Kapitel 40

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Verdacht: Misstrauische Vermutung, vor allem in dem eine bestimmte Person eine heimliche Absicht verfolgt

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Jay und ich verbrachten den Tag auf dem Sofa, schauten Folgen auf Netflix und aßen Snacks.

Jay war keine halbe Stunde gegangen bis Luke kam. „Ich bin zurück" rief Luke, als er ins Haus kam und einen kurzen Moment in das Wohnzimmer blickte, wo ich noch immer auf dem Sofa saß.

Anschließend kam er ins Wohnzimmer, er schaute ein wenig verwirrt „War Jay hier?" fragte Luke und ich war verwirrt, wie er auf die Idee kam.

„Was?" fragte ich und versuchte nicht ertappt zu klingen. „Es riecht hier nach Jays Parfüm" sagte Luke. „Ben war vorher nur kurz da, vielleicht deshalb?" zuckte ich mit den Schultern.

„Wahrscheinlich" stimmte er zu, „Möchtest du auch noch etwas essen?" fragte er und ich nickte.

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker. Ich stand auf und richtete mich für die Schule. Ben holte mich wie gewohnt ab und wir fuhren in die Schule.

Ben erzählte mir auf der Hinfahrt, was die Theater-AG vor hatte und führte die Erzählung weiter, als wir aus dem Auto stiegen und in Richtung Schule liefen.

Jay stand zusammen mit Noah, Tyler und Liam auf der einen Seite des Schulhofes, während Kyle alleine am Eingang der Schule saß.

„Warte, was ist mit Kyle los?" fragte Ben und unterbrach seinen vorherigen Monolog. „Wieso ist Kyle nicht bei den anderen?" fragte Ben und zeigte zu Jay und den anderen rüber.

„Ich weiß es nicht" zuckte ich mit den Schultern. Ich hasste, wie ich Ben Tag für Tag belügen musste. Ich könnte hier und jetzt alles aufklären. Ben würde mich hier sofort anschreien und obwohl es mir so leid tat, ihn zu belügen, musste ich das noch ein bisschen aufrechterhalten.

Wir liefen die Treppe hoch und an Kyle vorbei, wobei mich Kyle schon die ganze Zeit über angeschaut hatte. Jedoch ging ich ohne ein Wort zu sagen an ihm vorbei.

Kyle hatte irgendetwas dagegen, dass Jay und ich zusammen waren und solange er mir das nicht auch direkt sagen konnte, brauchte ich auch keinen weiteren Kontakt mit ihm suchen.

Und schließlich waren die Worte, die er Jay an den Kopf geworfen hatte, unter der Gürtellinie. Was erlaubte er sich überhaupt? War er der Meinung, dass nur er sagen konnte, wer gut für mich war und wer nicht?

Ich war alt genug, um selbst auf mich aufzupassen! Und ich war auch alt genug, um selbst meine eigenen Entscheidungen zu treffen! Also was erlaubte er sich überhaupt?!

„Wieso hast du nichts zu Kyle gesagt?" fragte mich Ben, als wir bereits an meinem Spind angekommen sind.

„Was meinst du?" fragte ich und schaute zu Ben. „Kyle und du seid in letzter Zeit dauernd schnatternd unterwegs. Aber was ist heute? Ihr sagt nicht einmal ‚Hi' zueinander. Was ist los?"

Tja, du hast mal wieder versagt, Lily. Was sollte ich jetzt sagen? „Hey, Lily. Alles klar? Vor allem nach der Playersparty" Liam stellte sich neben Ben und gab ihm einen Handschlag.

„Hey, ja, alles klar" ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln. „Toll" er klopfte mir auf die Schultern, „Ach, Ben, ich wollte dir noch etwas wegen unserem Englisch-Projekt zeigen" und zog damit Ben weg. Aber nicht ohne, dass mir Liam über die Schulter ein Augenzwinkern hinterlässt.

Er hatte mich vor Bens Fragenhagel tatsächlich gerettet und ich war ihm unglaublich dankbar, sodass ich erst einmal erleichtert ausatmete und mich dann meinem Spind wieder zu wandte, um keine Minute später, wieder unterbrochen zu werden.

„Was läuft da? Wieso zwinkert dir Liam zu?" fragte mich eine allzu bekannte, tiefe Stimme neben mir.

„Ist da etwa jemand neidisch?" sang ich leise und ein Grinsen formte sich auf meinen Lippen.

„Ach was" er verdrehte die Augen, „Liam ist auf keinen Fall so toll, wie ich" grinste er mich selbstsicher an und fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare, um seine Frisur zu richten.

„Seh' ich dich nachher noch beim Training?" fragte Jay, als es zum Unterricht klingelte. Ich schloss meinen Spind und drehte mich zu ihm.

„Hemmingway, hör mir mal zu. Weder Luke und Ben noch Kyle und nicht einmal eure Hoheit Jason Hemmingway, kann mich davon abhalten ins Training zu kommen" ich grinste ihn mit dem gleichen selbstüberzeugten Grinsen an, wie Jay zuvor.

Dann lehnte ich mich nach vorne, bis mich von Jay nur noch einen guten Zentimeter trennten. „Niemand" flüsterte ich in einem bedrohlichen Ton.

Damit ließ ich Jay auf dem Gang stehen, während ich zu meinem Unterricht hastete.

Die Mittagspause ging weiter, wie der Morgen bereits begonnen hatte. Das Football-Team wich Kyle aus. Jay musste etwas erzählt haben, was sollte es sonst sein?

Liam hatte sich zu Ben und mir gesellt. Dadurch saßen wir in der Cafeteria und aßen zu Mittag. Liam erzählte irgendeine Geschichte und während Ben aufmerksam zu hörte, war ich mal wieder dabei mein Essen zu zermatschen.

Die ganze Zeit über musste ich überlegen, ob ich Ben nun endlich die Wahrheit erzählen sollte oder nicht. Es gab sowohl Punkte dafür, als auch Punkte dagegen, aber ich wollte momentan das Risiko noch nicht eingehen. Auch wenn das womöglich hieß, dass Jay und ich auffielen.

„Sullivan, das Essen wird auch nicht besser, wenn du es weiter zerdrückst und massakrierst" meinte Jay, als er an uns vorbei lief. „Deine Meinung brauche ich sicherlich nicht" sagte ich mit genervtem Unterton in der Stimme.

Wobei... Was sollte schief gehen? Jay und ich zickten uns, wie auch sonst, an. Wie sollte Ben da irgendeinen Verdacht bekommen?

Ich musste ja sowieso nur noch die nächsten zwei Stunden hinter mich bekommen, dann würde ich im Training den ganzen Stress wieder vergessen. Und nachdem ich diesen Gedanken gefasst hatte, verging die Zeit rasend schnell.

Also stand ich in meinen geliebten Stollenschuhen auf dem Platz und hörte mir die Worte des Coaches an. Dieses Wochenende würden wir nach Seattle fahren, die Fahrt ging am Samstagmorgen los und Sonntagabend würden wir zurückkommen.

„Ich will, dass ihr trainiert, was das Zeug hält. Habt ihr mich verstanden?" rief der Coach zu guter Letzt und ließ uns fünf Runden im Stadion laufen.

„Alles gut?" fragte Jay, als wir uns auf unsere jeweiligen Positionen stellten, um diese zu trainieren. Ich nickte nach Luft schnappend.

Alle Bälle, die Jay warf, flogen perfekt in meine Arme. Während Jay die Bälle Kyle richtig fies zu warf.

Am Ende des Trainings rief der Coach Jay und mich zu ihm. Wir beide warfen uns verwirrte Blicke zu. So ein problemloses Training hatte, nach meiner Erinnerung, noch nie stattgefunden.

„Das war das beste Training, was ich mit euch beiden jemals hatte" lachte der Coach. Ich hatte den Coach noch nie lachend gesehen. Er war immer der überaus ernste Coach, der alles erreichen wollte. Selbst wenn wir gewonnen hatten, zierte sein Gesicht kein Lächeln. Wie war da Lachen auch nur denkbar?

„Ich weiß nicht genau, was ihr zwei angestellt habt" er schaute nun kritisch von Jay zu mir und wieder zurück zu Jay. „Aber egal was es ist, macht weiter so. Mit euch zweien in der Offense, kann fast nichts schief gehen" sagte er zufrieden, nickte mit dem Kopf und ließ uns gehen.

Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt