Ausspähen: spähend, forschend Ausschau halten
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Der nächste Schultag verging ein wenig schneller, als der vorherige. In der letzten Stunde hatten wir Sport. Prinzipiell liebte ich Sport; noch mehr liebte ich Sport, wenn Ben dabei war. Nun ja, wie es das Schicksal wollte, hatte ich zwar Sport mit Ben und Liam, mit dem wir uns zunehmend besser verstanden, aber leider auch mit den 12. Klässlern, sprich Jason.
„Heute werden wir 400m sprinten" verkündete Mr. Carpendale, unser Sportlehrer. Wir, 40 Schüler und Schülerinnen, die mehr oder weniger motiviert waren, standen im Stadion, bereit Runden zu laufen. „Ich werde jeweils die Namen aufrufen, die laufen werden. Aber jetzt lauft erst einmal 5 Runden. Los!"
Nach den 5 Runden waren die meisten ziemlich erledigt, vor allem die Cheerleader, die sich zur Erholung erst einmal in das Gras legten.
Es liefen immer 5 Schüler gleichzeitig. Es wechselte immer zwischen Mädchen und Jungen, aber mit dem Namen Sullivan war ich ziemlich spät dran, daher beobachtete ich die anderen.
„Harper, Hemmingway, Hemmingway, Johnson, Jones" rief Mr. Carpendale und Ben, Jason und Liam reihten sich mit zwei weiteren Jungs auf. Neben Liam sah sogar Jason fast schmächtig aus; Liam war gute 10 Zentimeter größer und hatte breitere Schultern, als Jason.
Auf das Pfeifen rannten die fünf los, es überraschte keinen, dass Jason, der erste im Ziel war, gefolgt von Liam und Ben, als letzter. Ben kam schweratmend auf mich zu. „Wieso ist er denn nur immer so schnell?" fragte er nach Luft japsend und ließ sich neben mir auf den Boden fallen.
Ben war im Vergleich zu seinen Brüdern nicht so fasziniert in Football und er war froh, wenn er keinen Sport machen musste. „Das liegt an deiner nicht existierenden Ausdauer, aber wir können..."
„Nein, nein Lily, wir werden nicht joggen gehen" unterbrach er mich. Ich hatte ihm das schon häufig vorgeschlagen, aber er lehnte jedes Mal ab und ich zuckte mit den Schultern.
„Sanchez, Smith, Stone, Sullivan, Thompson" rief Mr. Carpendale mich und vier andere Mädchen auf, wir stellten uns an der Linie auf und auf den Pfiff rannte ich los. Als es nur noch wenige Meter waren verlangsamte ich und ging beinahe schon über die Ziellinie.
Als ich mich umdrehte, musste ich feststellen, dass die vier anderen Mädchen gute zehn Meter hinter mir waren.
Nachdem die Liste einmal abgearbeitet war, fing es wieder von vorne an. Ich lief ständig an der Linie entlang, damit die Muskeln nicht kalt wurden.
„Wir tauschen jetzt einmal; Sullivan, du rennst hier nochmal mit. Mit Johnson, Bennett, Carter und Hemmingway" er zeigte auf Jason. Bennett und Carter waren auch zwei Spieler aus dem Footballteam, die gerade versuchten mit Mr. Carpendale zu diskutieren, weil sie erst in der vorherigen Runde gerannt waren.
Aber das hatte keinen Erfolg, die zwei stellten sich auf, neben Liam, Jason und mir. Auf den Pfiff rannte ich los. Wenn es möglich wäre, würde ich versuchen Jason zu schlagen. Aber im Vergleich zu Jason hatte ich in der ersten Runde nicht alles gegeben.
Ich rannte und rannte, ich nahm die anderen gar nicht war. Es waren nur noch gute 20 Meter, Jason rannte einige Schritte vor mir. Ihn könnte ich noch einholen. Als ich aber nochmal Gas gab, um Jason zu überholen, hielt er mit mir Schritt und schließlich kamen wir zeitgleich, als erste ins Ziel.
Auch wenn ich Jason noch überholen wollte, was leider nicht mehr geklappt hat, gab es mir ein wenig Genugtuung, dass er nicht schneller war, als ich.
Ein wenig geschockt, schaute er mich an. „So einfach mache ich es dir nicht" sagte ich nur und lief zu Ben rüber, der vollkommen begeistert am Rand stand und mir einen High-Five gab.
Nach dem Sport fuhr Ben nach Hause, ich aber wollte noch ein wenig da bleiben, um dem Footballteam beim Training zuzusehen. Als ich aus der Umkleide kam, wurde ich von Liam aufgehalten.
„Hey, was machst du noch so?" fragte er mich. „Ich schaue beim Footballtraining zu, vielleicht bereitet mich das auf das Tryout vor" ich zuckte mit den Schultern. „Stört es dich, wenn ich mitkomme?" ich schüttelte mit dem Kopf und lächelte ihn an.
Zusammen liefen wir zur Tribüne. „Du machst also auch bei den Tryouts mit?" fragte er, als wir uns einen Platz zum Sitzen suchten, von dem wir noch genug sehen. „Ja, ich war letztes Jahr schon im Team. Aber Jason will nicht, dass ich nochmal mitspiele, deshalb muss ich wieder in die Tryouts" erklärte ich ihm.
„Auf welcher Position spielst du denn?" fragte er, „Ich bin Wide Receiver" er nickte. „Deshalb warst du auch so schnell, das war vorher echt krass, wie du uns abgezogen hast" meinte er lachend.
„Der große Bruder von Ben und Jason hat mich in den letzten paar Tagen auf die Tryouts vorbereitet". Die Spieler liefen auf das Feld und ich erzählte Liam zu den meisten Spielern etwas.
Nach guten zwei Stunden verließen die Spieler das Feld und auch Liam und ich verabschiedeten uns. „Ich kann dich ruhig mit nach Hause mitnehmen" meinte Liam.
„Ach was, du wohnst am anderen Ende der Stadt, außerdem habe ich es gar nicht so weit und bisschen laufen tut mir gut." Versicherte ich, „Wir sehen uns morgen" rief ich und lief los.
Keine zehn Minuten später schüttete es aus Kübeln. Mein T-Shirt war bereits komplett durchnässt und meine Hose fing an sich an meine Haut zu kleben. Das Glück war mal wieder auf meiner Seite.
Dennoch trottete ich gemächlich den Weg entlang, bis ein schwarzes Auto neben mir hielt. „Lilian, steig ein" ich seufzte, als ich seine Stimme erkannte. „Ich laufe lieber, vielen Dank!" murrte ich vor mich hin.
Jay fuhr jetzt in Schritttempo neben mir her. „Steig ein, du wirst sonst noch krank, das macht doch keinen Sinn. Außerdem brauchst du von hier noch mindestens zwanzig Minuten nach Hause." „Nein, ich möchte laufen" wiedersprach ich ihm.
„Steig jetzt ins Auto" schrie er mich an und ich zuckte zusammen. Jays Gesichtszüge zeigten, dass er wütend war. Es sprach ja auch einiges dafür, einzusteigen und weil ich wusste, dass er sonst die restlichen zwanzig Minuten in Schritttempo neben mir her fahren würde, stieg ich doch ein.
„Wieso fährt dich dein kleiner Freund nicht nach Hause?" fragte er nach einer Weile. „Liam? Ich hätte auch laufen können" er seufzte genervt.
„Wieso tust du das überhaupt? Wieso nimmst du mich überhaupt mit?" stellte ich ihm die Gegenfrage. „Meine Eltern würden ausrasten, wenn sie wüssten, dass ich dich im Regen alleine nach Hause laufen ließ" er zuckte mit den Schultern. Wir verfielen in Schweigen und ich starrte aus dem Fenster.
Fünf Minuten später hielt er vor meinem Haus. „Danke" murmelte ich nur, als ich aus dem Auto stieg und die Stufen zu unserer Haustüre hochsprang.
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Auf dem Feld
Teen Fiction„Ich hasse dich!" brülle ich ihn an. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und durch meinen ganzen Körper schoss das Adrenalin. Ich funkelte ihn ärgerlich an „Ich hasse dich so sehr! Halt dich einfach aus meinem Leben raus!" „Was ist wenn ich das nic...