Kapitel 48

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Realität: abweichend von Illusion, Wünschen oder Überzeugungen, wobei die tatsächliche Gegebenheiten und Tatsachen erkannt werden

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Ich kam um halb 1 nach Hause und als ich wenige Stunden später aufstehen musste, sah ich aus wie eine Leiche. Meine Haut war blass, unter den Augen hatte ich Augenringe.

Also klatschte ich Make-up auf mein Gesicht, damit ich zumindest ein wenig akzeptabel aussah.

Mal wieder viel zu spät dran, schnappte ich mir ein Brötchen und rannte nach draußen zu Ben, der mich belustigt musterte.

„Sag nichts" schrie ich, bevor er auch nur ein Wort sagen konnte und ließ mich auf den Platz neben ihm fallen.

„Warst du mit den Jungs gestern Abend noch unterwegs?" ich nickte und schloss meine Augen für einige Sekunden.

„Willst du heute Mittag noch mit zu mir kommen? Ich hol dich nach dem Training ab" schlug er vor. Ich musste es Ben heute sagen, ich hatte es ihm schon viel zu lange verschwiegen.

„Gerne" stimmte ich zu und strich nervös meinen Rock zu Recht. Ich war nervös. Ich wusste, dass es bei Ben nicht gut ankommen würde, aber wie es genau werden würde, konnte ich mir nur schwer vorstellen.

Die Schule ging, nach meinem Geschmack, viel zu schnell vorbei. Also ging es für mich zum Training. Obwohl mich das Training meist ziemlich gut ablenkte, war dies an dem Tag nicht der Fall. Einerseits weil Kyle wieder ins Training kam, und ich andererseits die ganze Zeit an Ben denken musste.

Obwohl Jay die Bälle so genau, wie nur möglich mir zu warf, konnte ich die Bälle einfach nicht fangen.

„Was ist los?" fragte mich Jay, als ich den Ball vor ihm auf den Boden schmiss. Ich schüttelte meinen Kopf und rannte an ihm vorbei, um mich wieder in der Schlange anzustellen.

Als wir schließlich noch ein Spiel übten, setzte mich der Coach auf die Bank. Heute war einfach nicht mein Tag. „Das konnte ja nachher nur noch gut werden" dachte ich mir ironisch.

Der Coach beendete das Training und ich lief langsam zur Umkleide, „Hey Lily. Was ist los?" stoppte mich Jay. „Ich habe Angst vor Bens Reaktion" murmelte ich und schaute unsicher zu ihm hoch.

„Das brauchst du doch nicht. Ben ist dein bester Freund. Er wird weiterhin hinter dir stehen" sprach er mir Mut zu. In seinen Augen sah ich Zuversicht, welche mich innerlich ein wenig wachsen ließ.

„Lass es uns ihm zusammen sagen" meinte er und ich schüttelte den Kopf. „Jay, bitte. Lass es mich ihm sagen. Ich glaub es ist besser, wenn du nicht dabei bist."

Unzufrieden verzog er sein Gesicht, nickte dann aber langsam. Er umarmte mich kurz und bevor ich in die Umkleide ging, sagte Jay noch, „Er wird hinter uns stehen, mach dir keine Gedanken."

Und wie sich noch herausstellen sollte, hätte Jay sich gar nicht mehr irren können. Denn das, was auf uns zukam, hatte Jay absolut nicht kommen gesehen.

Als ich neben Ben auf dem Sofa im Wohnzimmer saß, weil wir uns dazu entschlossen hatten einen Film zu schauen, war ich unsicher, aber konnte auf keinen Fall noch mehr Zeit verstreichen lassen.

Bens Blick war auf den Fernseherbildschirm gerichtet. Ich konnte es keine Sekunde länger ertragen.

„Ben, ich muss dir etwas sagen" ich holte nochmal tief Luft. Und obwohl ich ihm sagen wollte, dass er mir versprechen sollte, dass er nicht ärgerlich auf mich sein solle. Ich konnte es nicht zu ihm sagen, schließlich kann ich ihm nicht versprechen, dass es ihn nicht aufregen wird.

Auf dem FeldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt