Kapitel 26

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Versprechen: eine verbindliche Zusicherung über ein in der Zukunft liegendes Ereignis oder eine Handlung

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„Können wir dich jetzt alleine lassen ohne, dass du hier weiterrandalierst?" fragte ich Jay.

Im Gegensatz zu seiner aufgebrausten Art, in der er angekommen war, schien er jetzt wie ein Häuflein Elend.

„Ja, ja" murmelte er. Zusammengekauert lag er in seinem Bett. „Ich schau nachher nochmal nach dir" meinte Lee und wir standen auf.

Nachdem die Atmosphäre nicht die beste war, beschloss ich wieder zurück nach Hause zu gehen.

Zuerst ging ich zu Lily ins Zimmer, die bereits schlief. Ich setzte mich zu ihr ans Bett.

Lilys POV

Luke kam viel früher, als erwartet zurück nach Hause. Ich hatte keine Lust mit irgendjemandem zu reden. Also deckte ich mich zu und tat so, als würde ich schlafen.

Gerade als ich mich richtig zugedeckt hatte, öffnete Luke die Türe, kam auf mein Bett zu und setzte sich an den Rand.

Mit einer Hand streifte er eine Strähne aus meinem Gesicht. „Ach, Lily. Was war denn nur los?" er machte nur eine kurze Pause.

„Jay, war auch vollkommen ausgewechselt. Er hat richtig randaliert und jetzt ist er ein kleines Häufchen Elend" murmelte er.

„Na ja, ich hoffe einfach nur, dass wenn du Probleme hast, zu mir kommst und mit mir redest" er strich mir mit seiner Hand über mein Haar, stand dann auf und verließ das Zimmer.

Was? Jay hatte randaliert? Am liebsten hätte ich Luke gefragt, was los war, was passiert war. Aber dann hätte ich mich rechtfertigen müssen und dafür bin ich einfach gerade zu schwach.

Wieso war Jay denn so ärgerlich? Sollte ich nicht diejenige sein, die ärgerlich ist? Schließlich hatte er mich bevormundet und sich als den großen Retter aufgespielt!

Wie sollte ich überhaupt reagieren, wenn ich Jay am Montag wiedersehen musste? Wieso war das überhaupt passiert?

Seine Worte hallten immer und immer wieder in meinem Kopf nach.

Wieso konnte er sich nicht aus meinem Leben raushalten? Das wäre doch viel einfacher! Er hat sein Leben und ich habe meins. So hatten wir doch 16 Jahre gut gelebt!

Was wollte er mir überhaupt damit sagen? Klar, wir kennen uns schon seit meiner Geburt. Und dadurch, dass Ben mein bester Freund ist, hatten wir dauernd miteinander zu tun. Aber reichte es nicht, dass wir uns fast täglich anzickten.

Wollte er gleich alles, was wir uns in den vergangenen Tagen aufgebaut haben, zerstören?

Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr wollte ich ihm doch zu hören, was er noch sagen wollte.

Niemals kann ich jetzt hier im Bett liegen bleiben und beruhigt schlafen! Ich würde nur einen Albtraum nach dem anderen haben. Weil ich alles im Schlaf verarbeiten muss.

Diese ganzen Gedanken, die sich einfach nur im Kreis drehten, regten mich einfach nur maßlos auf. Ich musste etwas tun!

Also griff ich nach meinem Handy und schrieb Jay eine SMS:

Treffen? In einer Stunde im Park? – Lily

Irgendwie flackerte doch die Hoffnung auf, dass Jay wieder irgendeine von diesen Cheerleadern bei sich hatte und mir nicht antwortete.

Dadurch könnte ich die Wahrheit noch weiter in die Zukunft schieben. Andererseits würde ich mich sonst in den Schlaf wälzen und alles andere als gut schlafen.

Ja, klar. – Jay

Kam es fast sofort von Jay zurück.

Eine dreiviertel Stunde später, zog ich mir eine Jogginghose und einen dicken Pullover an und schlich aus dem Haus.

Luke war bereits vor einer halben Stunde ins Bett gegangen, was es mir viel einfacher machte, um herauszuschleichen.

Ich ging in den Park und setzte mich an den Brunnen, der zusammen mit dem Wasser ein Lichterspiel vollführte.

„Lily?" ertönte die leise Stimme von Jay hinter mir. Ich stand auf und drehte mich zu ihm um. Er stand vor mir, auch in Jogginghose und Pullover, wobei die Kapuze seines Pullovers weit über sein Gesicht gezogen war.

Ich verschränkte vor meiner Brust meine Arme und schaute ihn an. „Was wolltest du mir vorher sagen?"

Er trat einen Schritt näher auf mich zu. Jay nahm noch einmal Luft bevor er anfing zu sprechen; „Es tut mir leid, wie es vorher gelaufen ist..."

„Komm endlich zum Punkt" patzte ich ihn an.

Und bevor ich noch irgendetwas machen oder sagen konnte, kam Jay noch näher auf mich zu, hielt seine rechte Hand an meine Wange und drückte seine Lippen auf meine.

Für einen Moment kann ich mich keinen Millimeter bewegen und dann küsse ich doch zurück.

Es fühlte sich an, als wäre Feuer in meinen Knochen; als wäre mein Körper nach Ewigkeiten an Wasser gekommen; als wäre jeder Teil, der vergessen war, wieder zum Leben erweckt worden.

Als wir uns aus dem Kuss trennten, blickte ich zu Jay auf.

Warte? Was hatte ich getan? Nur Jay und ich waren hier! Ich hatte Jay geküsst?! Wieso? Wie kam es überhaupt dazu?

Ich trat einen Schritt von ihm weg und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Das... das darf nicht nochmal passieren" murmelte ich und trat einen weiteren Schritt von ihm weg.

„Wieso? Willst du mir ernsthaft erzählen, dass dir das hier gerade gar nichts bedeutet hat?" er zeigte mit seinem Finger zwischen ihm und mir hin und her.

Ich schaute zur Seite, ich wollte nicht in Jays Augen schauen. Er würde sofort sehen, dass ich log.

Meinen ersten Kuss hatte ich vor zwei Jahren mit einem Typen, der für drei Monate aus England kam. Nach den drei Monaten habe ich ihn weder noch einmal gesehen noch in irgendeiner anderen weise Kontakt mit ihm gehabt.

Klar, im Vergleich zu dem Kuss, war der Kuss mit Jay atemberaubend schön.

Ich durfte aber nicht vergessen, dass das gerade Jay war. Das ging einfach nicht, allein wenn Ben nur von dem Kuss erfahren würde, würde er mir meinen Kopf abreißen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie traurig Ben war, als ich ihm eröffnete, dass ich auch im Footballteam spielen wolle.

„Wieso tust du das?" fragte Ben, seine Enttäuschung war klar in seinem Blick zu sehen. „Was?", „Wieso musst du bei Jay im Team spielen?". Er drehte mir den Rücken zu und ich glaube, eine Träne auf seiner Wange zu sehen. „Wieso bist du so traurig? Es wird sich doch nichts ändern". „Was ist wenn Jay mir dich wegnehmen will?" ich lachte laut auf. Wie kam Ben auf so einen Blödsinn? „Ich verspreche dir hoch und heilig, Jay wird niemals die Möglichkeit bekommen, dass er mich dir wegnehmen könnte. Ich verspreche es" sagte ich und hielt ihm meinen kleinen Finger hin, den er mit seinem kleinen Finger zum Kleinen-Finger-Schwur hob.


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Vielen, vielen Dank für unglaubliche 2,1k Reads! Ich kann es gar nicht glauben! Vielen Dank an jeden, der mir ein Kommentar oder ein Vote da lässt, ihr seid einfach der Hammer!

In drei Wochen habe ich wieder mehr Zeit und versuche dann für eine Weile immer zwei Kapitel in einer Woche hochzuladen.

Vielen, vielen Dank nochmal!

Eure Dancemousie

Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt