Kapitel 30

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Wie jeden Dienstag betrat ich mit einem Lächeln als Erste das Englischzimmer. Wie jeden Dienstagmorgen, wartete auch Daniel schon an seinen Lehrertisch angelehnt auf mich. Mit langen Schritten lief ich auf ihn zu und küsste ihn kurz. Dabei sprang mein Herz vor Freude aufgeregt auf und ab.

"Wie war dein Wochende?" wollte er wissen, nach dem ich mich von ihm gelöst hatte.

"Mit dir wäre es wahrscheinlich schöner gewesen." erklärte ich ihm und stellte meine Sachen an meinem Platz ab.

Er kam auf mich zu und nahm mich in seine Arme.
"Wie haben Olivia und Abigail die Nachricht aufgenommen?"

"Zu erst waren sie logischerweise geschockt, aber als ich dann mehr erzählt hatte, fanden sie uns süß." Ich legte meinen Kopf etwas in den Nacken und sah Daniel verträumt lächelnd an.

"Also werden sie es für sich behalten?" hakte er nach.

"Ja."

Daniel lächelte erleichtert und legte noch einmal seine Lippen auf meine. Viel zu schnell löste er sich wieder von mir und ging zurück zu seinem Lehrertisch.
Wie gern ich mich zu ihm setzen würde, um einfach seine Nähe zu genießen. Aber es ging nicht. Es könnte jeden Augenblick die Tür aufgehen und wir würden auffliegen.

Ich drehte mich zu meinen Sachen und packte alles aus. Die Tür schwang auf und mein Blick glitt automatisch dahin. Liv und Abby kamen herein gelaufen und begrüßten Daniel und mich mit einem wissenden Lächeln. Ich betete innerlich, dass die beiden nichts dummes zu Daniel sagten. Nur weil ich ihnen von uns erzählt hatte, sollte das nicht bedeuten, dass sie Daniel ausfragen durften, wie sie es sonst auch machten.

Zu meinem und auch Daniel's Glück ging die Tür erneut auf und weitere Mitschüler betraten den Raum. So konnten Liv und Abby wenigstens nichts Dummes anstellen. Es vergingen einige Minuten bis es zum Unterricht klingelte und Daniel um Ruhe bat.

Er begrüßte uns noch einmal und erklärte dann, was unser heutiges Thema war. Diagramme auswerten. Zunächst erklärte er an einem Beispiel im Buch wie wir vorgehen mussten. Dann sollten wir es selbst an einem anderen Beispiel probieren. Wir hatten ein paar Minuten Zeit, um uns zu überlegen wie wir die Diagramme auswerten wollten.

Nach zehn Minuten bat Daniel erneut, um Aufmerksamkeit.
"Also die Zeit ist um. Will jemand freiwillig ein Diagramm auswerten?" fragte er in die Klasse.
Natürlich wollte es niemand freiwillig machen.
"Gut dann entscheide ich. Olivia du erklärst uns bitte das Diagramm oben links."

Ich hörte wie Liv genervt stöhnte und dann begann das Diagramm zu erklären. Sie versuchte es, aber ich hätte es wahrscheinlich auch nicht besser hinbekommen. Die Diagramme waren echt nicht leicht zu verstehen und auf Englisch zu erklären.

"Danke Olivia, das war schon mal ein guter Anfang. Ich teile euch jetzt ein Arbeitsblatt aus und ihr bearbeitet bitte die restliche halbe Stunde die Aufgaben. Wenn jemand Fragen dazu hat, kann er sie mir gerne stellen. Wir vergleichen das dann nächste Stunde." Daniel ging durch die Reihen und teilte die Blätter aus.

