• N E U N U N D D R E I ß I G •

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J o y c e l i n
🦋

Als wir zu Mace nach Hause fahren, ist es merkwürdig still im Auto. Ich meine, klar redet Mace nicht die ganze Fahrt über durch. Aber er sagt gar nichts. Nicht einmal das Radio läuft.

Nachdenklich starre ich aus dem Fenster, während die Landschaft an mir vorbeizieht. Einzelne Regentropfen kleben an der Scheibe und es wird wegen den dunkelgrauen Wolken zunehmend dunkler draußen, obwohl es gerade mal später Nachmittag ist.

Wenn ich so recht überlege, ist Mason schon seit ein paar Tagen extrem komisch drauf. Automatisch bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Was ist, wenn er merkt, dass ich ihm etwas verschweige? Wenn er schon eine Vermutung hat und eigentlich nur drauf wartet, dass ich mich ihm anvertraue?

Und ich? Ich habe bis jetzt kein Wort verloren.

Ich sehe ihn von der Seite aus an, wie er mit konzentriertem Blick die Straße entlangfährt. Seine Wangenknochen stechen von diesem Blickwinkel aus besonders hervor und er beißt sich gedankenverloren auf die Unterlippe.

Ich seufze, während ich meinen Kopf gegen die Kopfstütze fallen lasse. In mir tobt ein erbitterter Kampf. Ich würde Sav so gerne zeigen, dass sie mir vertrauen kann, aber andererseits ist Mace mein Freund und es tut mir jeden Tag mehr weh, es ihm nicht einfach zu sagen. Immerhin geht es um seine Schwester und seinen besten Freund.

Hat er da nicht ein Recht darauf, es zu wissen?

❁❁❁

Als ich die Haustüre hinter uns schließe, möchte ich mich am liebsten in Maces Bett werfen und eine Runde weinen. In mir verspüre ich einen merkwürdigen Druck, so als müsste ich es unbedingt herauslassen.

Mace wirft mir einen kurzen Blick zu, ehe er meine Reisetasche, die er geschultert hat, die Treppe hinaufträgt. Ich folge ihm und oben angelangt wollen wir schon den Weg zu seinem Zimmer einschlagen, als plötzlich die Türe von Savs Zimmer aufgerissen wird. Sav und Em stürzen hinaus und direkt auf mich zu. Dabei breiten sie beide ihre Arme aus und schließen mich in eine luftabwürgende Umarmung, woraufhin ich grinsen muss.

Aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, dass Mace nicht stehengeblieben ist und auf mich wartet, sondern einfach stumm in sein Zimmer gegangen ist. Ich lasse die Schultern sinken.

»Hallo, neue Mitbewohnerin!«, begrüßt mich Sav lachend, die mir einen Arm um die Schultern legt. Ich lächle sie nur an.

»Wir haben eine gute und eine schlechte Nachricht für dich«, teilt mir Em dann auch sofort mit. »Die Gute ist, dass ich heute auch hier übernachte. Die Schlechte ist, dass du diese Nacht allerdings ohne deinen geliebten Mace auskommen musst. Du schläfst nämlich heute Nacht bei Sav und mir!«

Normalerweise würde ich mich wirklich darauf freuen, mal wieder Zeit mit meinen beiden besten Freundinnen zu verbringen. Doch da es zwischen Mace und mir gerade richtig komisch ist, weiß ich nicht, ob das Ganze eine gute Idee ist. Möglicherweise wäre es besser, ihn direkt darauf anzusprechen, damit wir das Problem beseitigen, das zwischen uns in der Luft hängt.

Allerdings komme ich dazu erst gar nicht, da ich bereits im nächsten Moment von Em an der Hand gepackt und in Savs Beauty-Höhle gezogen werde.

Ich seufze nur, ehe ich beschließe, mich jetzt nicht von all meinen Gedanken über Mace und mich runterzieht zu lassen. Wir können morgen ja immer noch über alles reden. Ich will Sav nur ungern das Gefühl geben, dass ich sie vernachlässige und es Mace und mich nur noch im Doppelpack gibt.

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