Kapitel 24

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Nach dem ich das Zimmer so schnell wie möglich verlassen hatte, lief ich auf direkten Weg zur Toilette. Als ich dort ankam, war diese zum Glück noch komplett leer und ich konnte sofort in eine der vielen Kabinen gehen. Ich schloss die Tür hinter mir ab und lehnte mich dagegen. Mit geschlossenen Augen atmete ich einmal tief durch.
Das Schlimmste hatte ich für heute also schon überstanden. Der Tag konnte dem nach nur noch besser werden.
Wenn ich ehrlich war, war der Tag bisher gar nicht so schlimm wie erwartet. Ich dachte es würde irgendwie komisch zwischen Daniel und mir werden, aber ich konnte ihn gut ignorieren. Bis auf den kurzen Blickkontakt am Ende der Stunde, hatte ich Daniel kein einziges Mal mehr Aufmerksamkeit, als nötig war, geschenkt. Wenn man noch von meiner kleinen Heulattacke absah, hatte ich mich auch ganz gut geschlagen.

Mit dem erneuten Klingeln wurde das Ende der Pause bekannt gegeben. Ich verließ die Kabine und lief zu meinem nächsten Unterricht.
Mittlerweile war es für mich schon fast zur Gewohnheit geworden, dass ich die Pausen auf der Toilette verbrachte. Bei meinen Freunden erwarteten mich bloß bemitleidenswerte und fragende Blicke. Ich hatte Liv und Abby immer noch nichts von den Küssen mit Mr. Smith erzählt. Ich hatte auch einfach keine Lust dazu.

In den wenigen Minuten der Pause wollte ich meine Ruhe haben. Diese Methode war vermutlich nicht die sozial Beste, aber ich wollte keine Fragen beantworten müssen.

Ich wollte das Geschehene zwischen Daniel und mir für mich bewahren.
Ich wollte den Kuss gut behüten, obwohl er schon zerstört war. Ich wollte mich schützen, aber viel mehr noch, wollte ich Daniel beschützen. Er hatte mich verletzt, aber er hatte es trotzdem nicht verdient wegen mir seinen Job zu gefährden. Ich war diejenige, die den Kuss wollte. Er war danach verzweifelt und wollte es ungeschehen machen.
Er war auch derjenige, der den Kuss bereute.

Im nächsten Raum angekommen, setzte ich mich auf meinen Platz und begann mein Zeug auszupacken. Ich wartete noch, bis es zum Unterrichtsbeginn klingelte und die Lehrerin zu reden begann. Aufmerksam hörte ich ihr zu und machte mir Notizen. Nach zwanzig Minuten, in denen unsere Spanischlehrerin gefühlt nur geredet hatte, bekamen wir eine kompakte Aufgabe als Einzelarbeit. Die ersten Aufgaben konnte ich ohne große Probleme lösen, aber nach circa fünfzehn Minuten hatte ich einige Schwierigkeiten.

Ich sah gerade aus dem Fenster, um in Ruhe darüber nachzudenken, was ich schreiben konnte, als es an der Tür klopfte. Natürlich sahen alle zur Tür, doch sie öffnete sich nicht. Unsere Lehrerin öffnete die Tür nur einen Spalt breit und trat dann nach draußen. Leider konnte ich nicht sehen wer hinter der Tür stand. Ohne mich weiter ablenken zu lassen, arbeitete ich weiter, jedoch verspürte ich eine sanfte Wärme, welche sich um mein Herz ausbreitete.

Unsere Lehrerin betrat erneut den Raum. "Rosalyn? Kommst du mal bitte mit raus?"

Erschrocken sah ich auf. Sie wollte mit mir und wem auch immer draußen vor der Tür reden? Ich hatte doch gar nichts getan! Verwirrt nickte ich und stand auf. Ich spürte die komischen Blicke meiner Mitschüler auf mir, als ich zur Tür lief und fühlte mich extrem unwohl in meiner eigenen Haut. Nervös atmete ich tief durch und versuchte mir mein Unwohlsein nicht anmerken zu lassen.

Bei meiner Lehrerin angekommen, blieb ich stehen und sah sie fragend an.

"Mr. Smith möchte kurz mit Ihnen sprechen." erklärte sie mir und lächelte mich freundlich an.

Innerlich seufze ich. War ja irgendwie klar, dass er noch einmal mit mir reden wollte. Ich nickte kurz und trat dann raus auf den Gang. Mein Herzschlag beschleunigte sich und meine Hände begannen zu schwitzen. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen.

Daniel stand an einem der Fenster und sah hinaus. Nervös ging ich langsam auf ihn zu und stellte mich neben ihn. Seine Hände waren auf der Fensterbank abgestützt und seine Augenbrauen waren konzentiert zusammengezogen.
Ich musterte ihn einige Zeit neugierig von der Seite. Er wirkte müde, ausgelaugt und gestresst. Endlich sah er mich an. Er musterte mich, genau so wie ich ihn. In seinem Blick lag kein Mitleid und nichts Entschuldigendes mehr. Reine Entschlossenheit ließ er durch seine Maske blicken.