Ich las mir erst das Blatt durch und begann dann von oben nach unten es zu bearbeiten. Als erstes sollten wir drei Überschriften für die jeweiligen Wortgruppen finden, die uns helfen sollten die Diagramme zu interpretieren. Als Zweites hatten wir ein Kreisdiagramm über den Wasserverbrauch in den USA mit den Dingen, die am meisten Wasser verbauchten.
Ein Wort verstand ich nicht. In unserem Lehrbuch fand ich keine Übersetzung dafür und Wörterbücher hatten wir gerade nicht zur Verfügung. Also meldete ich mich, um Daniel zu fragen.

"Was gibt's?" fragte er sofort als er bei mir ankam.

"Ähm, was heißt 'leaks'?" ich schaute ihn abwartend an und schluckte.
Er sah mich intensiv an und war mir unglaublich nah. Daniel stützte sich an meinem Tisch ab. Die oberen Knöpfe seines Hemdes standen offen, so dass man ein wenig von seinem Oberkörper sah. Mich störte der Anblick nicht. Zu gern wollte ich das Hemd weiter aufknöpfen und ihn jetzt küssen.

"Leck." Kam seine Antwort, wie aus der Pistole geschossen und riss mich somit aus meinen unartigen Gedanken.
Nur ließ seine Antwort die Gedanken nicht verschwinden, sondern machte es noch schlimmer. Sofort hatte ich ein Bild von Daniel und mir in meinem Kopf.

Etwas verwirrt hakte ich noch einmal genauer nach.
"Leck im Sinne von einer undichten Stelle?"

"Genau. Nicht das andere lecken." seine Augen glitzerten verlangend und auf seinen Lippen zeichnete sich ein zweideutiges Lächeln ab.

Sofort schoss mir das Blut in's Gesicht und ich wurde knallrot. Es war klar, dass wir beide nur an eine Sache denken konnten.

"Gut, dann das andere Lecken." provozierte ich ihn etwas und er ging weiter.

Abby neben mir sah mich verwirrt lachend an.
"Was war das denn?"

"Keine Ahnung." ich wusste es echt nicht.

Es war irgendwie... komisch?
Ich atmete noch einmal tief durch und versuchte mein glühendes Gesicht wieder zu normaler Farbe zu bekommen.

Meine Konzentration war jetzt auf dem absoluten Tiefpunkt. Die restlichen zehn Minuten, die wir noch hatten, starrte ich Daniel die ganze Zeit an und bekam diese unverschämten Gedanken nicht mehr aus meinem Kopf raus.
Was war bloß los mit mir? Wie konnten wir uns nur gegenseitig mitten im Unterricht so geil aufeinander machen?
Daniel's Blick flog ebenfalls öfter als notwendig zu mir und grinste mich dabei unverschämt an.

Ich war so verdammt froh, als es endlich zur Pause klingelte. Schnell packte ich meine Materialien zusammen und verließ mit den anderen das Zimmer. Ich atmete einmal tief durch und lief dann weiter zu meinem Spind, um meine Bücher auszutauschen. Liv und Abby waren schon zum nächsten Zimmer gegangen. Ich verließ kurz das Schulgebäude und stellte mich draußen auf den Hof. Mit Blick in den Himmel atmete ich die frische Luft ein und versuchte alles in mir wieder auf normale Temperaturen zu bringen und meine Gedanken zu vertreiben.

Das Vorklingeln unterbrach mein Tun und somit lief ich wieder in das Haus und zum Unterricht. Ich setzte mich neben meine Sitznachbarin in Spanisch und wartete darauf, dass die Lehrerin mit ihrem Unterricht loslegte. Die Zeit verging wie immer viel zu langsam und nach Ewigkeiten wurden wir endlich von der Klingel erlöst.

Ich verließ den Raum und machte mich auf den Weg in die Cafeteria. Auf halbem Weg vibrierte mein Handy und ich erhielt eine Nachricht von Daniel.

"Treffen wir uns im Vorbereitungsraum?"

Auf meinen Lippen bildete sich ein Lächeln. Sofort änderte ich meinen Weg.

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Zum Feiertag ein neues Kapitel 🤗❤

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