart schlucken und nicken. "Danke Jack... lauf Heim."
Da ließ der Bengel sich nicht zweimal bitten und stobte davon. Taran ließ die Arme sinken und studierte Siennas Gesicht. Sie schien gar nicht richtig anwesend. "Alles klar, Sienna? Weißt du etwa wem er meinte?"
Sie packte seinen Arm, panik stand in ihren Augen. "Ich erinnere mich wieder. Ich weiß wieder, was geschehen ist..."
***
A
van starrte Taran an, kochte bestimmt vor Zorn. Denn der sonst so gesprächige Taran hielt den Mund. Jedoch stellte Eric jeden in den Schatten. Er stand neben Avan am Kamin, hielt sich bestimmt nur mit Mühe zurück, Taran zu zerlegen. "Du Idiot."
Avan nickte. "Eric hat dir doch gesagt wie Lebensgefährlich es für euch beide ist ins Dorf zu reiten."
Taran nickte. "Das stimmt, ist aber jetzt nicht mehr wichtig. Sienna weiß wer es war. Wir haben sogar mindestens einen Zeugen der es bestätigen kann. Deshalb sind wir auch gekommen."
Die beiden einzigen blonden Männer der Familie sahen sich kurz an. Dann sahen beide zu mir. Als Aufforderung. "Im Wald wurde ich von drei Personen überfallen." Was sie mit mir machten war ja teilweise bekannt, deshalb ließ ich das aus. "Zwei davon kannte ich nicht. Aber eine kannte ich. Es war... Paula."
Beide Brüder merkte man nicht sofort an, das sie schockiert waren. Denn nur ihre Pupillen weiteten sich ein wenig. "Du bist sicher das sie es war?"
"Ich hatte sie öfter in meiner Erinnerung gesehen, dachte aber das ich mich täuschen musste. Als der Junge im Dorf dann erwähnte, das auch sie im Dorf lebte und hier arbeitete... da gibt es keine andere Magd außer sie die in Frage kommt."
Avan nickte. "Ich muss wissen wie die anderen ausgesehen haben. Eric, gib Ben bescheid. Ich will diese Paula nicht frei rumrennen lassen. Jeder fremde muss unauffällig überprüft werden. Ruf außerdem Kora her, er muss zwei Steckbriefe zeichnen."
Der Plan war aber schnell ausgefeilt. Wahnsinn. Taran stand auf. "Ich sage Michel bescheid. Er soll die Augen offen lassen."
Avan nickte, ließ mich abe r nicht aus den Augen. Als wir dann allein waren, setzte er sich. "Warum sollte Paula das tun? Ich glaube dir, aber ich brauche ein Motiv."
Das hatteich mir oft überlegt. Immer wenn ich sie in meinen Träumen äber mir stehen sah, wie sie mich trat oder die Schere zückte, überlegte ich am nächsten Morgen: wieso sollte sie das tun? "Als Taran sich für mich zu interessieren begann, vergleichte sie seine Art mit der, die er bei ihr angewendet hatte. Und sie wurde dabei immer verbitterter. Ich... kann mir nur vorstellen das sie, mich dafür büsen lassen wollte."
"Also Eifersucht."
"Ich denke schon, ich bin mir nicht sicher."
Avan fuhr sich durch sein Haar und lehnte sich auf seinen Stuhl zurück. "Das wäre ein Motiv. Danke."
"Soll ich gehen, Sir?"
"Nein, du musst Kora erzählen wie sie ausgesehen haben. Er zeichnet sie auf." Oje... Avan legte den Kopf in den Nacken und seufzte tief. "Hallo!? Ist da draußen wer?"
Ein Wache kam herrein. "Sir?"
"Ruf die Kinder. Helena, Syman und Michel jr. Ohne ihre Eltern."
"Sofort, Sir."
Er lächelte bitter. "Kommen wir doch nich zu einem Ende mit dem Scheiß."
***
"Schach."
Taran warf den Kopf in den Nacken und seinen Ring auf den Tisch. Warum spielte er auch mit Michel.
Er lächelte schadenfroh. "Nicht ärgern, Taran. Keiner zwingt dich zu wetten."
"Ja, ja..." er stellte die Figuren neu auf. "Alles oder nichts."
Michel grinste dieses siegessichere Lächeln. "Wie du willst."
Nach dem ersten Zug, sah er Sienna auf sie zukommen. Sie sah nicht so fertig aus wie er erqartet hatte. Sie setzte sich neben ihn und legte ihr Kinn an seine Schulter, studierte das Brett.
"Alles glatt gelaufen?"
"Natürlich. Kora ist ein begnadeter Zeichner." Sie deutete mit den Finger aufs Brett. "Schieb den nach vorne."
Michel nickte begeistert. "Guter Zug."
Ben kam erschöpft an den Tisch. "Kora hat anfangs immer seine Wände angekritzelt. Bis Avan ihn das Papier besorgt hat."
Taran erinnerte sich wie seelig Kora damals war. "Trotzdem kritzelte er oft alles an, weil das Papier ihn so wertvoll war." Er zögerte mit dem nächsten Zug.
Ben nahm ihm das ab und führte ihn aus. "Schach."
Michel deutete auf Ben. "Das ist nicht fair, gegen Ben gewinnt nur Avan."
"Also von vorne." Er überschlag die Beine. "Wir haben sonst nichts besseres zu tun, als zu warten."
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Der feurige Ritter
Historical FictionSienna hatte von ihm gehört. Jeder in Dorf hatte das. Keine Magd und keine Küchenhilfe waren vor Taran Campbell sicher. Den charmanten und verdammt gutaussehenden Ritter mit den schwarzen Haaren und diesem sexy Grübchen, konnte einfach niemand wiede...