"Rose." Daniel machte eine Pause, ehe er weiter sprach. "Das kann so nicht weitergehen. Du bist komplett abwesend im Unterricht und anscheinend nicht nur bei mir. Deine Freunde verbringen fast gar keine Zeit mehr mit dir und du bist unendlich dünn geworden. Isst du überhaupt noch etwas?"
Er sah mich eindringlich an und kam einen Schritt näher auf mich zu.
"Rose, das ist nicht mehr normal. Und das Schlimmste daran dich so zu sehen, ist zu wissen, dass das alles meine Schuld ist."
Daniel lachte kurz verbittert auf.
"Es tut mir leid Rose, aber ich kann keine Gesetze ändern."

Bevor er noch mehr reden konnte, unterbrach ich ihn.
"Was willst du?" mein Blick durchbohrte ihn regelrecht.
Ich sah ihn konzentriert an und versuchte auch meine Maske aufrecht zu erhalten.

"Ich möchte, dass du wieder mehr Zeit mit deinen Freunden verbringst. Dass du besser im Unterricht aufpasst. Und vorallem, dass du mehr isst, Rose."

"Wieso tust du das?"
Tränen hatten sich in meinen Augen gesammelt und ich versuchte krampfhaft sie zurück zu halten. Meine Maske brach Stück für Stück in sich zusammen. Wieso interessierte er sich noch für mich?

Daniel streckte seine Hand nach meiner aus. Ich zog meine jedoch zurück, bevor er mich überhaupt berühren konnte. Ich würde den Körperkontakt nicht aushalten.

"Rose, verstehst du es nicht?" Daniel kam mir noch näher und stand nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt. Er nahm erneut meine Hand und ich ließ die Berührung zu. Das bekannte Kribbeln breitete sich in mir aus und mir wurde augenblicklich warm.
"Ich will dich nicht verletzt sehen. Ich will, dass du glücklich bist, aber mit mir kannst du das nicht werden." Daniel klang so unendlich traurig, dass es mir fast das Herz brach.

"Wieso nicht?" fragte ich ihn leise und eine einzelne Träne rollte meine Wange runter.

"Rose." Daniel wirkte etwas verzweifelt und hin und her gerissen. "Du weißt wieso das nicht funktioniert."

"Nein, Daniel! Ich kann glücklich werden, aber dafür brauche ich dich! Ich will dich und keinen anderen. Wieso kämpfst du nicht für uns?" immer mehr Tränen rollten meine Wangen hinunter.

"Der Kampf ist schon verloren, bevor er überhaupt angefangen hat." murmelte er leise und schaute auf den Boden.

"Woher willst du das wissen? Was ist, wenn es doch eine Möglichkeit gibt und wir es nicht einmal versuchen?" Hoffnung flammte erneut in mir auf, obwohl ich wusste, dass es für umsonst war. Es war sinnlos mit Daniel zu diskutieren, wenn er seine eigene Meinung hatte und nicht nachgeben wollte.

"Ich würde es so gerne versuchen, Rose. Du weißt gar nicht wie sehr ich das will. Wie sehr ich dich will und mit dir kämpfen will. Aber die Gesetze sind geschrieben und ich kann dagegen nichts ausrichten. Ich- ich möchte meinen Job nicht verlieren, Rose." bei seinem letzten Satz wurde er leise und sah mich traurig an.

Ich öffnete meinen Mund, schloss ihn jedoch wieder. Meine Idee war bescheuert und es würde nie funktionieren.

"Rose, sag einfach, was dich bedrückt."

Ich schüttelte meinen Kopf und seufzte. "Nein, das ist eine dumme Idee. Außerdem würde das niemals funktionieren."

"Keine Idee ist in unserer Situation dumm und das weißt du. Alles kann helfen." Daniel legte eine Hand auf meine Wange und sah mich liebevoll an.

"Was ist, wenn wir es geheim halten? Niemand wüsste davon, nur wir. Ich würde weiter zu dir für die Nachhilfe kommen und wir würden es einfach auf uns zukommen lassen und schauen wie es funktioniert. Wir würden es einfach laufen lassen." nervös sah ich Daniel an.

Er überlegte einige Zeit. Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe rum. Daniel schloss seine Augen und als er sie wieder öffnete hatte er sich entschlossen. Er kam mir näher und schloss den Abstand zwischen uns, indem er seine Lippen sanft auf meine legte. So schnell, wie sie auf meinen lagen, zog sich Daniel auch wieder zurück. Glücklich und ungläubig öffnete ich meine Augen. So viele Emotionen tobten in mir. Glück. Liebe. Unglauben. Angst. Vorallem aber Hoffnung.

"Heißt das, wir versuchen es?" ich grinste Daniel an.

"Ja. Lass es uns geheim halten." Er beugte sich erneut zu mir runter und legte seine weichen Lippen zärtlich auf meine. Ich drückte ihn jedoch etwas widerwillig von mir.

"Nicht hier. Außerdem muss ich wieder in den Unterricht. Ich bin schon viel zu lange bei dir." erklärte ich Daniel glücklich.

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Guten Morgen! Ich wünsche euch ein schönes Wochenende ❤🤗

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