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Nachbehandlung

Taran rollte sich unter der Decke zusammen und gab ein leisen knurren von sich. Ich legte Holz in den Kamin und warf ihn eine zusätzliche Decke über. "Du warst verdammt Tapfer, Taran."

"Ja, genau..."

"Warst du. Sowas sind schlimme Schmerzen."

"Ich weiß nicht ob es vorhin nicht besser war als jetzt..."

Verwirrt sah ich auf. Es hörte sich an, als gurgle er während dem sprechen. "Alles klar?"

Vorsichtig hob er den extra besorgten Nachttopf unter dem Bett hervor und spuckte hinein. "Blut und Spucke."

"Ist ja wiederlich." Er nickte und wollte wohl Lächeln, verkniff es sich aber. Seine Augen waren so groß und müde, das ich ihm am liebsten geküsst hätte. "Möchtest du was Essen? Suppe hätte ich hier."

Leicht schmollend umschlang er meine Taille und legte die gesunde Gesichtshälfte an meinen Bauch. "Ich bin müde..."

Ich musste einfach durch sein volles schwarzes Haar fahren. "Dann leg dich hin."

Während er langsam zurück sank, zog er mich mit. "Moment, ich habe keine Zeit!" Ohne mich zu beachten, zog er mich neben sich aufs Bett. So versank ich mit ihm zwischen die dicken Decken. "Oh man, Taran, da wird man gleich schläfrig."

Er murrte nur irgendwas unverständliches und zog mich wieder an sich. Es war ja so unheimlich verlockend, aber der Ball stand an und ich hatte noch so viel zu tun... "Es tut mir leid, ich muss wirklich gehen."

Ungehalten starrte er mich an. "Oh Gott, hör auf damit. Du siehst fast aus wie Arin. Eigentlich ein bisschen wie Eric."

"Vielen Dank." Brachte er undeutlich hervor. Man hörte wie schwer ihm das reden jetzt fiel, vermutlich weil er auch noch müde war. Nochdazu der viele Alkohol. "Bleib hier."

"Hör mal, wenn du schläfst, hast du sowieso nichts von mir. Also ruh dich aus und werd wieder der alte, ja? Ich komm nach dem Essen wieder."

"Isst du ohne mich?"

"Ich hab Küchendienst." Wieder murmelte er etwas, aber da stand ich schon auf, sonst wäre ich nie gegangen. Ich winkte ihn und beeilte mich aus der Tür. Denn sein Blick brachte mein Herz fast zum schmelzen.

Während der ganzen Zeit, war ich im Gedanken bei Taran. Entweder ich dachte an die Schmiede oder diesen butterweichen müden Blick. Seine Augen konnten Berge schmelzen lassen...

Kora klopfte mit einen Löffel vor mir auf einem döschen. "Wo bist du mit deinen Gedanken? Vergiss es, ich kanns mir ja denken."

"Was machst du denn schon wieder hier unten?"

Er stahl sich eine der Karroten Stückchen von meinen Brett. "Wieso denn nicht? Bessere Gesellschaft." Er starrte auf Gerda's Hinterteil. "Es gibt kaum was besseres."

"Brech ja niemanden das Herz bis zum Ball. Wir können gerade niemanden entbehren."

Kora riss seinen Blick los. "Hast du was gesagt?"

So stiefelte er ständig im weg herum, aber so wie immer, machte er das mit seiner lockeren Art wieder vergessen. Kaum hatte ich den letzten Handstreif gemacht, schnappte ich mir ein Tablett und verschwand die Treppen nach oben.

Als ich eintrat, hob er kurz den Kopf und lächelte verknittert. Seine Haare ständen in alle Richtungen an, seine Augen verschlafen und sogar den Abdruck des Kissens auf der Wange. Lachend stellte ich das Teblett auf den Tisch. "Gut geschlafen?"

"Praktisch bewusstlos. Mir platzt der Schädel."

Ich reichte ihn die Suppe die ich ihm schon versprochen hatte. "Bin ich froh das du es hinter dir hast."

In Windeseile leerte er den Teller. "Gott, wie gut... ich muss dir was erzählen. Vorhin war Avan und Ben hier. Sie haben mir gesagt, das sie jemanden entdeckt haben, der... Paula ähnelt."

"Okay..." ich wartete auf den Schock oder sogar ein enig Angst. Aber da war gar nichts. "Und was noch?"

"Mehr haben sie nicht gesagt, weil ich so fertig war. Aber Avan kommt nach dem Essen nochmal vorbei und klärt uns auf." Alles klar, das war doch gut... "Bist du Okay?"

"Ich... denke schon. Eigentlich könnte es mir nicht gleichgültiger sein."

Er schüttelte sachte den Kopf. "Das denkst du nur."

"Nein, ich meins ernst. Kein Hass, keine Angst und auch kein anderes Gefühl. Sie ist mir egal."

Taran kratzte sich verlegen die Nase. "Ich bin mir nicht sicher ob das so gut ist..."

"Besser als mir in die Hosen zu machen, nur weil ich ihren Namen höre."

"Es wäre aber normal. Es war verstörend."

"Und doch habe ich damit gerechnet das etwas passiert. Aus diesem Grund kann ich ja noch nicht einmal zurück ins Dorf."

Zum Glück schluckte Taran herunter was er eben sagen wollte. Wir aßen und sprachen über dies und das. Dann klopfte es. Avan kam herein, seine Miene ernst.

"Hey, Avan."

Er nickte uns zu. "Kannst du dich erinnern was ich wegen der Magd gesagt habe? Wir haben sie im Dorf gesehen. Sie ist verändert und wir hätten sie kaum erkannt. Aber sie hält sich absichtlich bedeckt. Und das sie wieder in der Nähe der Burg kommt ist auffällig."

Taran leckte sich vorsichtig über die Lippen. "Willst du den Ball absagen?"

Avan sah mich an. "Das überlass ich euch."

Ich spürte wie Taran mich förmlich mit den Blicken durchbohrte. Er wollte es wohl absagen. "Nicht nötig."

"Sienna!"

Avan nickte, anscheinend ganz meiner Meinung. "Wenn ihr mehr wissen wollt, sagt Samuel bescheid und er sagt euch wann ich Zeit habe. Auch wenn sich deine Meinung wegen dem Ball ändert."

"Das war nicht ihr ernst." Aufgewühlt stierte er mich an. "Sienna, es ist dir nicht egal."

"Taran, ich habe mich entschieden."

Avan öffnete die Tür und ging. Taran sprang dafür auf und verzog das Gesicht dabei. "Das ist zu Gefährlich. Wenn sie sich verändert hat, wissen wir nicht einmal wenn sie hier auftaucht."

"Sie ist doch kein Mörder! Natürlich ist es vielleicht unangenehm, aber nicht gefährlich unter euch Ritter."

Taran blinzelte. "Das ist unverantwortlich, Sienna."

"Unverantwortlich wäre es, nur wegen mir den Ball abzublasen." Nun ging ich auf die Tür zu. "Und jetzt entschuldige, ich hab noch was zu tun."

Der feurige RitterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt