Kapitel 49

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Bedrücktheit: Niedergeschlagen sein und eine traurige/ depressive Gemütslage

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Ich hatte Ben noch einige Nachrichten hinterlassen, aber er hatte nicht geantwortet. Was hatte ich auch schon erwartet? Mir war von Anfang an klar, dass er sauer sein würde.

Auf Schule hatte ich heute noch weniger Lust, als sonst. Aber ich hatte keine Wahl, ich musste gehen. Eine halbe Stunde später stieg ich an der Schule aus meinem Auto aus.

Ich atmete noch einmal tief ein und lief zur Schule hoch. Ich hatte mein Ziel, die Eingangstür der Schule, fest im Blick.

„Love" die ruhige Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich schaute auf. Jays grüne Augen hatten sich auf mich fixiert und zogen mich in einen Bann.

Ich fiel in seine Armen und ich meine, ein Keuchen von ihm wahrgenommen zu haben. „Geht's dir gut?" murmelte er mir ins Ohr.

„Es geht so" sagte ich, „kommst du nachher noch zu mir?" flüsterte ich. „Klar" er gab mir einen Kuss auf die Stirn.

Ben und Liam liefen redend an mir vorbei und ich konnte nicht anders, als ihnen nachzuschauen. „Gib ihm ein bisschen Zeit" flüsterte Jay mir zu und ich umarmte ihn wieder fest.

„Hey Jay" konnte ich Noahs Stimme hören und die Jungs gaben sich einen Handschlag. Jay holte tief Luft und ich bewegte mich keinen Millimeter und hielt mich weiterhin an Jay fest. „Und..." vor meinen Augen tauchte plötzlich Noah auf „hallo Lily?" er schaute mich verwirrt an.

„Hey" murmelte ich in Jays Schulter und drückte Jay enger an mich. „Versteht ihr euch deshalb so gut?" fragte er verwirrt und stellte sich wieder hinter mich, damit er Jay anschaute.

Ich spürte, dass Jay nickte. „Ich fass es nicht" Noah klang wie ein aufgeregtes Mädchen, das erfuhr, dass Ed Sheeran ein Konzert in der Nähe geben würde.

„Cool" Noah klopfte Jay auf die Schulter und verstrubbelte meine Haare, „Freut mich für euch".

Fünf Minuten später liefen wir in die Schule und zu unserem jeweiligen Unterricht. Den ganzen Vormittag hatte Ben mich ignoriert und ich nahm es ihm nicht einmal übel, ich konnte es ja verstehen. Aber es tat dennoch weh.

Mir war schlecht, ich konnte nichts essen, deshalb lief ich auf den Schulhof und suchte mir eine Bank, auf die ich mich setzen konnte. Es war bereits kalt draußen geworden und aus diesem Grund zog ich meinen Pullover enger um meinen Körper.

Die kalte Luft umflutete mich und breitete ein wenig Gänsehaut auf meiner Haut aus. Aber durch diese Kälte musste ich zumindest nicht an die Probleme mit Ben denken.

Nach ungefähr einer halben Stunde holte ich meine Sportklamotten aus dem Spind und lief zur Sporthalle. Und obwohl ich wusste, dass Jay und die meisten Jungen des Football-Teams mit mir Sport hatten, hätte ich mir gewünscht, dass es nicht so war.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, folgte ich den anderen in die Sporthalle. Ben hatte sich mit Liam an das andere Ende der Halle gestellt und würdigte mich keines Blickes.

Jay hatte sich mit den anderen aus dem Football-Team zu mir gestellt, als Mr. Carpendale verkündete, dass wir erst einmal einige Runden in der Halle laufen sollten.

Locker lief ich los, während Jay zeigen wollte, was er konnte und schnell loslief, Ben hingegen lief kaum schneller als würde er gehen.

Als nach einiger Zeit Noah neben mir her joggte, schaute ich zu ihm rüber. Mit Noah hatte ich bisher nicht wirklich viel zu tun, nicht weil wir uns nicht verstehen würden, sondern weil ich mich meist von Jay ferngehalten hatte und er meistens bei Jay zu finden war.

„Was gibt's?" fragte ich, nachdem Noah auf meinen fragenden Blick nichts gesagt hatte. „Bei Jay ist irgendwas los" sagte er und ich schaute ihn verwirrt an.

„Was meinst du?", er ließ seinen Blick durch die Turnhalle schweifen. „Schau ihn dir nachher mal an" sagte er, „aber nicht so auffällig, ja?" ich nickte unsicher und Noah joggte an mir vorbei.

Von was redet Noah denn nur? Von was wusste er, von dem ich nichts wusste? Außerdem verhielt sich Jay doch ganz normal, oder etwa nicht?

Ich verdrängte diese Gedanken, als es mit dem Zirkeltraining weiter ging. Mr. Carpendale hatte uns in Gruppen von zwei eingeteilt. Ich wurde einem Mädchen zugeteilt, das mir zuvor nie sonderlich aufgefallen war, aber sie machte einen ganz netten Eindruck. Außerdem war sie mir viel lieber, als eine der Cheerleader.

Wir zwei liefen zu der Situp Station. „Ich bin Nelly" stellte sich das Mädchen vor und schenkte mir ein warmes Lächeln, „Du spielst im Football-Team, richtig?"

„Ja, ich bin Lily" antwortete ich und zwang mir ein Lächeln auf das Gesicht. Als Mr. Carpendale in seine Pfeife pfiff, starteten wir die Übung.

„Welche Position spielst du?" fragte sie interessiert, als wir zu der nächsten Station für Planks liefen. „Ich bin Wide Receiver". „Oh, wie cool. Wie ist das, als einziges Mädchen unter Jungen zu spielen?" fragte sie.

Ich hatte echt nichts gegen sie, aber es war mir heute einfach zu viel. Meiner Meinung nach ist Sport da, um sich abzureagieren und ein wenig abzuschalten. Und heute könnte ich das wirklich gebrauchen.

Aber andererseits wollte ich sie nicht abweisen und deshalb entschloss ich mich dieses Gespräch einfach so gut wie möglich hinter mich zu bringen.

„Ich denke, es ist nicht wirklich anders, als wenn man in einem Team nur mit Mädchen spielt" sagte ich, „Aber ich kann das auch schwer beurteilen, ich kenne es nicht anders" sie kicherte leise.

„Wobei, die Themen über die geredet wird, sind vermutlich andere. Bei Mädchen sind es vermutlich nicht Themen, wie welcher Bizeps ist größer, wer hat die peinlichste Geschichte zu erzählen und wer hat die neusten News in Bezug auf Sport."

„Das könnte gut sein" grinste sie mich an und als endlich der Pfiff von Mr. Carpendale ertönte, ließen wir uns auf unsere Bäuche fallen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause standen wir auf und gingen zu der nächsten Station, an der wir Seilspringen sollten.

„Vielleicht sollte ich auch bisschen mehr Sport machen, du bist gar nicht außer Atem" schnaufte Nelly neben mir. „Bist du bei einer AG?" fragte ich sie, um die Aufmerksamkeit ein wenig auf sie zu lenken.

„Ja, in der Theater-AG" augenblicklich musste ich an Ben denken und mein Blick bewegte sich kurz zu Ben hinüber, aber dann fixierte ich mich wieder auf Nelly.

Während dem Zirkeltraining führten Nelly und ich Small Talk, und das verbesserte meinen Tag enorm.

„Wir sehen uns" verabschiedete sie sich, als sie die Umkleide verließ und lächelte mich an, „Ciao" lächelte ich zurück und dieses Mal war es noch nicht einmal aufgesetzt.

Als ich als letzte die Umkleide verließ, stand Jay vor der Tür. „Du hast ja ewig gebraucht" stellte er fest, seufzte und lief auf mich zu.

„Hätte ich gewusst, dass du wartest, hätte ich mich natürlich beeilt" ich zuckte mit den Schultern.

„Was grinst du so?" fragte er mich interessiert, auch auf seinem Gesicht erschien langsam ein Grinsen.

„Das Mädchen, dem ich zugeteilt wurde – wir haben uns ganz gut verstanden" antwortete ich. Jay und ich fuhren nach Hause und er kam noch rüber zu mir.

Angekommen in meinem Zimmer, ließ Jay sich auf meinen Schreibtischstuhl fallen. Er öffnete seine Arme, um mir zu signalisieren, dass ich zu ihm kommen sollte.

Als ich vor ihm stand, zog er mich auf seinen Schoß. Zischte aber sofort auf, sodass ich zu ihm hochschaute und sah, dass er sein Gesicht verzog.

Das war es, was Noah zuvor gemeint hatte. Das musste es sein.

Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt