Kapitel 21

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Verabschieden: jemandem auf Wiedersehen sagen, der aufbricht.

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Als ich am nächsten Morgen vor die Türe gehe, steht Jay an sein Auto gelehnt und beobachtet die Situation vor sich.

Ben steht mit seinen Eltern im Vorgarten und umarmt sie abwechselnd, immer und immer wieder.

Langsam laufe ich auf Jay zu. „Hey, danke, dass du mich mitnimmst" sage ich als Begrüßung. Jay wendet seinen Blick von Ben zu mir, „Kein Problem, du bist dafür morgen und übermorgen dran" er grinste mich an und ich nickte ihm mit einem mulmigen Gefühl im Bauch zu.

„Was machen sie da?" fragte ich und nickte zu Ben und seinen Eltern. „Das geht schon zehn Minuten so" seufzte Jay, „Dauernd fällt meiner Mum etwas neues ein, was Ben möglicherweise vergessen haben könnte." Er schüttelt fassungslos seinen Kopf.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mum so ein Drama daraus machte, als ich zu meinem ersten Auswärtsspiel gefahren bin", „Das wäre dir doch mehr, als nur unangenehm gewesen, dir, als toller Jason Hemmingway."

Überrascht drehte sich Jay zu mir, „Also es schmeichelt mir durchaus, dass du mich, als toll bezeichnest, auch wenn ich die Begriffe großartig und überaus gut aussehend bevorzuge. Aber kennen wir uns nicht schon lange genug, als dass du mich nur bei meinem Spitznamen nennst, Lilian Sullivan" am Ende grinste er mich an und mir blieb nichts anderes übrig, als die Augen zu verdrehen.

„Also Mum, ich muss jetzt wirklich, alle warten bestimmt schon auf mich" damit riss sich Ben aus dem festen Griff seiner Mutter frei.

Ben lud schnell seinen Koffer in den Kofferraum und stieg, so wie Jay und ich ins Auto ein. „Hat der kleine Ben es jetzt auch geschafft, sich zu verabschieden" Jay zog seine Unterlippe nach oben und schaute Ben mit großen Augen an.

„Ach, halt doch die Klappe" seufzte Ben und schaute aus dem Fenster. Die weitere Fahrt verlief überwiegend in Schweigen.

„Ich werde dich vermissen" murmelte ich Ben ins Ohr, als ich ihn ein letztes Mal fest umarmte.

„Lily, wenn du jetzt anfängst zu heulen, dann kannst du nachher zu sehen, wie du nach Hause kommst" meinte Jay, als er an mir vorbeilief und mich schief angrinste. Ich zeigte ihm den Mittelfinger und lächelte ihn falsch an.

„Ich sag's nur ungern, aber ich kann es Jay nicht verübeln" sagte Ben zu mir und ich schlug ihm leicht auf die Brust, als ich die Umarmung brach.

„Also ich muss dann auch gehen. Wir sehen uns am Montag. Mach's gut, verletzt dich nicht und gewinne für mich das Spiel" er gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Mach ich. Dafür musst du alles geben, damit du das Stipendium bekommst" ich grinste ihn an. Ben stieg als letzter in den Bus, er setzte sich ans Fenster und winkte mir zu bis der Bus den Parkplatz der Schule verlassen hatte.

Nach der Schule ging ich voller Euphorie zum Training. Heute war meine letzte Chance den Coach davon zu überzeugen, dass ich es verdient hatte am Samstag auf dem Feld zu stehen.

„Am Samstag ist unser erstes Spiel. Wir sind gut vorbereitet, die Defense weiß, auf was sie zu achten hat und die Quarterbacks auch. Ich möchte, dass ihr das beste Spiel spielt, dass ihr jemals gespielt habt. Wenn ich auch nur einen Streit mitbekommen sollte" der Coach blickte zwischen Jay und mir hin und her.

„dann können diese beiden schon in die Umkleide gehen, weil diese beiden werden für nicht mal eine weitere Sekunde auf dem Feld stehen" er schaute uns nachdrücklich an. Dazu sollte es nicht kommen, schließlich hatten Jay und ich Frieden geschlossen.

„Gut, dann spielen wir gleich, in der Offense spielen:" der Coach holte sein Klemmbrett hervor, „Hemmingway, Williams, Hendricks, Parker, Bennett, Smith, Santos, Miller, Rodriguez, Wilson und Sullivan".

Während wir schon einmal ins Huddle gingen, nannte der Coach noch die Defense Spieler, die jetzt spielen sollten.

Wir stellten uns auf und der Coach pfiff einmal kräftig in die Pfeife. „Set... Hut" damit flog der Ball zu Jay und ich rannte die genannte Route über das Feld. Der Verteidiger stand nah bei mir, aber trotzdem flog der Ball zu mir.

Jays Ball war perfekt positioniert, wodurch ich den Ball fangen konnte und nach zwei weiteren Metern ins Aus lief.

Ich warf dem Coach den Ball zu und ging zurück zu den anderen ins Huddle. Nachdem uns Jay den nächsten Spielzug nannte, stellten wir uns wieder auf.

Auf das Zeichen rannte ich los, konnte den Verteidiger abschütteln und rannte geradewegs Richtung Endzone. Wieder flog der Ball in einem hohen Bogen auf mich zu, ich fing ihn und alles, was ich in dem Moment noch sehen konnte, war die Endzone, in die ich unbedingt wollte.

Ich rannte, wurde aber durch einen Block in die Waden kurz vor der Endzone zu Boden gebracht. Langsam stand ich auf und kehrte ins Huddle zurück. „Campbell, das will ich nicht nochmal sehen" schrie der Coach zu dem Spieler, der mich getackelt hatte.

„Alles gut bei dir?" fragte Jay mich „Ja, alles gut" antwortete ich kurz.

Nach dem Touchdown von Kyle, fing das ganze nochmal von vorne an. Ich rannte und auch dieses Mal flog der Ball zu mir, wie die vorherigen Bälle kam auch dieser perfekt.

Einige Meter hatte ich gut gemacht, bevor ich gestoppt wurde. „Sullivan, raus. Carter, du gehst rein".

Enttäuscht und verwirrt verließ ich das Feld und setzte mich zu den anderen auf die Bank. Das restliche Training verbrachte ich dort, während andere Spieler ein- und ausgewechselt wurden „Gut, ruht euch gut aus und dann treffen wir uns am Samstag".

„Ach, Hemmingway und Sullivan, kommt noch her" meinte der Coach und Jay und ich folgten seiner Bitte.

„Ich weiß nicht, wieso es bei euch heute so gut gelaufen ist, aber wenn ihr nur halb so gut am Samstag spielt, wie heute, dann sollte der Sieg kein Problem sein."

Damit gingen Jay und ich in Richtung Umkleide, „Das haben wir ja schon mal klasse hinbekommen" grinste mich Jay an. „Auf uns wird er ja am Samstag wohl nicht verzichtet" wir gaben uns einen High-Five und gingen jeweils in unsere Umkleide.


Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt