Dankbarkeit: ein positives Gefühl einer materiellen oder immateriellen Zuwendung, die man erhalten hat.
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Nachdem die Schule für Montag nun bereits hinter mir lag, schlurfte ich erschöpft ins Haus. Wenn Ben ab Mittwoch in New York war, musste ich mir einen anderen Weg suchen, um in die Schule zu kommen.
Ich wollte nicht jeden Tag Luke anbetteln, dass er mich hin und her fuhr. Ich musste es selber schaffen. Ich fuhr doch jeden Tag mit dem Auto, wieso konnte ich dann nicht selber fahren?
Kurzer Hand setzte ich mich in mein Auto und rollte, wie schon so oft die Einfahrt unseres Hauses herunter. Wieder hielt ich am Seitenrand, ließ unser Garagentor herunter und blickte auf die Straße vor mir.
Augenblicklich fingen meine Hände an zu zittern und alles vor meinem Auge wurde verschwommen.
Als es plötzlich an die Scheibe des Beifahrersitzes klopfte, stoppte mein Herz für eine Millisekunde und ich ließ einen kurzen Schreckensschrei von mir. Neben meinem Auto stand Jay und schaute mich besorgt an.
Jay öffnete einfach die Türe und setzte sich neben mich auf den Beifahrersitz. „Was machst du?" meine Stimme war dünn und ich blickte ihn fassungslos an.
„Die bessere Frage ist, was du machst" ignorierte er meine Frage. „Ich möchte Auto fahren" murmelte ich.
„Na, dann. Auf geht's, ich bin bei deiner kleinen Spritztour dabei." Lächelte er mich aufmunternd an.
„Ich kann nicht" murmelte ich zurück. „Wieso?" fragte er und seine Stimme hatte etwas Weiches in sich.
„Weil... weil sie so gestorben sind" ich konnte meine Tränen nicht zurückhalten und brach vollkommen zusammen.
„Lily" Jay umarmte mich fest und ich weinte in seine Brust. „Deine Eltern konnten nichts dafür" murmelte er mir ins Ohr.
„Du bist so stark, du musst doch auch nur drei Meter vorrollen. Du musst das überwinden, ich weiß, dass du das kannst". Seine Worte sorgten für eine Ruhe, die jede Zweifel und Sorgen wegwischte.
Ich setzte mich wieder richtig auf meinen Sitz und wischte meine Tränen weg. „Komm, wir versuchen es mal" meinte er.
Er lehnte sich zu mir rüber und legte seine Hand auf meine linke. „Wir machen den Blinker an, schauen, ob jemand kommt". Er legte seine Hand wieder zu sich.
„Und jetzt gehst du von der Bremse runter" die Straße war an einem leichten Hang gebaut, sodass wir langsam vorwärts rollten.
„Schau, so schwer ist es doch nicht" ich konnte sein Lächeln in der Stimme hören. „Bevor wir jetzt gleich in mein Auto reinfahren, fahren wir mal hier die Straße runter" lachte er. Er legte seine Hand auf meine rechte Hand, die sich um das Lenkrad gekrallt hatte.
Langsam rollten wir an Jays Auto vorbei, „Jay, ich kann das nicht" murmelte ich ohne auch nur die Augen von der Straße zu nehmen. „Wieso Lily? Du machst das doch gut. Ok, du könntest ein wenig schneller fahren, aber so weit, wie du heute schon gekommen bist, bist du schon seit über einem Jahr nicht mehr gekommen."
Er hatte Recht, seit dem Unfall meiner Eltern war ich nie weiter, als nur aus der Vorfahrt gefahren.
„Also komm, gib ein bisschen Gas" meinte er. Also drückte ich leicht auf das Gaspedal und nach wenigen Minuten kam ich an dem Stoppschild am Ende unserer Straße an.
Ich hielt an, „Und jetzt?" fragte ich und schaute zu ihm rüber. „Lass uns hier nach rechts fahren" er zeigte aus seinem Fenster. Also setzte ich den Blinker und bog ab, nachdem ich sah, dass kein Auto kam.
„Sehr gut, du fährst, als hättest du nie aufgehört" ich spürte, wie Jay mich anschaute und konnte gegen ein kleines Lächeln nichts tun.
„Danke Jay", „Dafür doch nicht" meinte er, schulterzuckend. „Nein dafür, dass du mich zum Autofahren gebracht hast" murmelte ich zurück.
„Kein Problem, dafür kannst du mich doch nächste Woche zumindest einmal mit zur Schule mitnehmen" antwortete er. Ich kam an der roten Ampel zum Stehen.
Wieso wollte Jay Hemmingway von mir mit in die Schule genommen werden? Wieso fragte er nicht einen seiner Freunde?
„Ähm, ja, klar" gab ich ein wenig verwirrt zurück. Wir bogen noch zwei Mal ab, bevor ich unsere Straße wieder hochfuhr und in unserer Auffahrt hielt.
„Na dann, danke, dass du mich mitgenommen hast" grinste Jay mich an. „Na ja, war ja jetzt nicht wirklich spannend" zuckte ich mit den Schultern.
„Deine Mum und dein Dad wären unglaublich stolz auf dich" meinte Jay leise und ich konnte nichts gegen die eine Träne tun, die ihren Weg meine Wange runter fand.
Jay zog mich in eine Umarmung, „Ich bin auch stolz auf dich" flüsterte er in mein Ohr und brachte dadurch mein Herz noch schneller zum Schlagen.
Wieso klopfte mein Herz nur so schnell und wieso konnte mich Jay nur so gut beruhigen?
„Danke" Jay stieg aus meinem Auto aus und lief zu seinem Auto rüber, bevor er in sein Auto einstieg, winkte er mir noch einmal zu und fuhr dann weg.
Augenblicklich fehlte mir die Wärme seiner Anwesenheit. Noch nie hatte ich mich so gut mit Jay verstanden, vor allem, wenn Jay und ich alleine waren!
Langsam fuhr ich in die Garage, machte das Garagentor hinter mir zu und ging in das Haus rein.
Lukes Auto war wieder da, dass hieß er war auch wieder da. „Ich bin zurück" rief ich ins Haus und zog meine Schuhe und meine Jacke aus.
„Ich bin im Wohnzimmer" hörte ich Lukes Stimme. Also ging ich ins Wohnzimmer, wo Luke auf dem Sofa saß und den schwarzen Fernsehbildschirm anstarrte.
„Wo warst du?" fragte er, von der Lautstärke kaum über einem Flüstern.
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Auf dem Feld
Teen Fiction„Ich hasse dich!" brülle ich ihn an. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und durch meinen ganzen Körper schoss das Adrenalin. Ich funkelte ihn ärgerlich an „Ich hasse dich so sehr! Halt dich einfach aus meinem Leben raus!" „Was ist wenn ich das nic...