• A C H T U N D Z W A N Z I G •

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M a s o n
🦋

»Weißt du überhaupt nach was du suchst?«

Ich drehe mich um und werfe Arthur hinter mir einen kurzen Blick zu. Dann drehe ich mich wieder zurück zu den Regalen. »Ehrlich gesagt, nein.«

Direkt nach der Schule sind Arthur und ich ins Zentrum der nächsten Stadt gefahren, da ich dringend noch ein Geschenk für Joyce brauche. Wir sind schon seit mehr als zwei Stunden unterwegs, allerdings habe ich noch rein gar nichts gefunden, bei dem ich mich nicht schämen müsste, wenn ich es ihr schenke. Es ist einfach zum Verzweifeln.

»Sollen wir in den nächsten Laden gehen? Der gegenüber wirkt vielversprechender«, seufzt Arthur. Eigentlich wollte er mit zu mir nach Hause, damit wir für den Physik-Test lernen können. Doch da hat er die Rechnung ohne mich gemacht. Leider muss er mit mir shoppen gehen.

Ich nicke niedergeschlagen und werde zunehmend frustriert. Kann es sein, dass ich einfach zu wählerisch bin? Andererseits möchte ich auch, dass sich Joyce wirklich über das Geschenk freut.

Wir verlassen den alten Laden, der hauptsächlich mit staubigen Porzellanfiguren vollgestellt ist. Als wir die Straße überqueren und Andy's KrimsKrams betreten, ertönt ein kleines Glockenspiel, als wir die Türe öffnen. Schon taucht eine Gestalt direkt vor uns auf. Ein älterer Mann mit grauen Haaren, einer riesigen Brille auf der Nase und einem Gehstock in der Hand sieht uns mit großen Augen an. Sofort lächelt er breit und begrüßt uns herzlichst, was Arthur und mich erst ein wenig überrumpelt.

Schon bald aber erkenne ich, dass wir soeben eine echte Schatzkammer entdeckt haben. Ich bin Arthur definitiv was schuldig.

❁❁❁

»Glaubst du, dass sich Joyce und Brooke wieder vertragen werden?«, frage ich Arthur. Wir sitzen seit ungefähr zehn Minuten im Auto und machen uns auf dem Weg zu mir nach Hause.

Ich muss zugeben, dass mich die Freundschaft zwischen Brooke und Joyce nicht in Ruhe lässt. Warum das so ist, kann ich allerdings nicht sagen. Ich weiß nur, dass mich etwas daran beunruhigt.

»Kann schon sein. Aber das wird wenn dann noch länger dauern, bis Joyce ihr verzeihen kann. Ich denke, sie kann Brooke nicht mehr so leicht vertrauen. Und ich kann sie da vollkommen verstehen«, antwortet er mir. Ich runzle die Stirn. Ich verstehe nichts von dem, was er sagt. Spricht er mit Absicht in Rätseln zu mir, weil er mich zappeln lassen will? Falls ja, dann ist das unglaublich nervtötend und eigentlich habe ich nicht die geringste Lust, ihm alle Informationen aus der Nase ziehen zu müssen. Irgendwann wird Joyce es mir vielleicht selbst sagen.

Als wir schließlich bei mir Zuhause ankommen, ziehen wir uns sofort in mein Zimmer zurück. Ohne Umschweife holen wir unser Schulzeug hervor und beginnen mit der Arbeit, wobei ich ihm das Meiste erklären muss. Arthur ist nämlich kurz davor durchzufallen, da er sich für die letzten paar Tests nicht wirklich angestrengt hat.

»Aber anderes Thema«, unterbricht er mich mitten unter meinen Erklärungen, während er das vor ihm liegende Buch mit einem Knall zuklappt. Ich ziehe nur leicht eine Augenbraue nach oben. Er war schließlich derjenige, der lernen wollte. Ich kapiere alles. »Weißt du, was ich nicht verstehe? Warum sagst du Joyce nicht einfach, dass du auf sie stehst? Ehrlich, das lässt mir einfach keine Ruhe! Wann krallst du sie dir endlich, man? Sie steht auf dich und du auf sie. Und trotzdem bekommt ihr es nicht hin! Wenn man euch keinen Schubser gibt, dann werdet ihr euch wahrscheinlich mit Ende 60 das erste Mal küssen!«

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