Eskalation: Steigerung, Verschärfung oder Ausweitung eines Konfliktes
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Jay und ich trotteten zur Kabine. „Darf ich dich mit nach Hause nehmen?" fragte Jay, kurz bevor wir die Türen zur Umkleidekabine erreicht haben.
„Klar" sagte ich, drückte die Türe zur Umkleide auf und konnte noch sehen, wie mich Jay anlachte.
Nachdem ich geduscht hatte, meine Sachen zusammengeräumt hatte, verließ ich die Umkleide und wollte vor der Jungenumkleide auf Jay warten, als ich plötzlich am Oberarm gefasst wurde.
Ich drehte mich schnell um, aber als ich sah, wer mich gerade festhielt, versuchte ich mich wegzureißen.
„Was willst du?" keifte ich ihn an. Aber weil Kyle meinen Arm so stark festhielt, konnte ich mich nicht losreißen.
„Ich will nur mit dir reden" sagte Kyle in ruhiger Stimme. „Ich will aber nicht mit dir reden" motzte ich ihn an und versuchte nochmal mit aller Kraft mich wegzureißen.
„Was hat Jay zu dir gesagt?" fragte Kyle und er griff meinen Arm noch ein bisschen fester am Arm, sodass sich seine Fingernägel in meinen Oberarm zwickten. „Du tust mir weh" sagte ich, aber Kyle reagierte nicht.
„Was hat Jay zu dir gesagt?" fragte er erneut dieses Mal mit Wut in seiner Stimme. „Was soll er gesagt haben? Ich hab keine Ahnung, was du überhaupt von mir willst".
„Jay hat euch alle gegen mich aufgehetzt, oder nicht?" ich schaute ihn verwirrt an. „Nein, Jay hatte nur erzählt, was du zu ihm gesagt hattest".
Kyle verdrehte die Augen. „Du hast dir die Situation doch selbst eingebrockt, also motz' nicht rum". Kyles Blick verfinsterte sich.
„Du hast zu Jay gesagt, dass er ein Frauenheld ist und mich nicht verdient hat. Wieso kannst du nicht mich entscheiden lassen, mit wem ich zusammen sein will. Selbst wenn Jay noch dieser Frauenheld wäre, wäre es mein Problem, wenn ich mich auf ihn einlasse. Aber so ist Jay nichtmehr."
„Und ob mich das was angeht" spielte Kyle sich auf und ich verdrehte nur meine Augen. „Nein, das geht dich nichts an" schrie ich ihn jetzt an.
„Doch, weil du einen riesen großen Fehler begehst" schrie er mich nun auch wütend an. „Ach halt doch deine Klappe" schrie ich ihn an.
„Komm schon Lily, du weißt doch selbst, dass Jay der ewige Player ist, und das wird sich auch nicht ändern. Sei doch nicht eine von Jays dummen Bitches"
„Wie hast du mich gerade genannt?!" schrie ich ihn lauthals an. „Lily, chill' mal" sagte er und das brachte mich zum Explodieren.
„Chill mal? Chill mal?" schrie ich ihn an, „Spinnst du eigentlich? Von dir hätte ich das als allerletzter gedacht. Und du brauchst jetzt auch nichts auf Jay zu schieben, weil du dir das alles selbst eingebrockt hast. Also lass mich jetzt endlich los!"
„Kyle, lass sie los" Jay kam angerannt und versuchte Kyles festen Griff von meinem Arm zu lösen. Ich war vollkommen auf meinen Arm fokussiert, an dem jetzt auch noch beide Jungs herumrissen.
Plötzlich duckte sich Jay und bevor ich irgendetwas tun konnte, landete Kyles Faust in meinem Auge.
Sofort ließen mich die beiden Jungs los und ich taumelte einige Schritte nach hinten, bis ich gegen etwas stieß.
„Was ist hier los?" schrie der Coach in mein Ohr, wodurch mein Kopf sofort anfing zu dröhnen. Also war ich nicht gegen etwas, sondern gegen den Coach gestoßen!
Kyle schaute mich geschockt an und auf Jays Gesicht breitete sich ein Anflug von Panik aus.
Ich richtete mich auf und schritt einige Schritte auf Jay zu. „Was ist hier los?" schrie der Coach erneut.
„Kyle hat Lily ein blaues Auge verpasst" meinte Jay und zeigte auf mein Auge. „Williams, auf, in mein Büro. Sullivan, morgen nach der Schule kommen Sie in mein Büro".
Damit verschwanden Kyle und der Coach in sein Büro. „Lily, du zitterst am ganzen Körper. Geht es dir gut?"
Ich nickte noch immer geschockt. Jay nahm mich in den Arm und zog mich nah an sich ran.
„Alles gut bei euch?" hörte ich Liams Stimme hinter mir. „Alles gut, wir sehen uns morgen" meinte Jay, ohne auch nur für eine Sekunde seinen Griff von mir zu lösen.
„Lass uns nach Hause fahren" flüsterte Jay nach einer Weile in mein Ohr. Er ergriff meine Hand und zog mich regelrecht zu seinem Motorrad.
Alles passierte wie in Trance, er setzte mir den Helm auf, stieg auf sein Motorrad und ich stieg hinter ihm auf das Motorrad. Kaum hatte ich mich versehen, fuhren wir in die Auffahrt der Hemmingways.
„Soll ich dich noch bis zur Haustüre bringen?" fragte Jay. Ich hielt mich an seinen Schultern fest, „Lass mich nicht allein" flüsterte ich kraftlos.
Jay lief mit mir zum Haus, ich schloss die Türe auf. Die ganze Zeit über hielt Jay mich fest.
„Lily?" rief Luke aus der Küche und Momente später stand er vor uns. „Was machst du hier?" fragte Luke an Jay gewandt.
„Kyle hat ihr ein blaues Auge verpasst. Ich hielt es für die beste Idee, sie hierher zu bringen" in Lukes Blick sah ich, dass er überrascht war und nicht genau wusste, wie er das alles einzuordnen hatte, geschweige denn, wie er sich bedanken sollte.
Lukes Blick ging zu mir rüber und er sah mich mitleidig an. „Ich will, dass Jay hier bleibt. Die ganze Nacht" murmelte ich vor mich hin, aber Luke hatte es gehört.
Lukes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Das war ein Satz, den Luke absolut nicht hören wollte. Und das war mir klar.
„Wir reden da morgen drüber. Und die Tür bleibt die ganze Nacht offen" ordnete Luke an. Wir verschwanden in mein Zimmer und ich setzte mich auf mein Bett.
„Lily, ich fahr kurz mein Motorrad ein wenig weg, damit niemand Verdacht schöpft. Ich bin aber gleich wieder da" sagte er, gab mir einen flüchtigen Kuss und verschwand damit aus dem Haus.
Ich legte mich auf mein Bett, alle Viere von mir weggestreckt und starrte an die Decke. Was war bloß mit mir los?
Wieso macht mich dieser eine Schlag so fertig? Waren es die Worte, die mich so verletzten? Definitiv, die auch. So etwas musste ich mir nicht bieten lassen, und schon gar nicht von Kyle!
Aber wieso tat Kyle so etwas? Erst machte er Jay fertig und jetzt mich? Und ich dachte, wir wären Freunde. Was sollte das also?
Das Klingeln unten an der Tür ließ mich aus meinen Gedanken schrecken. Ich bewegte mich keinen Millimeter, ich wusste Luke würde die Tür aufmachen.
Und das tat er wenige Momente später. „Jay, kann ich kurz mit dir reden?" fragte Luke. Von Jay war keine Antwort zu hören, stattdessen hörte ich, wie die beiden vermutlich in das Wohnzimmer gingen.
Ohne mich auch nur einen einzigen Millimeter zu bewegen, versuchte ich ihrer Unterhaltung zu lauschen.

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Auf dem Feld
Roman pour Adolescents„Ich hasse dich!" brülle ich ihn an. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und durch meinen ganzen Körper schoss das Adrenalin. Ich funkelte ihn ärgerlich an „Ich hasse dich so sehr! Halt dich einfach aus meinem Leben raus!" „Was ist wenn ich das nic...