Kapitel 39

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Offenbaren: eine Sache, die verborgen war offen zeigen und enthüllen oder sich in einer neuen Weise zu erkennen geben

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„Lass uns über etwas anderes reden" er fuhr mit einer Hand durch seine Haare und mit der anderen über mein Bein.

„Wieso willst du es mir nicht sagen?" fragte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.

Jay sprang auf und lief einige Schritte von mir weg. Sein Kopf hing tief und seine Finger klopften abwechselnd gegen seine Beine.

„Ich hab Angst" murmelte er nur ein wenig über einem Flüstern. Die Stimmung war angespannt und ich traute mich kein einziges Wort zu sagen.

„Ich hab Angst vor dem, was du sagst" murmelte er und drehte sich zu mir um.

„Komm schon Jay, sag mir, was los ist" er wackelte mit dem Kopf leicht hin und her, als würde er überlegen, ob er es tatsächlich wagen sollte.

„Du weißt doch selber, dass ich dich nicht in Ruhe lass, bis du es mir endlich sagst" auf Jays Gesicht zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab, „das stimmt, du bist eine Nervensäge".

Er setzte sich wieder neben mich auf das Sofa. „Na ja, Kyle meinte ja erst, dass ich mich noch nie um dich gekümmert hätte und hat dann die Autotür zu geschlagen".

„Das weiß ich doch noch, und was ist dann passiert?" fragte ich ihn neugierig, „Was hat er gesagt?".

„Er hatte mich gefragt, ob ich sicher bin, dass ich der einzige bin, den du küsst" er schaute auf seine Hände runter.

„Ich war vollkommen überrascht, dass er von uns wusste. Woher sollte er es wissen?" Jay sprang wieder auf, erzählte aber immer noch nicht alles.

Und auch wenn er seinen Kopf nicht hängen ließ, vermied er meinen Blick. Ich hatte Jay noch nie so erlebt, so unruhig. Sonst war er immer cool und gelassen.

Ich stand langsam auf und ging auf ihn zu, vorsichtig legte ich meine Arme um ihn. Seine Arme schlossen sich augenblicklich fest um mich und ich war sofort in seinen Duft gehüllt.

„Du brauchst keine Angst haben" flüsterte ich. Als Jay noch einmal einatmet, bebt sein ganzer Körper.

„Er meinte..." fing Jay mit erstickter Stimme an, „dass ich dich nur ausnutzen würde". Er nahm noch einmal tief Luft.

„Dass ich dich nur als irgendein Objekt ansehen würde" seine Stimme wurde mit jedem Satz ein kleines bisschen leiser.

„Dass mein Herz ein Eisklotz wäre" er löste langsam die Umarmung und ich schaute zu ihm hoch.

Jay hatte seine Augen zusammengekniffen, seine Stirn hatte er in Falten gelegt und sein Mund war leicht geöffnet.

„Und dass es nur eine kurze Zeit braucht, bis du das alles erkennst, weil ich nicht gut für dich bin".

Jay öffnete seine Augen wieder und eine Träne rollte seine Wange hinunter. Seine grünen Augen erstrahlten noch mehr, als sonst.

Ich legte meine Hände um sein Gesicht. „Was redest du da?" murmelte ich und beobachtete ihn genau.

„Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?" Jay schaute auf den Boden, aber ich hob seinen Kopf ein wenig, damit er mich anschauen musste.

„Sag das nie wieder, hörst du? Nie wieder" er nickte leicht mit dem Kopf.

Ich hatte Jay noch nie so verletzlich und emotional gesehen. Es überraschte mich, dass ihn die Worte von Kyle so verletzten.

„Wo ist der selbstbewusste Jay, dem es egal ist, was alle anderen sagen?".

„Ich liebe dich" murmelte er und ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Und genau das brachte mich dazu über beide Ohren zu Lächeln, „Ich liebe dich auch".

Er küsste mich, anschließend setzten wir uns zusammen auf das Sofa. Mit seiner Hand strich er über meine Hand.

„Lily? Du weißt, dass du besonders bist" flüsterte er und beobachtete unsere Hände.

„Erinnerst du dich an die Zeit, als ich was mit Madison hatte" ich nickte langsam. „Ich möchte nicht versuchen irgendetwas zu recht fertigen oder sonst irgendetwas. Es war einfach so..." er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, während er mit der anderen noch immer an meiner Hand festhielt.

„Ich stand schon in der Grammar School auf dich. Aber wir haben uns nie gut verstanden. Als wir dann in die High School kamen, gab ich meine Hoffnungen auf. Ich hatte Jahre lang versucht, deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber es führte zu nichts" er blickte für einen kurzen Moment auf.

„Einige der Mädchen von den Cheerleadern zeigten schon Interesse. Ich dachte vielleicht könnte mich irgendjemand auch nur ansatzweise so verzaubern, wie du. Aber das war nicht so." ich war überrascht, wie ehrlich Jay zu mir war.

„Denn an die einzige Person, an die ich denken konnte, warst du" er machte eine kurze Pause.

„Und als du dann dieses Jahr dauernd mit Kyle rumgeknutscht hast. Ich war rasend vor Eifersucht" er schüttelte in Gedanken den Kopf. Bis er seinen Kopf wieder hob und mir ganz tief in die Augen schaute.

„Du bist die beste Freundin, die ich mir wünschen könnte. Ich liebe, dass du dein Ding machst, komme was wolle und dass du eigenständig bist. Und wie du jedem konterst, der dir blöd kommt. Auch wenn ich es bin, den du blöd anmachst" lachte er am Ende und seine Augen strahlten.

Ich war unglaublich gerührt von Jays Worten und ich konnte ein paar Tränen nicht davon abhalten, meine Wangen hinunterzufließen.

„Ach, meine Heulsuse" lachte Jay und zog mich in eine Umarmung. „Sagt ja gerade der richtige" Jay verdrehte gespielt die Augen.

„Ich hab nicht geweint, ich hatte nur was im Auge" jetzt lachte ich laut. „ja, klar. Weil dich Kyles Worte kein bisschen verletzt haben."

Jays Gesichtsausdruck wurde langsam wieder ernst. „Hätten sich Kyles Worte bewahrheitet, hätte mich das fertig gemacht und bei dem Gedanken ist mir vielleicht eine winzige Träne heruntergerollt".

Ich lächle ihn an, zufrieden, dass er es zumindest zugegeben hatte. „Du etwa nicht?" fragte Jay kokett und hob seine Augenbraue.

Ich stützte mich ein wenig auf und drückte meine Lippen auf seine. Er küsste sofort zurück und bevor wir den Kuss intensivieren konnten, zog ich weg.

„Also küssen kannst du ganz gut" grinste ich ihn frech an. Ich legte eine Hand an seine Wange, „Schlecht siehst du auch nicht aus". Inzwischen grinste nun auch Jay.

„Ich kann dich schon behalten" lachte ich jetzt. „Das einzige, das ich noch hinzufügen möchte, ist, dass ich ein grandioser Küsser bin" lachte nun auch Jay.

Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt