Kapitel 53

16.9K 603 54
                                    

Erstaunen: etwas Erleben, das unerwartet passiert

--

Ich stürmte nach Hause und schloss mich in meinem Zimmer ein. Nachdem ich meine Tasche neben mir fallen ließ, rutschte ich kraftlos die Türe hinunter.

Innerhalb von Sekunden fließen mir die Tränen die Wangen hinunter, ich hatte meine Beine zur Brust angezogen und ich konnte nicht verhindern, dass ich schluchzte.

Ich hasste Jay. Ich hasste Jay dafür, dass er mir so viel bedeutete. Ich hasste ihn dafür, dass ich ihn liebte.

Ich fühlte mich elend, ich war so unglaublich traurig und in meinem Inneren zog sich alles zusammen. Es fühlte sich so eng in meiner Brust an.

Ich verbrachte den restlichen Tag in meinem Bett.

„Lily" Luke kam am nächsten Morgen in mein Zimmer. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zu gemacht, sondern mich jede Minute in meinem Bett hin und her gewälzt.

Luke setzte sich auf die Kante meines Bettes. „Lily, ich weiß, du willst heute nicht in die Schule, und wenn du nicht gehen willst, dann ist das für mich in Ordnung. Dann kannst du hier bleiben" sagte er und strich über mein Haar.

„Aber ich kann dich nicht alleine lassen" ich seufzte und zog meine Beine an, mich würden heute keine vierzig Pferde aus dem Bett bekommen.

„Ich habe Jade angerufen, sie wird dir ein bisschen Gesellschaft leisten" erklärte er mir. „Wieso?" murmelte ich, „Ich brauche keinen Aufpasser" sagte ich ein wenig über einem Flüstern.

„Ich weiß, du musst auch nicht mit ihr reden, wenn du nicht willst. Aber ich will, dass du nicht alleine bist." Ich seufzte, akzeptierte es aber. Was blieb mir auch anderes übrig? Wie auf Knopfdruck ertönte die Klingel.

„Das wird Jade sein, ich muss jetzt gehen, Lily. Ich habe dich lieb, bis später" er gab mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand aus meinem Zimmer.

Ich konnte hören, wie er Jade begrüßte und dann die Haustüre hinter sich schloss. Anschließend konnte ich hören, wie sich Schritte, die Treppe hinaufbewegten.

„Lily?" hörte ich die sachte Stimme von Jade fragen. Die Decke bis zu meiner Nase gezogen, drehte ich mich um und schaute sie an.

Sie hatte zwei große Einkaufstüten dabei und lächelte mich an. „Darf ich reinkommen?" ich nickte und sie lief lächelnd auf mich zu.

„Ich weiß genau, wie du dich fühlst, deshalb habe ich das einzige mitgebracht, das im Moment hilft. Essen" und damit hob sie die zwei Einkaufstüten hoch.

„Ich hole noch ganz schnell Gläser, Besteck und Schüsseln" sagte sie, stellte die Tüten ab und ging die Treppen hinunter.

„Also entweder wir tun das, was Luke will" sagte sie und zeigte mir ein Tetrapak mit Orangensaft, „Oder wir brechen heute ein wenig die Regeln" meinte sie und hob eine kleine Flasche Sekt nach oben.

Außerdem hatte sie Eis, Chips, Marshmallows, Cookies, Schokolade und Gummibärchen dabei. Aus einer anderen Tasche holte sie etwa zwanzig Filme heraus.

Ohne viel nachzudenken warfen wir Pitch Perfect ein. Daraus wurde ein richtiger Filme-Tag. Nach den drei Pitch Perfect Filmen, fingen wir mit den High School Musical Filmen an, schließlich waren wir durch Jades Snacks bestens versorgt.

Als es plötzlich an der Türe klingelte, sprang Jade auf. „Ich schau mal nach, wer es ist". Damit verschwand sie aus meinem Zimmer. Ich stoppte den Film, stand auf und lief zum Treppenabsatz.

„Hey, wohnt Lily hier? Ich wollte ihr nur kurz die Hausaufgaben bringen" hörte ich eine Mädchenstimmte und ich schlich langsam die Treppen hinunter. Bereits auf der Hälfte der Treppe konnte ich sehen, dass Nelly vor der Haustüre stand.

Jade schaute zu mir hoch, lächelte mich an und verschwand dann in Richtung Küche. Ich ging schnell die letzten paar Treppenstufen hinunter.

„Geht es dir besser?" fragte Nelly lächelnd und legte ihren Kopf schief. „Ja, schon ein wenig" antwortete ich zögerlich, immer noch ein wenig überrascht, dass Nelly gekommen war und wusste, wo ich wohnte.

„Schön, ich dachte, ich bringe dir die Hausaufgaben" sagte sie und streckte mir die Blätter entgegen, die sie bis gerade eben in den Händen gehalten hatte.

„Danke" ich zwang ein Lächeln auf die Lippen, „Wir sehen uns ja dann vielleicht morgen" sie lächelte mich an, drehte sich um und lief unsere Auffahrt hinunter, sodass ich die Tür schloss.

Ein wenig überrascht lief ich in das Wohnzimmer, „Sie scheint nett zu sein" sagte Jade aus der Küche. „Ja, wir hatten nur nie wirklich viel miteinander zu tun, deshalb bin ich ein wenig überrascht" antwortete ich ehrlich.

Sie kam zu mir ins Wohnzimmer und beobachtete mich für einen kurzen Moment, bevor sie wieder anfing zu reden; „Es war Jay, an diesem anderen Tag, oder?"

Ich nickte, es kam kein einziges Wort über meine Lippen. Mein Hals wurde ganz trocken, mein Herz fing an zu rasen und die Gedanken in meinem Kopf schossen kreuz und quer durch die Gegend.

„Soll ich uns etwas zum Mittagessen machen? Vielleicht Spaghetti Bolognese?" ich nickte langsam und damit verschwand sie wieder in die Küche.

Wie gelähmt saß ich auf dem Sofa, bis Jade mir einen Teller mit Spaghetti Bolognese brachte. „Danke" murmelte ich. „Lily, ich kann absolut verstehen, dass du sauer und verletzt bist. Aber vielleicht ist es ganz anders gewesen" in den letzten paar Stunden hatte ich mich gut mit ihr verstanden, aber mit diesem einen Satz ruinierte, sie alles von den vergangenen Stunden.

„Was soll daran anders gewesen sein? Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen!" damit sprang ich auf und schloss mich in meinem Zimmer ein. Selbst als Luke gegen 18 Uhr nach Hause kam und gegen meine Tür klopfte, blieb ich regungslos auf meinem Bett liegen.

Erst als es eine gute halbe Stunde später an unserer Haustür klingelte, setzte ich mich auf. „Nein, nein, nein" hörte ich Luke in lauterem Ton sagen.

„Lass mich nur ganz kurz mit ihr reden" es war Jay. Mit dieser Stimme, die fast einem Knurren ähnelte, wollte er immer seinen Willen durchsetzen.

Luke sagte etwas, das für mich lediglich nach einem Murmeln klang. „Das stimmt nicht, so war das nicht, lass es mich doch bitte klären" flehte Jay plötzlich .

Jedes einzelne Wort, das ich hörte zerbrach mein Herz ein wenig mehr. Ich konnte dem Geräusch seiner Stimme nicht standhalten – ich konnte seine Stimme nicht hören ohne mich zu fragen, wieso er das getan hat. Es tat so unglaublich weh.

Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt