Kapitel 7

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Mut: Verhaltensweise, in der man sich einer Situation stellt, vor der man sich fürchtet

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„Du glaubst es nicht: meine Mum ruft an, damit ich ihr beim Abendessen machen helfe, damit der arme Jay nach dem anstrengenden Tryout etwas leckeres zu essen bekommt und alles, was mein hochverehrter Bruder tut, ist ein Mädchen nach dem anderen abzuschleppen" motzte Ben, als wir die Treppen zur Schule hochgingen.

„Dauernd höre ich nur, Jay hier, Jay da, der großartige Jay" er verdrehte seine Augen, ich stupste Ben mit meine Ellbogen an. „Wenigstens haben wir mehr Spaß, als Jay" Ben lachte, „Das stimmt!"

„Lily" hörte ich kurz bevor mir zwei Hände auf die Schultern geschlagen wurden, als ich die Bücher in meinen Spind sortierte. Ich drehte meinen Kopf und bin, mit den grinsenden Gesichtern, von Kyle, Noah und Tyler begrüßt.

„Hey, was gibt's?" grüßte ich die drei. Plötzlich umarmen die drei mich alle gleichzeitig, „Gruppenumarmung" schreit Noah in mein Ohr und ich zucke zusammen.

„Jungs, ich... krieg... keine... Luft" japse ich nach Luft und die drei lassen mich wieder los. „Was wir dir eigentlich sagen wollten war, dass morgen Training ist" meinte Kyle.

„Morgen ist Samstag" stellte ich fest und die drei nicken. „Jay meinte, jeder müsse seine Opfer bringen" Tyler zuckte mit den Schultern. Ich verdrehte meine Augen, das sagte ja gerade der Richtige.

„Also wir sehen uns, morgen um 10 Uhr" jeder gab mir einen High-five und sie gingen weiter.

Wir saßen in Geschichte und es war mal wieder zum Einschlafen. Der Lehrer an der Tafel erzählte irgendetwas von der Französischen Revolution, aber mit seiner einschläfernden Stimme erreichte er mich in der letzten Reihe absolut nicht.

„Hey, kannst du mich morgen früh in die Schule fahren?" fragte ich Ben, der neben mir saß. Er blickte von seinen Zeichnungen auf seinem Block auf und warf mir einen verwirrten Blick zu.

„Jay, will morgen früh trainieren" antwortete ich auf seinen Blick.

„Lily, ich bin wirklich oft für dich da, aber an einem Samstagmorgen? Ich leide an Schlafmangel seit Montag, mich bekommt nichts und niemand morgen vor 14 Uhr aus dem Bett!" ich warf ihm einen bettelnden Blick zu und zog meine Unterlippe nach oben.

„Schau mich nicht so an!" ordnete er an, „Wenn du eine Mitfahrgelegenheit brauchst, frag ich Jay für dich".

Augenblicklich wechselte mein bettelnder Blick zu einem entrüsteten. „Auf gar keinen Fall! Ich werde schon jemand anderen finden" meinte ich und wandte meinen Blick wieder nach vorne an die Tafel.

„Ich werde dich morgen früh nicht in die Schule fahren" sagte Luke ohne seinen Blick auch nur für eine Millisekunde von der Pfanne zu richten. „Komm schon, bitte. Ich putze auch für den ganzen nächsten Monat jeden zweiten Tag das ganze Haus" versprach ich, aber Luke lachte nur laut.

„Du würdest es nicht einmal schaffen auch nur einen Tag das ganze Haus zu putzen!" Arme vor der Brust verschränkend, schmollte ich ihn an, „Das stimmt nicht". Luke drehte sich zu mir um und zog seine Augenbraue hoch.

„Ich würde dich fahren, aber ich muss dieses Wochenende nach Seattle fahren, ich kann das nicht mehr absagen" das hatte ich komplett vergessen. Luke kam auf mich zu und schaute mich einen Moment genauer an.

„Du kannst fahren, Lily. Dein Auto steht in der Garage" ich hielt die Luft an.

Ich kann das nicht. Ich kann nicht Auto fahren. Mein Körper fing an zu zittern und meine Augen waren aufgerissen. Ich kann nicht.

„Wir wissen beide, dass du das Schaffen kannst. Wir probieren es, komm" er schaltete die Herdplatte ab, ging an mir vorbei, zog seine Schuhe an und wartete mit den Autoschlüsseln in der Hand an der Türe zur Garage.

Langsam zog ich meine Schuhe an und nahm Luke den Schlüssel aus der Hand. Ich musste es schaffen.

Wir setzen uns ins Auto; ich saß auf dem Fahrersitz und Luke auf dem Beifahrersitz. Ich steckte den Schlüssel und drehte ihn, sodass die Zündung anging. „Sehr gut" meinte Luke und ließ das Garagentor mit der Fernbedienung hoch.

„Jetzt nur noch den Rückwärtsgang einlegen" meinte Luke ganz ruhig. Wie oft saßen wir genau in dieser Situation. Langsam ließ ich das Auto nach hinten, die Ausfahrt hinunter rollen und hielt seitlich auf der Straße.

Ich schaute die lange gerade Straße herunter, die ich schon so oft lang gelaufen und gefahren war. Auf dem gegenüber liegenden Gehweg liefen drei Kinder, die mit einem Ball spielten. Dahinter sah ich die fünf Ahornbäume.

Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich hörte das Blut in meinem Ohr pulsieren. Meine Kehle schnürte sich zusammen und ich versuchte Luft zubekommen. Tränen bildeten sich in meinen Augen.

„Ich kann das nicht" brachte ich unter Tränen hervor.

Luke stellte den Motor ab und ich schaute ihn an, „Ich kann das nicht" murmelte ich noch einmal. Er umarmte mich und strich mir durch mein Haar, „Ist doch nicht schlimm. Es wird die richtige Zeit kommen".

Nachdem Luke das Auto zurück in die Garage gestellt hatte und ich mich ein wenig beruhigt hatte, kam Luke in mein Zimmer. „Frag doch mal Jay, ob er dich mitnehmen kann" schlug er vor und ich schüttelte sofort meinen Kopf vehement.

„Frag ihn doch einfach, es ist nicht einmal eine halbe Stunde Fahrt und das nächste Mal fahre ich dich auch, versprochen" meinte er und lehnte sich an den Türrahmen.

Ich wollte ihm nicht zustimmen, wusste aber genauso gut, dass es meine einzige Alternative war.

Mürrisch stand ich von meinem Bett auf und klopfte an das Nachbarhaus an. Die Tür flog auf, „Ben ist im Garten" meinte Jay, der mir die Türe aufhielt, um reinzukommen.

„Ich wollte eigentlich zu dir" meinte ich, Jay warf mir einen überraschten Blick zu und schloss hinter mir die Türe.

„Kannst du mich morgen zum Training mitnehmen?" nervös spielte ich mit meinen Fingern. Jay schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wieso?" fragte er misstrauisch.

„Weil Ben keine Lust hat mich zufahren, Luke hat keine Zeit und na ja, du bist irgendwie meine letzte Rettung" es klang, wie eine Frage.

„Deine letzte Rettung" grinste er mich frech an. Ich verdrehte meine Augen. „Nimmst du mich jetzt mit oder nicht?" fragte ich genervt.



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