Kapitel 40

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Wir betraten das Tierheim durch das Hauptgebäude. Uns wurde erklärt, dass im Hauptgebäude die Verwaltung war und die Tierarztzimmer. Im Nebengebäude waren die Tiere untergebracht. Nach einer kurzen Belehrung von der Tierheimleiterin durften wir das Gelände betreten.
So gut wie alle gingen erst mal raus auf das freie Gelände um sich die meisten Hunde anzusehen. Liv, Abby und ich beschlossen zuerst die Tierarztzimmer zu betrachten.

Wir liefen den hellen Gang entlang und trafen auf eine Tierarzthelferin, die uns in einen Untersuchungsraum führte und einiges erklärte. Danach zeigte sie uns einen weiteren Raum, in dem die Tiere nach Operationen zur Beobachtung untergebracht wurden.
Nach dem wir uns ausführlich im Bereich des Tierarztes umsehen durften, beschlossen Liv, Abby und ich in das Nebengebäude zu gehen.
Wir betraten den Innenhof und hörten lautes Gebell aus einigen Zwingern. Die meisten Hunde lagen allerdings friedlich in diesen.

Das Nebengebäude hatte mehrere Etagen. Im Untergeschoss waren Hunde untergebracht und die Welpenstation lag direkt daneben.
In der ersten Etage befanden sich einige Katzen und deren Neugeborene.

Wir gingen in die Etage der Katzen und Liv fühlte sich wie im Paradies. Überall kleine süße Wollknäule. Sie liebte Katzen und wollte schon immer eine haben, aber ihre Eltern waren dagegen.

"Schaut mal." zog Liv unsere Aufmerksamkeit auf sich.
"Wenn ich die Süße hier nehme, können meine Eltern gar nicht Nein sagen. Schaut euch mal ihre Augen an. Und wie klein sie noch ist." Liv zog eine Schnute und man erkannte förmlich die Herzchen in ihren Augen.

Ich lachte.
"Versuchen kannst du es ja mal."

Liv wollte noch unbedingt weiter mit der kleinen Katze schmusen, weswegen Abby und ich alleine weiter zu den Hunden gingen.

"Ich geh raus und schau mir die Großen an. Du weißt doch, kleine Hunde sind nicht so meins." teilte mir Abby mit.

Ich nickte schnell.
"Kein Problem. Ich komm dann nachher raus."

Zuerst ging ich zu den schon älteren Hunden. Die Meisten lagen einfach da und schauten mich mit großen Augen an, als ich vor ihren Käfigen stehen blieb. Manche Hunde kamen zu mir nach vorne an das Gitter und beschnupperten mich. Als ich mit der Runde fertig war, betrat ich die Welpenstation. Sofort umgab mich hohes, niedliches Welpengebell.
Ich begann unwillkürlich zu Lächeln. Alle Welpen waren so klein und süß.

Ich fragte eine Mitarbeiterin, ob ich ein paar Welpen streicheln durfte.

"Klar. Hast du schon einen im Blick?" fragte mich die Rothaarige.

"Nein, noch nicht ganz. Aber ich finde den Wurf mit den Mini Australien Shepherts ganz süß." erklärte ich ihr.

Sie nickte, brachte mich zu den Mini Aussies und schloß mir die Tür auf. "Welchen willst du auf den Arm nehmen?"

"Den mit dem dunkelgrünen Halsband." sagte ich aus dem Bauch heraus. Ich musste eine schnelle Entscheidung treffen und fand das Halsband ganz schön.

Als die Mitarbeiterin mir die Kleine in die Arme gab, stellte ich fest, dass sie mit Abstand die Hübscheste war. Sie war wunderschön. Ihre Augen waren zweifarbig und musterten mich neugierig, was sie mega süß aussehen ließ.

"Du kannst mit ihr auch ein bisschen Gassi auf dem Hof gehen. Aber sie sollte nicht so lange laufen." schlug mir die Mitarbeiterin vor.

"Sehr gerne. Kann ich noch eine Leine haben?"

Die Mitarbeiterin nickte lächelnd und verschwand kurz. Nach kurzer Zeit kam sie mit einer passenden Leine wieder. Ich bedankte mich noch und trug die kleine Hündin nach draußen. Vor der Tür setzte ich sie auf dem Boden ab und machte schnell die Leine an das Halsband.

"Okay, kleine Maus. Wir gehen jetzt ein Stück, ja?" ich hockte vor ihr und redete leise mit ihr.

Langsam richtete ich mich wieder auf und drehte mich um, um dann langsam los zu laufen. Allerdings blieb ich abrupt stehen.
Daniel stand viel zu nah vor mir und raubte mir den Atem. Ich stand ihm so nah, dass ich jeden Millimeter seines Gesichts genaustens betrachten konnte. Ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht. Hätte ich mich ein paar Zentimeter nach vorne gelehnt, hätten sich unsere Lippen berührt. Doch dazu kam es nicht.
Wir traten beide überrascht einen Schritt zurück.

Daniel's Blick war nervös.
"Tut mir leid. Ich- ich dachte nicht, dass du dich so schnell aufrichtest."

"Schon in Ordnung."
Ich wich seinem fesselnden Blick aus und sah runter zu dem kleinen Welpen, der mich abwartend ansah.
"Ich gehe Gassi." brachte ich einfallsreich hervor und wollte an ihm vorbei gehen.

Jedoch hielt mich Daniel am Arm fest.

"Kann ich- kann ich vielleicht mitkommen?" fragte er nervös und sah mich unsicher an.

Bei diesem Blick konnte ich ihm einfach nichts abschlagen, weswegen ich langsam nickte. Ich gab einen Impuls der Leine, damit die kleine Hündin mitbekam, dass wir losliefen.
Wir liefen ein paar Minuten schweigend nebeneinander. Mein Blick war die ganze Zeit starr auf den kleinen Hund gerichtet, der fröhlich herumtollte und nichts von der angespannten Stimmung zwischen Daniel und mir mitbekam.

"Daniel, es bringt doch nichts, wenn wir uns einfach nur anschweigen. Sag einfach, was du sagen willst." durchbrach ich als Erste die Stille.

Daniel blieb stehen und ich drehte mich zu ihn um, damit wir uns ansehen konnten. Die kleine Dame hüpfte weiterhin fröhlich zwischen uns hin und her und mit jeder Sekunde wuchs sie mir irgendwie mehr an's Herz.

"Ich glaube, ich will einfach nur nicht gehen, wenn wir den Streit zwischen uns noch nicht bei Seite gelegt haben."

"Das verstehe ich, Daniel. Wirklich. Ich will mich ja auch nicht streiten, aber ich sehe keinen Sinn darin diese Beziehung weiter bestehen zu lassen. Du wirst eine andere Frau finden, mit der du eine Familie gründen wirst. Du wirst mich vergessen."

"Ich kann dich nicht vergessen, Rose! Und das werde ich auch nicht. Ich will nur dich und sonst keine."

Daniel kam einen Schritt näher und hob langsam seine Hand. Er strich vorsichtig eine lose Strähne hinter mein Ohr. Sofort bekam ich am ganzen Körper eine Gänsehaut und Blitze schossen durch meine Haut, wenn er mich berührte. Unsichtbare Fäden zogen mich zu Daniel hin. Ich wollte mich ihm hingeben. Wirklich. Ich wollte ihn wieder spüren und küssen, aber ich konnte einfach nicht.
Langsam trat ich einen kleinen Schritt zurück und sah Daniel mit einem traurigen und entschuldigenden Blick an.

"Ich liebe dich, Rose. Ich werde dich immer lieben. Das verspreche ich dir. Auch wenn ich dich verlassen muss." flüsterte Daniel.

Er kam mir näher, hauchte einen zarten Kuss auf meine Wange und ging.

Ungläubig sah ich ihm hinterher. Solange bis ich ihn nicht mehr sah. Meine Lippen standen einen Spalt breit offen und ich atmete nur flach. Langsam rollte eine Träne meine Wange runter.

"Ich liebe dich, Daniel." hauchte ich.

Eine weitere Träne kullerte mein Gesicht hinunter.
Energisch wischte ich die Tränen weg und hockte mich dann runter zu der kleinen Hündin.
Ich nahm sie wieder auf den Arm, um sie zurück zum Tierheim zu bringen. Dort angekommen gab ich sie widerwillig ab, aber fragte noch, wie das mit der Übernahme von Hunden abläuft. Ich bekam einige Infozettel und begab mich dann auf die Suche nach den anderen. Anscheinend war es schon so spät, dass wir uns wieder sammelten und zurück zur Schule gingen.

"Wo warst du denn? Wolltest du nicht zu mir kommen?" fragte mich Abby auf dem Weg zur Schule.

"Schon ja, aber dann waren da diese süßen Mini Aussie Welpen und diese eine ganz besonders hübsche Hündin. Ich musste einfach mit ihr schmusen und dann durfte ich sogar mit ihr Gassi gehen." erzählte ich ihr freudig.

"Wie süß." schwärmte Abby.

Abby und Liv erzählten mir auch noch von ihren Tiererlebnissen und dann waren wir auch schon fast wieder an der Schule. Die ganze Zeit ging mir der Welpe mit dem dunkelgrünen Halsband nicht aus dem Kopf.

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Das letzte Kapitel für heute. Ich hoffe euch hat die kleine Lesenacht gefallen. 🤗
Seid ihr eher Hundemensch oder Katzenmensch? Bei mir eindeutig Hunde 🐶

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