Kapitel 3

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"Du magst ihn. Sehr sogar. Vielleicht auch ein bisschen mehr als gut für euch ist."

Immer wieder hörte ich die Worte in meinem Kopf. Jedoch konnte ich die Bedeutung dieser Worte nicht ausfindig machen. Ja, Mr. Smith war ein guter Lehrer und ich mochte ihn. Aber doch nur als Lehrer. Auf keinen Fall mehr.

"Ich versteh gar nicht warum ich mich hier rechtfertigen muss. Mr. Smith ist einfach ein netter Lehrer. Jeder findet doch mal einen Lehrer sympathisch. Es kann ja nicht jeder Lehrer gehasst werden." sprudelte es aus mir heraus.

"Ganz ruhig, Rose. So haben wir das gar nicht gemeint." versuchte Liv mich zu beschwichtigen.

"Ich weiß. Es tut mir leid, dass ich mich so aufgeregt habe. Zur Zeit ist es einfach etwas stressig mit den ganzen Arbeiten. Die Sache, dass Mr. Smith neu ist, hat mich von dem ganzen Stress abgelenkt. Ich habe mich da zu sehr reingesteigert." gebe ich erschöpft zu.

"Wir verstehen das. Für uns sind die ganzen Arbeiten auch die Hölle." stimmte mir Abby zu und legte ihre kleine Hand auf meine, um mir zu signalisieren, dass sie für mich da war.
"Wir müssen aber auch alle zugeben, dass Mr. Smith schon verdammt gut aussieht. Also wenn er kein Lehrer wäre, dann-" bedeutungsvoll ließ sie ihren Blick zwischen Liv und mir herumwandern.

Liv begann als erstes zu Lachen und schon stiegen wir alle ein.

"Oh, Abby! Du schießt den Vogel mal wieder ab." brachte Liv gerade so zwischen zwei Lachern hervor.

"Nur die Wahrheit." verteidigte sich Abby und hob abwehrend die Arme.

"Ich teile deine Meinung." pflichtete ich Abby bei.

"Ok, ich denke wir sollten jetzt dringend das Thema ändern, sonst artet das hier noch aus. Ich will nicht wissen wie weit eure Fantasien reichen." bestimmte Liv und verkniff sich ein Kichern.

Wir stimmten ihr zu und schon begann Abby sich über ihren älteren Bruder aufzuregen. Wir mussten jedes Mal lachen, als sie erwähnte wie schrecklich er wieder unter der Dusche gesungen hatte. Vorallem Liv wurde bei den Erzählungen leicht rot. Sie stand heimlich auf Abby's älteren Bruder Mark. Nur wussten weder Abby noch Mark davon. Nur ich hatte das zufällig einmal mitbekommen.

Als wir in den letzten Ferien bei Abby übernachtet hatten, war Mark mit einem freien und gut durchtrainierten Oberkörper zu uns in die Küche gekommen. Liv war rot geworden und konnte Mark nur anglotzen. Sie musste echt aufpassen nicht zu sabbern. Man konnte es ihr aber nicht verübeln, denn Mark sah wirklich nicht schlecht aus. Das einzige Problem war, dass er Abby's Bruder war und wir dadurch mehr Details von ihm wussten als zumindest mir lieb war.
Abby hatte Mark damals genervt rausgeschmissen und ich hatte am nächsten Tag Liv so lange ausgequetscht, bis sie mir gestanden hatte, dass sie ein bisschen in ihn verknallt war. Ich musste ihr schwören niemandem davon zu erzählen.
Bis heute hoffte ich, dass Mark Liv's Schwärmerei endlich bemerken würde. Denn die Zwei wären einfach zu süß zusammen. Mark, der etwas zu trotelig für sein Alter war und Liv, die etwas zu schlagfertig für ihr zartes Erscheinungsbild war.

Wir verbrachten noch den restlichen Nachmittag zusammen im Café, bis wir uns alle auf den Weg nach Hause machten. Die Nachmittage im Café waren für mich einfach die schönsten. Leider kamen sie aufgrund des Schulstresses nicht mehr allzu oft vor.

Zu Hause angekommen, begrüßte ich zuallererst meine Mom und ging dann nach oben in mein Zimmer, meine Hausaufgaben zu machen.
Ich setzte mich an meinen Laptop, nachdem ich mit allem fertig war, um ein bisschen durch Facebook zu stöbern.
Ich hielt kurz inne als ich eine Idee hatte. Mr. Smith hatte doch sicherlich auch Facebook. Ich könnte ihn einfach suchen. Die Idee war brilliant, allerdings gab es ein kleines Problem. Ich kannte den Vornamen von ihm nicht und das würde die Suche nicht gerade einfach gestalten.
Ich verwarf meine Idee wieder und beschloss nach unten in die Küche zu gehen und meiner Mom beim Essen zu helfen. Ich konnte Mr. Smith auch irgendwann später suchen.

"Hey Mom. Kann ich dir irgendwie helfen?" fragte ich, als ich in die Küche trat.

Sie lächelte mich kurz an und verneinte dann.

"Ach du Schatz?" fragte sie dann nach einer Weile.

"Was gibt's Mom?"

"Ich würde dir morgen gerne Jemanden vorstellen. Also nur wenn das Ok für dich ist. Ich kenne ihn schon eine Weile und war auch schon auf ein paar Dates mit ihm und-"

Ich merkte wie unwohl sich meine Mom fühlte. Deshalb unterbrach ich sie kurzerhand.
"Ganz ruhig, Mom. Ich finde es gut, wenn du wieder Jemanden kennengelernt hast. Und ich freue mich, wenn ich ihn auch kennenlernen darf. Wirklich." Ich lächelte sie aufmunternd an und als sie mein Lächeln erwiderte merkte ich, wie viel Anspannung von ihr abfiel.

"Also dann, erzähl mir von ihm und wie ihr euch kennengelernt habt." forderte ich meine Mom auf.

Mein Dad hatte uns damals vor zehn Jahren für eine andere Frau verlassen. Mittlerweile verstanden sich meine Eltern aber wieder ganz gut, so dass sie sich nicht mehr bei jeder Begegnung anschreien mussten. Meine Mom hatte nachdem mein Dad weg war nie wieder einen Mann mit nach Hause gebracht. Natürlich ging sie ab und zu auf Dates, aber nie war ihr ein Mann wichtig genug gewesen, um ihn mir vorzustellen. Deshalb freute ich mich jetzt umso mehr für sie und war schon ganz aufgeregt den Mann kennenzulernen.

"Ok, also er heißt Jacques, ist Deutsch-Franzose, ein Jahr älter als ich und arbeitet als Koch in seinem eigenen Restaurant. Er ist wirklich sehr nett und zuvorkommend und alles. Außerdem hat Jacques eine Tochter. Sie ist etwas älter als du und gerade auf einem Auslandsjahr..." Meine Mutter schwärmte regelrecht von Jacques und sprach noch den ganzen Abend von ihm und den Dates, die sie schon hatten. Er würde morgen zum Abendessen vorbei kommen und ich sollte mich benehmen und von meiner besten Seite zeigen. Als ob ich das nicht immer machte...

Am Abend schaute ich noch einige Folgen meiner Lieblingsserie, bevor ich noch einmal durch meine Social Media Kanäle scrollte und mit Liv und Abby schrieb. Als ich mein Handy weggelegt hatte, ließ ich den Tag noch einmal Revue passieren. Er war aufregend gewesen und ich hatte nicht damit gerechnet, dass der Tag so gut endete. Ich freute mich für meine Mom und konnte es kaum erwarten Jacques kennenzulernen.

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Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende 😊❤

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