Kapitel 53 - Daniel

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P.O.V. Daniel

Es war der erste Schultag seit über einem Jahr. Ich war lange nicht mehr so aufgeregt gewesen wie heute. Leider kannte ich meinen Stundenplan noch nicht, was die Spannung steigen ließ. Ich war gespannt, welche Klassen ich bekam und ob vielleicht auch ein Kurs aus der Oberstufe dabei war.

Mit meiner Tasche, die noch fast leer war, stieg ich in mein Auto. Ich war relativ früh dran und suchte mir auf dem Lehrerparkplatz einen Parklücke. Ich blickte noch einmal nervös in den Rückspiegel. Ich sah gut aus. Meine Haare waren etwas länger, als noch vor einem Jahr und ich hatte sie ausnahmsweise gestylt. Meine Augen strahlten vor Aufregung und Neugierde. Ich überprüfte noch einmal den Kragen meines hellblauen Hemdes. Dann stieg ich aus meinem Auto.

Ich lief mit festen Schritten auf den Eingang zu. Es waren nur wenige Schüler unterwegs und ich sah niemanden, den ich schon kannte. Mit viel Schwung öffnete ich die Tür zum Lehrerzimmer und steuerte auf mein Fach zu. Letzte Woche hatten wir die sogenannte Vorbereitungswoche. Uns Lehrern wurde noch einmal alles wichtige eingeprägt und mir wurden alle Schlüssel überreicht. Außerdem wurde mir gesagt wer sozusagen meine Tutoren waren. Zum Glück kannte ich diejenigen noch und verstand mich auch gut mit ihnen.

Ich schaute in mein Fach und nahm einige Zettel und Unterlagen heraus. Als erstes schaute ich mir meinen Stundenplan an. Er war gut gemischt. Ich würde einige kleinere Klassen, aber auch zwei Kurse aus der zwölften Klasse unterrichten. Die Sport und Englischstunden waren auch ganz gut verteilt. Auf den ersten Blick sah alles soweit gut aus.
Ich überflog die weiteren Zettel. Es waren größtenteils Namenslisten. Die würde ich mir in meiner Pause genauer ansehen.

Auf dem Weg zu meiner ersten Stunde hielt ich die Augen offen und hoffte inständig Rose zu sehen. Natürlich hatte ich sie nicht vergessen können. Am Anfang meiner Reise war ich traurig und lustlos, bis ich einen jetzt guten Freund getroffen hatte. Er hatte mir geholfen meine Reise zu genießen und meine Gedanken von Rose wegzulenken. Das Jahr nach meiner Reise war schwer, aber ich hatte es geschafft nicht an Rose zu denken und sie nicht aufzusuchen. Es war einfach besser so, auch wenn ich sie vermisste und es mir im Herzen wehtat sie nicht zu sehen.

Nach den ersten beiden Stunden hatte ich Englisch in einer zwölften Klasse. Ich beschloss mich erst einmal in das geräumige Lehrerzimmer zu setzen und alle Namenslisten durchzugehen. Vielleicht kannte ich ja noch den ein oder anderen Schüler. Ich begann mit dem Englischkurs. Einige Namen kamen mir bekannt vor, andere hatte ich noch nie gehört.

Bis ich auf einen Namen stieß, der mein Herz zum Stillstand brachte. Das konnte unmöglich sein.
Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass unter tausend Schülern ausgerechnet sie in einem der Kurse war, die ich unterrichten würde?
Es war sehr unwahrscheinlich und trotzdem stand auf meinem Blatt Rosalyn Parker. Immer wieder laß ich diesen Namen. Ich verstand es einfach nicht. In wenigen Minuten würde ich Rose seit über einem Jahr wiedersehen.

Ich stopfte die Zettel nervös in meine Tasche und machte mich auf den Weg zu dem Unterrichtsraum. Mir wurde langsam übel und ich hatte das Gefühl die Luft um mich herum wurde immer dünner. Ich konnte kaum Atmen vor Aufregung. Alles an mir zitterte. Ich versuchte tief durchzuatmen und mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, bevor ich die Tür öffnete. Mit einem gefassten Blick betrat ich das Zimmer und steuerte mit gesenktem Kopf auf den Lehrertisch zu.

Mr. Sullivan war schon da und begrüßte mich herzlich. Er sagte mir einige Dinge und ging dann in den hinteren Teil des Raumes, um sich von dort meine Stunden anzusehen. Mein Blick glitt kurz durch die Klasse. Ich fand sie nicht. Wo war sie? Vielleicht hatte sie meinen Namen auf ihrem Stundenplan gesehen und wollte jetzt den Kurs wechseln. Nein, bitte nicht. Ich musste sie sehen.
Sie musste einfach kommen.

Bevor ich noch den Verstand verlor, packte ich meine Unterlagen aus und ging alles noch einmal im Kopf durch. Mein Blick glitt zur Uhr über der Tür. Eine Minute hatte Rose noch, um zu kommen.
Ich wollte meinen Blick von der Tür abwenden, doch genau in dem Moment schwang sie auf und eine lächelnde junge Frau betrat den Raum.
Ich wollte sie nicht anstarren, aber trotzdem musste ich es einfach tun. Sie hatte sich so sehr verändert und doch irgendwie überhaupt nicht. Ihr Blick ging suchend durch die Klasse, bis sie bei mir hängen blieb.

Mein Blut gefror und ihre Gesichtszüge entgleisten ihr. Man sah ihr an, wie sie in sich zusammensackte. Mir ging es nicht anders. Amor hatte mir einen Pfeil in mein Herz geschossen, dann rausgerissen und gerade presste er ihn wieder in mich.
Ich sah Rose an, wie unwohl sie sich fühlte. Sie wandte zuerst ihren Blick ab und suchte sich dann einen Platz.
Rose war immer noch so schön wie damals, wenn nicht sogar schöner. Alles an ihr war erwachsener, aber trotzdem sah sie noch so jung aus.

Es klingelte zur Stunde und ich musste meinen Blick von ihr abwenden.

"Guten Morgen." begrüßte ich die Klasse.
Mein Blick glitt automatisch immer wieder zu Rose.
"Ich bin Mr. Smith. Ein paar von euch kennen mich vielleicht noch. Ich war vor einiger Zeit schon einmal Lehrer an dieser Schule. Mr. Sullivan ist so etwas wie mein Tutor und wird mich unterstützen und mir ein Feedback geben. Wenn irgendwas ist, könnt ihr immer gerne mit euren Problemen zu mir kommen."
Ich lächelte noch einmal in die Runde und meine Augen suchten automatisch nach Rosalyn's Augen.
"Gut, dann hoffe ich mal, wir werden viel Spaß miteinander haben. Habt ihr vorweg noch Fragen?"

Ich konnte Rose ansehen wie ihr Gesichtsausdruck wütend wurde. Sie wollte mir sicherlich gerne einige Fragen an den Kopf schleudern. Ich verstand das. Ich würde genauso handeln. Ich hasste mich auch dafür, dass ich gegangen bin und uns beide verletzt habe. Aber es ging einfach nicht anders.

Ich konnte es nicht mehr ändern.
Ich konnte die Zeit nicht zurückdrehen.

Niemand hatte eine Frage und so legte ich schon mit dem Unterricht los. Es war eine ruhige Stunde zum Einstieg. So konnte ich die Schüler besser kennenlernen und die Schüler lernten auch mich kennen.
Kurz vor dem Ende der Stunde beendete ich den Unterricht.

Ich wartete bis alle aus dem Raum waren und wollte dann auch meine Tasche nehmen und abschließen. Allerdings kam Rose wieder in den Raum rein und sah gar nicht erfreut aus. Sie knallte die Tür hinter sich zu und stellte sich mit einem wütenden Blick vor mich.

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Uff...
Daniel ist wieder baaack. 😍💪 Aber Rose scheint irgendwie nicht so begeistert zu sein... 🙈 Was denkt ihr? 🙈💫

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