Kapitel 72

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2 Wochen später

Heute war Daniel's letzter Arbeitstag an der Velvedy Highschool. Nach den Ferien würde er tatsächlich an einem Gymnasium etwas außerhalb der Stadt unterrichten. Ab heute konnten wir uns tatsächlich offiziell als Pärchen zeigen. Nur wollte Daniel noch die Ferien abwarten, um sicherzugehen, dass niemand uns in die Quere kam. Eine Beziehung zwischen einem Lehrer und seiner Schülerin war schließlich immer noch verboten. Aber wenn Daniel an einer anderen Schule war, konnte es schon funktionieren.

Ich hatte heute schon einige Stunden gelernt. Daniel hatte in einer halben Stunde Unterrichtsschluss. Danach wollte er zu mir kommen, damit wir meiner Mom sagen konnten, dass wir zusammen waren. Ganz offiziell als ein richtiges Paar.

Ich war schon ganz aufgeregt. Einerseits wollte ich unbedingt die Beziehung öffentlich machen. Andererseits hatte ich Angst vor den Reaktionen.
Meine Mom und Jacques waren sicherlich schockiert. Ich konnte aber nicht einschätzen, was sie davon hielten.
Liv und Abby wussten sozusagen schon von der Beziehung. Ich hatte schließlich immer mit ihnen über alles gesprochen. Sie wussten nur noch nicht, dass Daniel und ich jetzt offiziell ein Paar waren.

Ich stand von meinem Schreibtischstuhl auf und lief in mein Badezimmer. Schnell machte ich mich etwas frisch und schminkte mich dezent. Als ich vor meinem Kleiderschrank stand, war ich etwas überfordert. Was zog man denn zu so etwas an?
Ich entschied mich schnell für eine einfache Jeans und eine kurzärmlige Bluse. So sah ich nicht aus, als hätte ich schon den ganzen Tag gelernt, aber ich sah auch nicht zu schick aus.

Ich schaute noch einmal in den Spiegel und lief dann nach unten. Jacques stand in der Küche und bereitete eine Kleinigkeit zu Essen vor. Meine Mom putzte hier und da noch ein bisschen.
Ich hatte den beiden heute Morgen gesagt, dass gegen Nachmittag jemand kam, den ich ihnen vorstellen wollte. Sie wussten nur noch nicht, dass es Daniel war, mein alter Englischlehrer.

Eigentlich musste ich ihnen ja nicht sagen, dass Daniel mal mein Lehrer war, aber meine Mutter kannte ihn leider schon als meinen Lehrer. Jetzt lernte sie ihn auch als meinen Freund kennnen.
Ich hatte Angst vor ihren Reaktionen.
Tyler hatten sie damals durch Zufall kennengelernt. Daniel war also der erste Freund, den ich meiner Familie so richtig vorstellte.
Daniel war einfach die Liebe meines Lebens. Vom ersten Augenblick, als ich ihn vor dem Matheraum gesehen hatte, war es um mich geschehen. Ich wollte mein ganzes restliches Leben mit ihm verbringen.

Mein Handy vibrierte in meiner Hand. Schnell schaute ich darauf, wer mir geschrieben hatte.
Natürlich war es Daniel. Er war hier. Ich schrieb schnell zurück, dass er ruhig klingeln konnte.

"Mom, bitte leg das Putzzeug weg. Hier sieht alles super aus. Er sollte jeden Moment kommen." bat ich meine Mom aufgeregt.

Sie räumte seufzend ihre Putzsachen weg und wusch sich noch einmal die Hände. Jacques platzierte seine Meisterwerke an Essen auf einer schönen Platte.

Es klingelte.

Mein Herz setzte kurz aus und schlug dann doppelt so schnell weiter. Mit wackligen Beinen lief ich zur Haustür und öffnete sie.
Daniel stand lächelnd mit einem Blumenstrauß vor mir.

"Du siehst toll aus." sagte er leise und gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange.

Ich spürte wie ich rot wurde. Augenblicklich durchströmte mich eine gewisse Hitze. Aufgeregt öffnete ich die Tür ein Stück weiter und bat Daniel rein. Er sah mir die Anspannung an und legte einen Arm um meine Taille. So nah bei ihm spürte ich, wie aufgeregt auch er war.

"Hallo Mrs. Parker. Die sind für Sie." begrüßte Daniel meine Mom und übergab ihr die Blumen.

Ich konnte meiner Mutter ansehen, wie sehr sie sich bemühen mussten, ihre Gesichtszüge beizubehalten. Ihr stand der Schock ins Gesicht geschrieben.

"Mr. Smith?" fragte sie leicht verdutzt.
Sie sah zu mir rüber, als erwartete sie eine Antwort von mir.

"Ähm, Mom, also das ist Daniel mein fester Freund." erklärte ich und bemerkte wie mein Herz schneller pumpte.

Mein fester Freund. Ich hatte das noch nie ausgesprochen und es klang so schön. Daniel war mein fester Freund.

"Salut, ich bin Jacques. Freut mich dich kennenzulernen." brach Jacques zum Glück die entstandene Stille und gab Daniel die Hand.
Sichtlich erleichtert erwiderte er den Händedruck.

"Rose, ich möchte mit dir sprechen. Allein." sagte meine Mutter streng.
Ihre Stimme ließ keinen Wiederspruch offen. Mit einem auffordernden Blick sah sie mich an.

Ich entzog langsam meine Hand der von Daniel und sah ihn kurz intensiv an, um ihn zu beruhigen.
Alles war gut.
Dann folgte ich meiner Mutter in die Küche. Sie schloss die Tür hinter uns. Ich hörte noch wie Jacques Daniel ins Wohnzimmer bat.

"Was soll das, Rose?" fragte mich meine Mutter mit gefährlich ruhiger Stimme.

"Mom bitte. Ich kann dir das wirklich erklären."

"Wie willst du mir erklären, dass du mit deinem Lehrer ins Bett gehst?" Ihre Stimme vibrierte wütend und ihre Augen durchborten mich böse.

"Also erst mal, gehe ich nicht mit ihm ins Bett. So weit sind wir noch nicht. Zweitens, ist er nicht mehr mein Lehrer. Er hat die Schule gewechselt." erklärte ich ihr die Situation. Langsam wurde ich auch wütend. Wie konnte meine Mutter nur so sein?

Sie seufzte.
"Rose, es ist egal, ob ihr miteinander ins Bett geht oder nicht. Punkt ist, er ist dein Lehrer. Ob er jetzt an einer anderen Schule unterrichtet oder nicht ist mir egal. Das geht so einfach nicht. Denkst du nicht, dass er dich nur ausnutzt?"

"Was?" fragte ich laut und mit bebender Stimme vor Wut.
Drehte sie jetzt durch?
"Soll ich dir mal was sagen? Er liebt mich und ich liebe ihn. Ich habe ihn schon geliebt, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe. Und als er dann gegangen ist, war das schrecklich für mich. Ich habe ihn gehasst, aber innerlich wusste ich, dass ich ihn liebe. Tyler habe ich nie so geliebt, wie Daniel. Bei Daniel war es immer besonders und anders und besser. Und als er dann nach diesem verdammten Jahr endlich wiedergekommen ist, hat das alle Gefühle in mir durcheinander gebracht. Ich habe gemerkt, dass ich ihn immer noch liebe. Und er liebt mich auch. Daniel hat extra die Schule für mich gewechselt, damit wir zusammen sein können. Das hätte er nicht tun müssen. Außerdem habe ich in zwei Monaten mein Abitur. Danach wird es niemanden mehr interessieren, dass er mal mein Lehrer war.
Mom, ich bin erwachsen. Ich kann meine Entscheidungen selbst treffen. Und ich habe mich nun mal für Daniel entschieden. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, ist das nicht mein Problem."

Außer Atem sah ich meine Mutter an.

"Ich will doch nur nicht, dass er dich verletzt. Ich will dich nur glücklich sehen. Es tut mir leid, Süße. Ich habe dich lieb." Sie breitete ihr Arme aus und zog mich in eine Umarmung.
"Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ich will nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst."

Ich konnte nicht länger böse auf sie sein. Sie war meine Mutter, natürlich machte sie sich Sorgen um mich.

"So und jetzt komm. Ich will ihn besser kennenlernen. Du wirkst endlich wieder richtig glücklich und frei." sie nahm meine Hand und ging mit mir zusammen in unser Wohnzimmer.

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Da haben sie ja nochmal die Kurve bekommen. Wie hat euch das Aufeinandertreffen gefallen? 🙈
Ich hoffe, ihr hattet einen schönen ersten Advent. ❤🕯

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