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J o y c e l i n
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Jetzt im Nachhinein frage ich mich, was ich mir eigentlich dabei gedacht habe. Gott, ich habe mich mit Savannah unterhalten, welche die Schwester von Mason ist, der wiederum der beste Freund von Cameron, Arthur und Luke ist! Nicht zu vergessen, dass Savannahs beste Freundin immer noch Crystal ist, mit der ich nichts zu tun haben möchte.

Frustriert fahre ich mir durch meine Haare, ehe ich in meinem Zimmer auf- und abschreite. Hätte ich gewusst, dass so etwas heute passiert, dann wäre ich gleich Zuhause geblieben. Ich kann es mir nicht leisten, sichtbar zu werden. Es würde mich nur zur Zielscheiben machen für fiese Aktionen.

Ich mag mein Dasein als Mauerblümchen, das schon freudig auf ihren Schulabschluss in zwei Jahren entgegenfiebert.

Andererseits war es aber auch schön, sich mal wieder unbeschwert mit einer netten Person unterhalten zu können. Kurz nachdem Mr. Simons die anderen zum Putzen verdonnert hat, sollten Savannah und ich ihm folgen. Unterwegs haben Savannah und ich uns dann ein wenig über das kindische Verhalten der anderen ausgelassen, das sie genauso nervtötend fand, wie ich. Und ab da bin ich wirklich ein wenig aufgetaut und konnte sogar ein bisschen lächeln.

Vor allem die Aktion von Savannah, als sie es doch tatsächlich geschafft hat, Cameron zu verarschen, war zum Weinen lustig. Auch jetzt muss ich grinsen, wenn ich mich an heute Morgen erinnere.

Ich schüttle meinen Kopf und denke stattdessen zurück an die Mathe Unterrichtsstunde, in welcher wir den Test geschrieben haben. Da hat mir Savannah doch tatsächlich viel Glück gewünscht.

Für die Meisten ist es selbstverständlich, dass man sich gegenseitig Erfolg wünscht. Aber für mich, für ein unsichtbares Mädchen, das noch dazu nicht reden kann, ist es schon etwas ganz Besonderes. Nur frage ich mich, warum Savannah so nett zu mir ist.

Aber das kann mir sowieso egal sein, da morgen wieder alles beim Alten sein wird. Mason und Cameron werden mich nicht beachten und Savannah hängt wieder mit Crystal rum, die sich wieder ein neues Opfer sucht oder sich an die Jungs ranschmeißt.

Und ich überlege weiterhin, wie ich die restliche Schulzeit überleben soll, sitze im Unterricht neben Niemandem und wünsche mir wie immer, dass die Schule so schnell wie möglich vorbei ist.

Ich seufze, als ich mir meine Schuhe und meine Socken abstreife und dann mein Zimmer verlasse. Ich poltere die Treppe nach unten und durchquere das Wohnzimmer, wobei ich um ein Haar mit Angelina zusammengestoßen wäre, die mir etwas mit wütender Stimme hinterherruft. Doch ich ignoriere sie gekonnt und stoße stattdessen die Hintertüre auf und sprinte in meinen Garten, welcher sich voller Leben vor mir erstreckt.

Wohin das Auge reicht sieht man Unmengen von Schmetterlingen, welche um die Blumen und Sträucher herumfliegen und auch einige Bienen, Wespen und Hummeln sitzen auf Blumen und fliegen umher.

Sofort höre ich das fröhliche Gezwitscher von Vögeln und das leise Rascheln der Blätter, wenn ein sanfter Wind bläst und mir ein paar lose Haarsträhnen ins Gesicht pustet.

Ich durchquere ungefähr die Hälfte des Gartens, der so aufgebaut ist, dass er einige verstecke Abzweigungen zu abgelegenen Ecken beinhaltet. Irgendwann nehme ich eine davon, die irgendwo versteckt zwischen vielen Büschen zu finden ist. Dort steht an einer Stelle, welche umgeben von vielen Wildblumen und Kräutern ist, eine süße, gemütliche Holzbank, auf der sich zwei Kissen befinden. Darunter befindet sich eine kleine Truhe, in welche ich meine wichtigsten Sachen aufbewahre.

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