Kapitel 60

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Daniel und ich frühstückten schweigend weiter. Es war mir unangenehm bei ihm zu sitzen und zu wissen, dass alles kompliziert und verzwickt war. Ich traute mich nicht hochzuschauen, aber spürte Daniel's Blick stets auf mir.

"Bist du fertig?" fragte Daniel nach einer Weile in die Stille hinein.

Ich nickte nur.
Ich war mir nicht sicher, ob meine Stimme brechen würde und ich wollte es auch nicht ausprobieren. Noch immer wurde mir die Kehle von einer unsichtbaren Hand zugedrückt.

"Ich kann dich nach Hause fahren, wenn du willst."

"Ja, Danke." krächzte ich.
Schnell räusperte ich mich.
"Ich gehe noch schnell zur Toilette."

"In den Gang und dann die zweite Tür links." sagte Daniel schnell.

Ich versuchte ihn anzulächeln und stand dann schnell auf.
Im Bad versuchte ich meine Haare zu ordnen, wusch mein Gesicht und entleerte meine volle Blase.

Als ich wieder in die Küche kam, hatte Daniel schon alles aufgeräumt und schloss gerade den Kühlschrank.

"Bist du soweit fertig?" Wollte er zum zweiten Mal heute wissen.

"Ich brauche noch meine Sachen von gestern." gab ich peinlich berührt von mir.
Ich schaute Daniel nicht an während ich sprach. Mir war es unangenehm zu wissen, dass er mich ohne Top und BH gesehen hatte.

"Klar, hol ich dir."
Daniel verschwand kurz und kam nach einiger Zeit mit meinen Sachen in den Händen wieder.
"Hier." Er überreichte mir meine Sachen und natürlich musste mein schwarzer BH oben drauf liegen.
"Nette Unterwäsche." bemerkte er noch amüsiert.

Ich verdrehte die Augen und ging zurück in den Flur. Mit Verwunderung stellte ich fest, dass sich ein Lächeln auf meine Lippen gestohlen hatte.
Meine Schuhe standen neben der Tür und ich schlüpfte schnell in sie hinein.

Mir fiel noch ein, dass ich Daniel noch etwas fragen musste. Ich drehte mich schnell zu ihm um.
"Weißt du, wo mein Handy und mein Schlüssel sind?"

Daniel lächelte mich an. Er deutete auf die Komode und tatsächlich lagen dort mein Handy und meine Schlüssel.

Ich griff danach und bedankte mich noch schnell bei ihm. Dann gingen wir zusammen nach unten.
Daniel steuerte draußen auf der Straße auf einen schwarzen Geländewagen zu.

"Neues Auto?" fragte ich und zog eine Augenbraue in die Höhe.

"Nein, das gehört einem Freund. Er hat es mir gestern netterweise gegeben."

Ich nickte nur und stieg ein.

Zu Hause lag ich den ganzen Tag im Bett und grübelte darüber, was ich tun sollte. Ich war so unsicher.
Sollte ich mit Tyler Schluss machen? Sollte ich ihm verzeihen?
Er hatte mich mehrere Male betrogen, dass hatte er mir selbst gestanden. Eigentlich war so etwas unverzeilich. Aber ich hatte Gefühle für ihn. Zwar wusste ich nicht welche Gefühle, aber Liebe war es nicht. Ich liebte Daniel und das war mir heute Morgen klar geworden. Vermutlich wollte ich Tyler nur nicht verlieren, weil wir schon so lange zusammen waren. Ich konnte nicht einfach eine Beziehung aufgeben, die über ein Jahr gehalten hatte.

Nach langen Überlegungen beschloss ich Tyler eine Nachricht zu schreiben.

"Können wir reden?"

Ich hatte mich entschlossen.

Nervös betrat ich den Park, in dem ich mit Sky immer spazieren ging. Hier hatte ich so viele Momente erlebt.
Mit Tyler. Mit Daniel.
Gute Momente. Schlechte Momente.
Gleich kam ein neuer Moment dazu.

Mit langsamen Schritten steuerte ich auf eine Bank zu. Angespannt ließ ich mich auf ihr nieder. Das harte Holz zeichnete sich stark an meinen Beinen und meinem Rücken ab. Ich hatte das Gefühl jede Holzfaser zu spüren. Jeder Muskel in mir war zum zerreißen gespannt.
Ich war aufgeregt. Ich hatte Angst, aber ich hoffte, dass alles glatt verlief.

Mit einem Blick auf die Uhr, stellte ich fest, dass Tyler jeden Moment auftauchen musste. Hoffentlich fand er mich auch. Ich schaute mich ein wenig um. Mütter spielten mit ihren Kindern auf dem Spielplatz. Rentner gingen Hand in Hand spazieren. Alles wirkte friedlich und glücklich.
Ich hatte das Gefühl, ich war fehl am Platz.

"Rose."

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Schnell schaute ich hoch. Tyler setzte sich neben mich und schaute auf den Spielplatz vor uns.

"Wieso sind wir hier?"

"Fragst du mich das gerade wirklich, Tyler?" ungläubig sah ich zu ihm rüber. Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein.

"Hör zu, ich war gestern betrunken. Können wir einfach vergessen was passiert ist? Jeder trinkt doch mal zu viel."

"Nein, ich kann das nicht vergessen. Du hast mich gegen meinen Willen angefasst und mir gesagt, dass du mich mehrere Male betrogen hast!" langsam wurde ich wütend.

"Du mochtest es doch immer, wie ich dich angefasst habe." Er ignorierte eiskalt die Aussage, dass er mich betrogen hatte.

"Du hast mich ausgezogen und wolltest mich in einem Club in einer dunklen Ecke entjungfern. Ich empfand das nun mal als nicht so angenehm. Du warst brutal und grob und sagst mir in's Gesicht, mit anderen Frauen geschlafen zu haben. Geht's eigentlich noch? Wenn mich-" schnell brach ich ab.
Ich konnte ihm nicht sagen, dass Daniel mich gerettet hatte.

"Du wunderst dich, dass ich dich betrogen und betrunken ausgezogen habe? Sorry, aber was erwartest du? Wir sind seit über einem Jahr zusammen und du hast immer abgeblockt, als es mal zur Sache ging. Ist doch kein Wunder, dass ich mir wo anders meine Befriedigung suche!"

"Das war direkt." murmelte ich.
"Ich denke unsere Wege sollten sich hier trennen."

"Du willst Schluss machen?" Tyler sah mich entsetzt an.
"Ich wette damit du zu deinem scheiß Lehrer gehen kannst, um dich von ihm ficken zu lassen! Ich hoffe ihr bekommt eure gerechte Strafe. Du bist einfach nur armselig und naiv, Rose. Ich wollte immer nur mit dir ins Bett. Du kannst froh sein, dass ich es so lange mit dir ausgehalten habe." Mit diesen Worten stand er auf und ging.

Ich brach in mir zusammen. Tränen liefen mir über mein Gesicht. Es tat weh diese Worte von Tyler zu hören. Ein Schluchzen entfloh meiner Kehle. Ich versuchte die Tränen wegzuwischen, aber es kamen immer wieder neue dazu.

Ich wusste nicht mehr wie ich es nach Hause geschafft hatte. Meine Mutter hatte mich besorgt angeschaut, nachdem ich durch die Haustür gekommen war. Wortlos war ich in mein Zimmer gegangen. Kurze Zeit später hatte sie einem Kakao zu mir hoch gebracht.
Sie fragte nicht, was passiert war, aber ich glaubte, sie konnte es sich denken. Denn bevor ich gegangen war, hatte ich ihr gesagt, dass ich mich mit Tyler traf. Sicherlich konnte sie eins und eins zusammen zählen.

Mit Tyler hatte ich Schluss gemacht und mein Herz tat weh. Was jetzt mit Daniel und mir passierte und ob überhaupt etwas passierte, stand in den Sternen. Denn eine Sache hatte sich nach über einem Jahr immer noch nicht geändert. Daniel Smith war mein Lehrer und ich liebte ihn.

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Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. 😊❤
Das nächste wird leider erst nächste Woche Donnerstag kommen, da ich gerade auf dem Weg in den Urlaub bin. 😍
Habt ihr denn auch schon Ferien? 💫

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