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M a s o n
🦋

Ich stürme in die Toiletten und knalle die Türe hinter mir mit Wucht zu. In mir brodelt alles, während in meinem Gehirn dauerhaft das Bild zu sehen ist, wie Cameron den Arm um Joyce legt und wie hilflos sie dabei aussah.

Zum Glück ist niemand hier im Raum, sodass keiner mitbekommt, wie ich frustriert gegen die Wand schlage, wobei eher ich die Schäden davontrage, als die Wand, was man sofort an meiner Hand sehen kann. In spätestens zehn Minuten läuft sie wahrscheinlich blau an. Doch es macht mir nichts aus. So konnte ich wenigstens die Wut ein wenig rauslassen, die ich momentan für meinen besten Freund hege.

Wie konnte er nur? Er hat doch keine Ahnung, wie unangenehm es für sie war, als sie im Mittelpunkt stand. Man konnte es ihr förmlich ansehen, doch niemand scheint es bemerkt zu haben. Außer ich. Und was mache ich? Ich stehe daneben und bin viel zu sehr damit beschäftigt, Mordgedanken zu hegen, anstatt ihr zu helfen. Ich bin so sauer auf Cameron und jetzt auch noch auf mich selbst.

Verdammt!

Plötzlich geht die Türe auf und Luke betritt die Toiletten. Ich starre weiterhin einfach nur mein Spiegelbild an, während ich gegen eines der Waschbecken angelehnt dastehe und gefühlt durch mich hindurchsehe.

Aus den Augenwinkeln nehme ich wahr, dass Luke langsam auf mich zuschreitet und schon kurz darauf neben mir steht. Er verschränkt die Arme vor der Brust und mustert mich erst mal eine Weile stumm und wartet wahrscheinlich darauf, dass ich etwas sage. Doch kein Wort verlässt meinen Mund. Ich schweige.

»Bro, was war das gerade eben?«, beginnt er schließlich, nachdem er wahrscheinlich gemerkt hat, dass freiwillig nichts aus mir herausdringen würde. In mir beginnt es zu rattern und ich überlege, ob ich mich wenigstens Luke anvertrauen soll. Bei der Vorstellung, wie er reagieren wird, werde ich augenblicklich ein wenig nervös. Entweder wird er sich für mich freuen, oder er wird mir erklären, warum mein Verhalten absolut lächerlich ist. Doch Luke kann ich vertrauen. Selbst wenn er mir sagt, dass er es nicht nachvollziehen kann, wird er nicht gleich zu den anderen beiden rennen und alles verpetzen. Er würde so etwas nie machen.

Ich beschließe mich ihm anzuvertrauen. Er ist mein bester Freund und wozu wären beste Freunde sonst da? Abgesehen davon, dass sie mit einem zusammen versuchen, die Schule zu überleben. Deshalb nehme ich all meinen Mut zusammen, was zugegebenermaßen nicht gerade viel ist. Ich war bisher noch nie in so einer Situation.

»Ach, Luke. Cameron ist momentan wirklich unerträglich für mich, so sehr wie er sich an Joycelin ranmacht. Ich meine, sie möchte doch nicht einmal, dass Cam ihr Aufmerksamkeit schenkt und er merkt es nicht einmal! Und außerdem dachte ich, dass sein nächstes Ziel Emily wäre. Und trotzdem flirtet er mit Joyce vor ihren Augen und schaut ihr nicht mal eine Sekunde hinterher, als sie mit hochrotem Kopf aus unserem Kreis geflüchtet ist. Fuck! Ich will doch einfach nur, dass er Joyce in Ruhe lässt!«

Ich fühle mich gerade wie ein aktiver Vulkan, dessen Ausbruch naht, aber nicht genau vorhergesagt werden kann. Es ist einfach unkontrollierbar, was mir gleichzeitig auch ein wenig Angst macht. Normalerweise kann man mich nicht so schnell reizen, doch wenn es um Joyce geht, ist anscheinend alles anders.

»Hm«, macht Luke nur und zieht nachdenklich beide Augenbrauen zusammen. Eine Weile überlegt er einfach nur und ich warte gespannt auf seine Reaktion, da mich seine Meinung über das Ganze wirklich interessieren würde. Luke ist von uns Vier schon immer derjenige gewesen, dem die besten Lösungen für alle Probleme einfallen.

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