J o y c e l i n
🦋Alles scheint wie ein ganz normaler Schultag zu sein. Es ist Donnerstag und jeder fiebert schon auf das bevorstehende Wochenende hin, um sich von der stressigen Woche zu erholen. Auch ich habe diese Auszeit bitter nötig, da wir die letzten Tage ziemlich viele Tests geschrieben haben und ich fast nur am Lernen war. Selbst, als ich bei Sav und Mace zu Besuch war, saßen wir zusammen und haben gelernt, gelernt und noch mehr gelernt, bis Rauch aus unseren Köpfen gestiegen ist und wir so fertig waren, dass wir die Hefte und Bücher niedergeschlagen von uns geworfen haben.
Die Autofahrt zur Schule kommt mir ziemlich kurz vor. Luke und ich genießen das friedliche Schweigen. Ich bedanke mich nach wie vor jedes Mal dafür, wenn er mich mit dem Auto mitnimmt und Luke meint daraufhin immer, dass es kein Problem sei und ich damit aufhören solle. Im Gegensatz zu dem überfüllten Bus ist das hier der reinste Himmel.
Als wir ankommen, parkt Luke das Auto auf einem freien Parkplatz und wir beide steigen aus. Ich schultere meinen Rucksack und zusammen schlendern wir auf die Schule zu. Die Blicke, die anfangs auf uns gerichtet waren, als wir aus dem gleichen Auto ausgestiegen sind, haben sich mit der Zeit auch gelegt und so werden wir kaum noch beachtet. Auch das Gerücht, dass zwischen Luke und mir etwas läuft, hat sich zum Glück recht schnell in Luft aufgelöst.
Kurz bevor wir den Haupteingang erreichen, trennen sich unsere Wege allerdings. Während Luke zu Arthur und Cameron schlendert, - Mace stößt fast immer als letzter hinzu - gehe ich schnurstracks in die Schule, weil ich es in Camerons Nähe nicht wirklich lange aushalte. Seitdem das alles auf der Party passiert ist und er mir für meinen Geschmack viel zu nahe gekommen ist, fühle ich mich in seiner Gegenwart richtig unwohl und habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll. Ich schaffe es nicht einmal, ihn länger als fünf Minuten anzusehen, selbst wenn es nur sein Rücken oder sein Hinterkopf ist. Und das verleitet mich dazu, ihm so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Blöd nur, dass er meist genau dort steht, wo sich auch Mace aufhält.
Jedenfalls schlendere ich völlig in Gedanken versunken den Flur der Schule entlang in Richtung meines Spindes, der sich im hinterletzten Eck befindet. Immer mal wieder muss ich an Crystal denken und an das, was sie mir gesagt hat. Sie drohte mir regelrecht und ich wäre dumm, wenn ich es ignorieren würde. Crystals nächstes Opfer zu sein steht irgendwo ganz weit oben auf der Liste mit Dingen, die ich definitiv nicht erleben möchte. Aber wie ich das verhindern soll, ohne weniger mit Savannah zu unternehmen, ist mir immer noch schleierhaft.
Bei meinem Spind angekommen krame ich die Bücher für die nächsten Stunden heraus und schließe ihn mit der freien Hand schließlich wieder. Als ich mich umdrehe, hätte ich die Schulbücher um ein Haar fallen gelassen, so sehr zucke ich zusammen, als ich die Brünette mit den stechend grünen Augen direkt vor mir stehen sehe.
Der Teufel in weiblicher Form steht gerade höchstpersönlich vor mir. Und an ihrem hämischen Grinsen im Gesicht erkennt sogar ein Blinder, dass sie alles andere als freundlich gesinnt ist. Und ein nettes Gespräch kann ich nicht erwarten.
Ich schlucke und versuche, mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Sie soll nicht sehen, dass sie mir ein unangenehmes Gefühl im Bauch beschert. Alles, was man sagt und macht, verwendet sie gegen einen.
»Na, wenn das nicht die liebe, unschuldige Joyce ist. Was für ein Zufall, dich hier zu treffen!«, beginnt sie sofort und lächelt nicht, sondern bleckt eher mit den Zähnen.
Was für ein Zufall, dass sie genau bei meinem Spind auftaucht.
Ich stoße genervt die Luft aus und presse meine Bücher an mich, als wären sie ein Schutzschild, das mich vor all diesen Attacken von ihr schützt. Ohne sie anzuhören will ich gerade die Beine in die Hand nehmen und von hier abhauen, als sie mich an der Schulter packt und mich nach hinten schubst, sodass ich mit voller Wucht gegen meinen Spind knalle. Sofort breitet sich ein Stechen in meinem Rücken aus. Der Aufprall war nicht gerade leise, sodass sich die Blicke der Schüler nun auf uns legen und Crystal und mich verwirrt, aber auch neugierig mustern. Wenn Crystal ihre Opfer quält, mischt sich niemand ein. Man beobachtet nur und ist froh, dass man in Ruhe gelassen wird.
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Shutterfly
Novela JuvenilJoycelin Andrews ist eigentlich ein ganz normales Mädchen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie stumm ist und ihr Garten im Sommer von Schmetterlingen nur so wimmelt. Sie ist der Inbegriff des Einzelgängers und lebt die meiste Zeit in ihrer eigenen kl...