Kapitel 2

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Leidenschaft: große Begeisterung, ausgeprägte Neigung, Passion für etwas, was man sich immer wieder zu verschaffen, was man zu besitzen sucht, für eine bestimmte Tätigkeit, der man sich mit Hingabe widmet

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Am Morgen des letzten Samstags der Ferien tat mir alles weh. Meine Muskeln brannten vor Erschöpfung, mein Stresslevel war bereits bei einem ungesunden Wert angekommen und mental war ich total am Ende, vor allem hatte ich von selbstüberzeugten Sportlern endgültig genug.

Lee hatte die ganze Woche mit mir für die Tryouts trainiert. Was sollte ich nur ohne Football tun? Es war mein Leben! Und das würde ich mir sicherlich nicht von Jason Hemmingway verderben lassen!

Obwohl ich es liebte zu trainieren, hatte das Training seine Spuren hinterlassen. Der Stress, dass ich mich in den Tryouts erneut beweisen musste, hatte dafür gesorgt, dass ich jede Nacht nicht mehr als zwei Stunden schlief.

Na ja, und dann wäre da auch noch Jason Hemmingway. Der komplett von sich selbst überzeugte Sportler, der zu allem seinen Senf dazugeben musste.

Gestern beispielsweise kamen Lee und ich von unserem Ausdauerteil vor seinem Haus zum Stehen. „45,31 Minuten für 10 Kilometern, das ist eine gute Zeit" meinte Lee mit einem Blick auf seine Uhr. „Letztes Jahr warst du aber fünf Minuten schneller" meldete sich Jay zu Wort, der an sein Motorrad gelehnt vor der Garage stand. „Hast du meine Zeiten etwa auswendig gelernt?" fragte ich, immer noch nach Luft japsend. Er zuckte mit den Schultern, „Ich dachte, ich sollte nur die momentanen Werte meiner Spieler wissen, um für die Tryouts vorbereitet zu sein" er zuckte mit seinen Schultern, drehte sich um und verschwand in die Garage.

Letztes Jahr hatte ich ein dreiviertel Jahr für die Tryouts trainiert. Es war mein absolut größter Wunsch nur ein einziges Mal in dem Footballteam meiner High School zu spielen. Dieses Jahr hatte ich lediglich eine Woche Zeit, schließlich waren am Donnerstag schon die Tryouts. Und ich würde es auf gar keinen Fall zu lassen, dass Jay mich aus dem Team schmiss.

Ein Klopfen an meiner Zimmertüre ließ mich aus meinen Tagträumen aufschrecken. „Hey Lilly, hier ist jemand für dich" meinte Luke von der anderen Seite der Zimmertüre. „Wenn es Lee ist, sag' ihm, ich hab keinen Bock mehr" seufzte ich nur erschöpft.

Augenblicklich flog die Türe auf. Ich war zu kraftlos meinen Kopf in Richtung Tür zu drehen. Es erklang keine Stimme, ich hörte nur Schritte, die sich in Richtung meines Bettes bewegten und dann kam auch schon vor mir Bens zerzaustes Haar zum Vorschein.

„Hey, ich dachte du könntest eine kleine Aufmunterung gebrauchen" er grinste mich frech an. „Was für eine Aufmunterung?" seufzte ich, ich bewegte mich immer noch kein einziges Stückchen. „Meine Mum hat Bananenbrot gebacken und ich dachte, du hättest vielleicht Lust den Tag mit deinem besten Freund zu verbringen?" sein Grinsen verschwand gar nicht mehr aus seinem Gesicht.

„Danke" lächelte ich schwach. Ben ließ sich neben mir auf das Bett fallen und gemeinsam starrten wir Löcher in die Decke.

„Ich hasse deinen Bruder" sagte ich nach einer Weile. Ben lachte erst „Welchen denn?" wie konnte er denn nur immer gute Laune haben? Das war doch schon fast unerträglich. „Ist es nicht klar, welchen?".

„Na ja, Lee foltert dich seit einer Woche tagtäglich, schreit durch die gesamte Nachbarschaft und sein ständiger Begleiter ist eine Stoppuhr. Und Jay hast du das alles zu verdanken" überlegte er laut. „Ich hasse Jason" seufzte ich.

„Ich weiß, er kann ein Arschloch sein. Aber du darfst nicht vergessen, was er auch schon für dich getan hat. Erinnerst du dich noch an Jake?" fragte er mich und er brachte mich wirklich zum Überlegen.

Vor zehn Jahren waren Jake, Ben und ich befreundet. Wir hatten fast jeden Tag zusammen verbracht. Bis an diesen einen Tag...

...morgen würde die Schule wieder beginnen, deshalb mussten wir den letzten Tag nutzen. Daher trafen Jake, Ben und ich uns bei Ben. Wir saßen in dem Spielturm, bis Ben in das Haus ging, um für uns drei ein Eis aus dem Gefrierschrank zu holen.

„Hey Lilly" meinte Jake und ich schaute zu ihm. „Ich liebe dich" ich schaute ihn geschockt an. Das einzige an was ich denken konnte war, wegrennen. Also rutschte ich die Feuerwehrstange hinunter. "Lilly, warte doch". „Lass mich in Ruhe" schrie ich panisch. Ich rannte von ihm weg, aber er rannte die ganze Zeit mir hinterher.

Kurz vor der Terrasse stolperte ich über einen Stein und rutschte einige Meter auf meinem Knie. Als ich aufstand und mich zu Jake umdrehte, stand dieser jetzt direkt vor mir. Und plötzlich drückte er seine Lippen auf meine.

Panisch versuchte ich Jake von mir wegzudrücken. „Lass mich in Ruhe" schrie ich laut. Augenblicklich wurde Jake von mir weggezogen und hatte eine Faust im Gesicht. Jay schlug auf Jake ein und obwohl ich froh war, dass er mich gerettet hatte, tat mir Jake leid.

„Klar erinnere ich mich an Jake. Aber das war zu der Zeit, als Jay noch nicht so ein Depp war" murrte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.

„Du hast dich noch nie mit Jay verstanden" lachte Ben. Ich schnaube, aber das eigentlich nur, weil ich wusste, dass Ben recht hatte.

„Lass uns jetzt nicht über Jay reden. Wie wär's, wir gehen rüber zu mir und chillen bisschen am Pool mit dem Bananenbrot?" schlug Ben vor und obwohl mir alles weh tat und ich am liebsten liegen geblieben wäre, zog mich Evas weltbestes Bananenbrot, wie magisch an.

Ich hatte mich auf einen der Liegestühle, die um den Pool standen, gelegt. Viel zu fertig, um mich irgendwie in irgendeine Richtung zu bewegen.

„Steve und Gina haben sich getrennt. Kannst du das glauben? Die beiden waren doch so lange zusammen! Und ich habe gehört, dass Tessa sich die Haare in grün gefärbt hat. Was ist das denn für eine Farbe? Will sie irgendeinem Jungen damit imponieren? Das ist doch lächerlich!" erzählte Ben in seinem Monolog.

Er erwartete in dem Moment keine Antwort und dafür, war ich ihm mehr als dankbar.

„Wer will wem imponieren?" die tiefe Stimme ließ mich minimal meinen Kopf anheben. Jay. Das war ja klar.

Es gab keinen Tag, an dem ich ihn nicht sehen musste. Und obwohl ich gegenüber Jay, vor allem in Hinblick auf Football nur Abneigung empfand, konnte ich nicht leugnen, dass er unglaublich gut in seiner Badehose aussah. Wer würde sich auch beim Anblick eines Sixpacks beschweren?

„Hast du nicht schon mal etwas von Privatsphäre gehört?" nörgelte jetzt Ben und schwamm an den Rand des Pools.

„Ha, Privatsphäre. Wie alt bist du nochmal?" er blickte in den Himmel und überlegte, „In deinen 17 Jahren solltest du gelernt haben, dass es in diesem Haus keine Privatsphäre gibt". Obwohl ich Jay so gerne – einfach nur so- widersprechen wollte, musste ich ihm zu stimmen.

Schon seit ich denken kann, wusste in diesem Haus jeder, wer mit wem zu welcher Zeit und aus welchem Grund in diesem Haus war. Und sobald auch nur einmal ein Thema angefangen worden war, musste es auch konsequent besprochen werden.

„Und wie sieht's aus mit deinem Training?" Jay ließ sich auf den Liegestuhl neben mir fallen, „Schaffst du es dieses Jahr ins Team?" er hatte ein Grinsen auf dem Gesicht, dass ich ihm nur ach so gerne wegschlagen würde.

„Ach, halt doch einfach deine Klappe! Ohne dich wäre ich nicht einmal darauf angewiesen ein zweites Mal bei den Tryouts teilzunehmen! Alles, was du sehen willst ist, wie ich verliere..." jetzt sprang ich wie vom Blitz getroffen auf „...und das werde ich dir auf keinen Fall geben".


Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt