Kapitel 16

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Jacques brachte uns unser Essen und setzte sich für einige Minuten zu uns an den Tisch. Er freute sich sehr, dass wir gekommen waren und hoffte, dass uns das Essen schmeckte, was es natürlich tat.

Meine Mom und ich amüsierten uns gut. Es war schön mal wieder einen Mutter-Tochter-Abend mit ihr zu verbringen.
Ich bestellte mir noch ein Dessert und meine Mom sich einen Espresso. Als der Kellner mit unserer Bestellung kam und immer noch versuchte mit mir zu flirten, ging die Tür des Lokals auf und zwei Männer betraten es. Einer der beiden kam mir nur allzu bekannt vor. Den anderen jedoch Mann hatte ich noch nie gesehen. Die Beiden wurden von einer äußerst hübschen Kellnerin zu einem Tisch in unserer Nähe gebracht.

Zum Glück hatte mich mein Englischlehrer noch nicht gesehen. Als er sich jedoch umdrehte und sein Blick meinen traf, erstarrte ich. Ich bemerkte wie mir die Hitze in die Wangen stieg und ich rot wurde. Er sah mich ebenfalls verblüfft an. Meine Mutter redete unbeirrt weiter und unser Kellner ging endlich, als er bemerkte, dass er schon zu lange bei uns stand.

"Rose?" fragte meine Mom.

Ich riss mich von Daniel's Blick los und sah meine Mutter verwirrt an. "Was?"

Sie lachte. "Ist alles okay mit dir? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen."

"Nein, nein. Alles gut. Ich- ich dachte nur ich hätte jemanden gesehen. Aber ist nicht so wichtig." ich zwang mich dazu sie anzulächeln. Mein Blick rutschte dennoch an meiner Mutter vorbei und traf wieder auf den meines Lehrers.

Meine Mutter sprach und ich aß schweigend mein Dessert in der Versuchung nicht alle zehn Sekunden zu Mr. Smith zu starren. Allerdings misslang es mir und unsere Blicke kreuzten sich öfter als mir lieb war.
Zum Glück zahlten wir kurz darauf und waren bereit zu gehen. Natürlich musste es so kommen, wie es kommen musste und als wir aufstanden, entdeckte auch meine Mutter Mr. Smith.

"Mr. Smith!" Sagte sie überschwänglich und ging strahlend auf ihn zu. Widerwillig folgte ich meiner Mom zu meinem Lehrer. "Das ist aber schön Sie hier zu treffen."

"Guten Abend Mrs. Parker." begrüßte Daniel meine Mutter höflich, stand auf und schenkte ihr ein Lächeln. Dann wandte er sich mir zu. "Hallo Rose."

Ich schluckte kurz und erwiderte leise seine Begrüßung. "Hallo."

"Na dann lassen Sie es sich schmecken." sagte meine Mom und verabschiedete sich. Sie ging zur Tür, ich stand immer noch an Ort und Stelle und bewegte mich nicht.

"Bis morgen." brachte ich leise über die Lippen und lächelte ihn schüchtern an. Er kam ein Stück näher, sodass er flüstern konnte und ich ihn gut verstand.

"Bis morgen, Rose. Ich freue mich schon." Er lächelte mich ebenfalls unsicher an.

"Ich mich auch." sagte ich leise.

Wieder einmal waren unsere Blicke so verschmolzen, dass sich niemand lösen konnte oder vielleicht auch wollte.

"Du siehst gut aus." sagte er leise und seine Wangen verfärbten sich dabei leicht rot, was unglaublich süß aussah.

Bei seinem Kompliment wurde mir noch heißer.
"Danke." erwiderte ich und strich mir eine Haarsträhne zurück.

Ich lächelte Mr. Smith noch einmal an und mit viel Überwindung löste ich meinen Blick von ihm und verließ das Restaurant. An der frischen Luft atmete ich einmal tief durch, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Meine Mom wartete bereits am Auto auf mich. Ich ging auf sie zu und sah sie abwartend an.

"Das hat aber schon etwas länger gedauert." sagte sie und sah mich prüfend an.

Sofort schlug mein Herz schneller und ein Schweißfilm legte sich auf meine Handinnenflächen. "Ich- ähm, ich war noch auf der Toilette."

Meine Mom nickte und wir stiegen in unser Auto. Schweigend fuhren wir nach Hause. Sie parkte vor unserem Haus und wir stiegen aus.Meine Mom schloss die Tür auf und ich verabschiedete mich gleich nach oben. Ich zog mich aus und schminkte mich ab. Mit gekämmten Haaren, gepuzten Zähnen und in meinem Schlafanzug legte ich mich in mein Bett und nahm noch einmal mein Handy zur Hand.

Ich hatte eine Nachricht von Mr. Smith.

"Wieso hattest du so ein Kleid an?"

Das war alles was in der Nachricht stand. Was meinte er damit? Ich überlegte kurz, was ich ihm antworten konnte.

"Was meinst du damit?"

Ich war ziemlich verwirrt und mein Gehirn stellte merkwürdige Vermutungen auf, was er meinen könnte.

Kurze Zeit später kam auch schon seine Antwort.

"Ich meine es genau so wie ich es geschrieben habe."

Warum ich das Kleid anhatte? Was interessierte es ihn überhaupt, was ich für ein Kleid anhatte? Das hat ihn nichts anzugehen. Er war schließlich mein Lehrer und das war definitiv zu privat für ihn. Mal davon abgesehen das es meine Entscheidung war was ich anzog und was nicht.

"Ich finde es schön. Tut mir leid, wenn du das anders siehst." antwortete ich ihm distanziert. Ich wurde nicht schlau aus ihm.

"Das Kleid ist wirklich schön. Musstest du es unbedingt abends in einem Restaurant anziehen?"

Meinte Mr. Smith damit, dass ich darin hässlich aussah? Entrüstet schrieb ich ihm eine Antwort.

"Es ist ja wohl meine Sache was ich anziehe und was nicht! Außerdem bist du mein Lehrer und es sollte dir egal sein, wie ich rum laufe. Wo hätte ich das Kleid denn sonst tragen sollen, wenn nicht bei einem Dinner?!"

Ich war verdammt wütend, weswegen ich auch vergaß meinen Lehrer zu siezen. Jedoch war es mir egal, weil er sich einfach unverschämt benahm.

"Beruhig dich, Rose. Du hast in deinem Kleid umwerfend ausgesehen. Und das ist das Problem. Alle anwesenden Männer haben dich angestarrt und nicht immer in dein Gesicht. Ich fand es einfach nicht gut, wie sie dich mit ihren Blicken förmlich ausgezogen haben. Es tut mir leid, falls du das falsch verstanden hast. Blau steht dir übrigens ausgezeichnet."

Mir stieg die Hitze in die Wangen, als ich seine Nachricht las. Einerseits, weil ich ihn völlig falsch verstanden hatte. Er hatte sich ja nur Sorgen gemacht. Und andererseits, weil er mir schon wieder so süße Komplimente machte. Wieso musste Mr. Smith denn so süß sein? Stimmte es, dass er sich Sorgen um mich machte?

Ich überlegte mir eine Antwort für ihn und nach unzähligen Versuchen schickte ich meine Nachricht ab.

"Tut mir leid, ich habe überreagiert und Sie nicht verstanden. Ich hoffe Sie hatten einen schönen Abend mit Ihrer Begleitung."

Nach kurzer Zeit kam auch schon seine Antwort.

"Vergeben und vergessen. Mein Abend war in der Tat schön. Es tut gut mit seinen Geschwistern Zeit zu verbringen."

War die Begleitung etwa sein Bruder? Ich schrieb ihm diese Frage und mit seiner nächsten Nachricht bestätigte sich mein Verdacht.

"Ja, das war mein Bruder David. Ich denke du solltest jetzt schlafen. Es ist schon spät und morgen haben wir zusammen Unterricht. Ich will deine volle Aufmerksamkeit."

Ich grinste und schrieb ihm schnell eine letzte Nachricht.
"Gute Nacht, Mr. Smith."

Nach ein paar Sekunden erhielt ich seine Antwort. "Träum schön, Rose."

Ich legte mein Handy weg und schlief mit einem Lächeln auf den Lippen, in Gedanken bei meinem Lehrer, ein.

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Anscheinend ahnt Rose's Mutter die Spannungen zwischen Rose und Daniel. 😏
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DANKE für über 200 Reads 🤗😍 Als kleines Dankeschön hatte ich mir überlegt am Donnerstag drei Kapitel als kleine Lesenacht und als Osterspecial hochzuladen. Wie findet ihr die Idee? 🙈
Schönen Start in die Woche! ❤

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