Kapitel 47

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Glücksgefühle: ein positiv erlebtes Befinden, das einer Person das Gefühl von Glück im Leben vermittelt

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Mit dem besten Gefühl überhaupt stiegen wir in den Bus ein, auf dem Weg nach Hause. Was konnte es auch besseres geben, als einen Sieg?

Ich saß, wie so oft am Fenster des Buses, als die anderen noch damit beschäftigt waren ihre Sachen im Bus zu verstauen. „Kann ich mich zu dir setzen?" fragte Jay und zeigte neben mich.

Ich nickte und er setzte sich. Wir saßen in Ruhe nebeneinander bis der Bus sich in Bewegung setzte. Ich gähnte und stülpte mir die Kapuze meines Pullovers über den Kopf. Falls ich einschlafen sollte, würde nicht jeder mein Gesicht sehen und könnte dies fotografieren. Davon hatte ich schon viel zu viele Bilder gesehen und genügend Witze gehört.

Ich lehnte meinen Kopf gegen Jays Schulter. „Ich habe mir vorher echt Sorgen um dich gemacht" flüsterte er, sodass nur ich es hören konnte.

„Sei nicht so ein Schisser" gähnte ich erneut. „Ich bin kein Schisser. Ich hätte ihn verprügelt, wenn er dir auch nur ein Haar gekrümmt hätte".

„Zum Glück ist nichts passiert. Sonst hättest du diese Saison bestimmt nicht mehr spielen dürfen." „Das stimmt wohl" lachte jetzt Jay leise vor sich hin. Zu diesem Geräusch schlummerte ich ein.

Ich wachte wieder auf, als wir auf den Parkplatz der Schule fuhren. Jay neben mir hatte seine Kopfhörer auf und tippte etwas in sein Handy ein.

Ich setzte mich richtig hin und streckte mich, soweit das im Bus möglich ist. „Tyler, Noah und die anderen gehen noch ins Black Sheep. Kommst du mit?" fragte Jay.

Das Black Sheep war tagsüber ein Café mit der besten Heißen Schokolade der Welt und abends konnte man dort anscheinend ganz gut feiern gehen. Aber dafür war ich noch zu jung – und Jay auch.

„Ich bin noch nicht alt genug" murmelte ich ihm zu und hielt ihn an seinem Arm. „Tylers Onkel gehört der Club. Der hat sonntags immer geschlossen, deshalb wird dort niemand sein außer uns" er zuckte mit den Schultern.

„Wenn du dabei bist, na klar" grinste ich. Im Black Sheep angekommen spielte schon Musik. Die halbe Mannschaft war bereits da, weil ich zuvor erst noch Luke angerufen hatte, dass es bisschen später werden würde.

Jay sah ich an der Bar neben Tyler und Noah sitzen. Auf einmal spielte „Havana" von Camila Cabello. Wie konnten die drei einfach so ruhig an der Bar sitzen?

Ich musste mich zu dem Lied einfach bewegen. „Kann jemand Bachata?" fragte ich über die Musik hinweg und schaute durch die Runde. Liam, der nicht ganz unmotiviert an der Bar stand, hob zögerlich die Hand.

Ich stürmte auf ihn zu und zog ihn an der Hand auf die Tanzfläche. „Tanzt du mit mir? Nur für dieses Lied?" schaute ich ihn mit großen Augen an. „Mit dir, doch allemal" lächelte mich Liam an.

Ich machte den Grundschritt einige Mal, wobei mich Liam beobachtete, anschließend machte ich eine Drehung, kehrte zurück zu dem Grundschritt, sodass Liam mit einsteigen konnte.

Er griff meine Hände, drehte mich um meine eigene Achse und zog mich näher zu sich. Unsere Köpfe waren ganz nah, er hielt meine Hüfte und ich bewegte meine Hüfte in ausladenden Bewegungen zur Musik.

Im Hintergrund bildete ich mir ein Getuschel und neugierige Blicke auf uns zu spüren, während Liam mich über die Tanzfläche führte, als hätte er noch nie etwas anderes getan.

Nach dem Lied umarmte er mich und wir liefen lachend zur Bar. „Hey Tyler, gibt es auch Wasser?" rief ich ihm zu und Tyler lachte. „Trink doch was richtiges" und stellte mir ein Getränk mit einer orangenen Flüssigkeit hin.

Ich trank einige Schlucke und schaute mich dann einmal um. Mein Blick blieb bei Jay hängen, der mit einem finsteren Blick die Tanzfläche beobachtete.

Als die ersten paar Töne eines neuen Liedes erklangen, machte ich mich leichten Schrittes auf Jay zu. „Hey" grinste ich ihn an.

Er schaute mit einem neutralen Gesichtsausdruck zu mir hoch. „Tanz mit mir" forderte ich ihn auf und zog ihn an seiner Hand, wie zuvor Liam, auf die Tanzfläche.

„Oh, I wanna dance with somebody, I wanna feel the heat with somebody" sang ich mit lauter Stimme mit und tanzte um Jay herum, der noch immer eine Schnute zog, wie sieben Tage Regenwetter.

Ich legte meine Hände um sein Gesicht, aber nicht ohne das Tanzen aufzuhören. „Babe, was ist los?" fragte ich. „Hast du schon wieder etwas getrunken?" fragte er mit einem ernsten Blick auf seinem Gesicht.

Ich verdrehte die Augen, „Jay, komm schon. Wir haben gewonnen, wieso sollen wir also nicht ein bisschen Spaß haben?" fragte ich ihn.

Jay seufzte, fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare. „Na, dann wollen wir mal tanzen" sagte er und grinste. Ich grinste ihn an und wirbelte über die Tanzfläche, immer mit Jay an meiner Hand.

Als die letzten Töne des Liedes spielten, zog mich Jay in eine Ecke, „Ich mag es nicht, wenn du mit den anderen Jungs so nah tanzt" sagte er, er biss auf seine untere Lippe und schaute mich unsicher an.

Ich lachte, „Du magst das nicht" ich brauchte einen Moment um mich ein wenig zu beruhigen. Dann sprach ich weiter, „Ich mag es auch nicht, wenn du von jedem Mädchen in der Schule angeschmachtest wirst" zuckte ich mit den Schultern.

„Außerdem weißt du doch, dass Liam und ich nur Freunde sind. Du hast also absolut keinen Grund eifersüchtig zu sein". „Das ist etwas anders" warf Jay ein, aber ich schüttelte meinen Kopf.

„Jay, wir haben für ein Lied getanzt. Es war super lustig, aber das war es auch schon. Ich mach dir auch keine Szene, wenn Madison mit ihrer Hand über deine Brust streicht" ich ließ den Satz einige Sekunden im Raum stehen. „Kommst du jetzt mit mir tanzen oder was machst du?"

Jay seufzte noch einmal, dann nahm er meine Hand und zog mich zu unserer vorherigen Position.

Ich war mir nicht sicher, ob sich Jay so einfach geschlagen geben würde, oder ob er wann anders dieses Thema nochmal aufgreifen würde. Aber das war mir egal. Ich wollte tanzen. Es fühlte sich an als hätte ich die Zeit meines Lebens.

„She makes a man want to speak spanish, como si llama? Bonita, mi casa, su casa" ertönte es durch die Lautsprecher. Jay bewegte sich zu der Musik. Aber wenn ihn das doch störte, dass ich mit Liam so nah getanzt hatte, wieso ging er dann jetzt auf Abstand?

Also legte ich seine Hände an meine Hüfte. Er schaute mich überrascht an, ließ sie dort aber liegen. Ich bewegte mich näher zu ihm, sodass sich unsere Körper berührten und warf ihm einen verführerischen Blick zu.

Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt