Geheimnis: eine Sache, die unbemerkt, verborgen stattfindet und lediglich den Anvertrauten bekannt ist
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Der Freitag und somit auch das Training gingen, wie ein Herzschlag vorbei und nachdem der Coach mir verkündete, dass ich am kommenden Tag spielen durfte, konnte ich in aller Seelenruhe, in das Land der Träume abtauchen.
„Lily, ich will ja nicht stressen, aber du musst jetzt aufstehen" nahm ich in weiter Ferne Lukes Stimme wahr.
„Nur noch fünf Minuten" nuschelte ich in mein Kissen. „Das meintest du schon vor zwei Stunden. Du musst in einer Stunde auf dem Platz zum Warm-up stehen. Also steh jetzt endlich auf".
Den letzten Satz schrie er mir ins Ohr, sodass widerwillig aus dem Bett rollte. Ich trottete langsam zu meinem Kleiderschrank, während ich die ganze Zeit über Lukes Blick in meinem Rücken spürte, er wollte sicher gehen, dass ich mich nicht noch einmal hinlegte.
Ich zog mir ein Sport-Shirt und eine Leggings aus dem Kleiderschrank. „Ich geh jetzt ins Bad und zieh mich dort um, wenn es dem Herrn genehm ist" ich machte einen Knicks und lief an Luke vorbei ins Badezimmer.
Unten hatte mir Luke wieder jede Menge zum Frühstück vorbereitet und während ich versuchte in möglichst kurzer Zeit, viel Essen in mich reinzustopfen, erzählte mir Luke von einem Mandanten, der eine Fluggesellschaft verklagt, weil sein Hund während des Fluges verloren ging.
„Wie konnte der Hund verloren gehen?" fragte ich zweifelnd mit vollem Mund. Nachdem mir Luke einen warnenden Blick zu geworfen hatte, stütze er seinen Kopf auf seine Hände. „Ich hab keine Ahnung."
„Du wirst das schon lösen" mit einem kurzen Blick auf die Uhr, stand ich auf. „Wir müssen los, fährst du mich kurz?" fragte ich Luke.
„Wieso fährst du nicht selbst?" Luke hob eine Augenbraue und beobachtete mich kritisch.
„Na ja, du weißt doch die Players Party im Metro und vielleicht gibt es dort ja auch den ein oder anderen Drink" ich zuckte mit den Schultern.
„Fährt Kyle dich dann nach Hause?" fragte Luke. Luke sagte nichts dazu, dass ich, wenn ich mit den Jungs unterwegs war, etwas trank. Für ihn war wichtig, dass ich nicht zu viel trank und sicher und nur von Kyle nach Hause gebracht wurde – den anderen traute er nicht. Und solange ich seinen Forderungen nachkam, war alles gut.
„Natürlich, so wie jedes Mal" ich lächelte ihn zuversichtlich an.
Das Warm-up war schnell vorbei und damit ging es in die Umkleide, um sich umzuziehen und die letzten Motivationssprüche zu inhalieren.
Jay stand auf, trat vor die gesamte Gruppe und fing an zu sprechen: „Heute ist der Tag gekommen an dem wir der ganzen Liga zeigen, dass wir für den Sieg geschaffen wurden" Jay stand aufrecht, hielt seinen Kopf stolz in die Höhe und vermittelte jedem in diesem Raum wichtig und gebraucht zu werden. Sodass der Raum in absoluter Still erstarrte, und einzig von der Stimme Jays erleuchtet wurde.
„In der anderen Kabine lachen sie über uns, weil sie denken, sie könnten uns einfach zertreten, wie eine kleine Kakerlake. Aber wir sind stark, wir sind gut, wir sind besser, als die" sein Gesichtsausdruck hatte etwas gefährliches an sich und das hatte definitiv nicht nur mit dem Spiel und dem gegnerischen Team zu tun.
„Wir lassen uns nicht in die Grube mit dem Löwen werfen, wir sind der Löwe. Also lasst uns angreifen!" am Ende hob Jay, wie in einer Siegespose den Arm.
„1, 2, 3, win" rief das ganze Team, und klatschte in die Hände. Wir sammelten uns im Spielertunnel.
„Inspirierende Rede" grinste ich Jay an, „Du Löwe". Er hatte ein ebenso breites Grinsen auf dem Gesicht, wie ich.
„Pass auf dich auf, ja?" sein Blick wurde ernster. „Ich bin auch ein Löwe, hast du das vergessen?" lachte ich und damit rannten wir auf das Spielfeld.
Die erste Hälfte des Spiels lief für uns nicht wie erhofft. In der Offense wurden zu wenige Bälle gefangen und in der Defense gab es zu viele Lücken, wodurch wir mit 14 Punkten hinten lagen.
„Der nächste Ball kommt auf dich" meinte Jay nach der Halbzeit. Jay hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete unter zusammengekniffenen Augen die Defense auf dem Spielfeld vor uns.
Er sah gut aus, vor allem wenn er seinen Mund leicht öffnete und nervös auf seiner Backe herumkaute. „Offense, auf geht's" rief Jay plötzlich setzt seinen Helm auf und rannte auf das Spielfeld.
Ich folgte ein wenig überrascht und nachdem Jay uns den kommenden Spielzug gesagt hatte, stellten wir uns auf.
Sobald der Snap erfolgte, rannte ich los, brach in den Sprint aus und löste meinen Verteidiger, sodass er mir einige Meter hinter mir folgte. Als ich mich in die Richtung Jays umdrehte, sah ich wie der Ball bereits auf dem Weg zu mir war – allerdings ein bisschen schneller, als ich war.
Deshalb nahm ich meine letzte Power, gab noch ein bisschen mehr Gas und kurz danach sprang ich in einen Hechtsprung, damit ich den Ball in meinen Händen fangen konnte – und dann zu meinem Übel auf den Boden knallte.
„Touchdown!" schrie die Stimme in das Mikrofon und das Stadion war mit Jubel und Applaus gefüllt.
Ich stand schnell auf und schon stand ein breit grinsender Kyle von mir, „Du bist unglaublich" schrie Kyle, damit ich ihn über die Geräuschkulisse hören konnte und hob mich ohne Vorwarnung hoch und schleuderte mich im Kreis.
Nach drei Runden taumelte ich ins Aus und gerade zu auf Jay, der seine rechte Hand in die Höhe hob für einen High-Five. Ein wenig verwirrt, wieso Jay noch seinen Helm auf hatte, schlug ich ein.
Und die Tatsache, dass er die Lippen zu einem Kuss unter seinem Helm spitzte, während er mir den High-Five gab, war eine Tatsache, die mein Geheimnis blieb oder zumindest dachte ich es.

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Auf dem Feld
Roman pour Adolescents„Ich hasse dich!" brülle ich ihn an. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und durch meinen ganzen Körper schoss das Adrenalin. Ich funkelte ihn ärgerlich an „Ich hasse dich so sehr! Halt dich einfach aus meinem Leben raus!" „Was ist wenn ich das nic...