• S I E B Z E H N •

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J o y c e l i n
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Wenn ich könnte, würde ich Cameron fragen, wohin er mich gerade schleift. Oder was er überhaupt von mir will.

Er zieht mich durch sämtliche Flure und Räume, wo sich immer weniger Leute aufhalten. Mein Herz schlägt in einem unregelmäßigen Rhythmus und in den hohen Schuhen habe ich Mühe, nicht umzuknicken oder hinzufallen. Cameron hält mich immer noch an der Hand, was ein komisches Gefühl in mir auslöst, das ich nicht so recht beschreiben kann. Verwirrung breitet sich deshalb in mir aus und ich achte nicht wirklich auf die Umgebung, sondern konzentriere mich lieber auf diese Wahrnehmung, die ich nicht so wirklich einordnen kann. Wahrscheinlich, weil noch nie ein Junge meine Hand gehalten hat. Und dementsprechend bin ich natürlich nervös.

Doch als wir schließlich eine kleine Treppe nach oben steigen, durch einen weiteren Flur hetzen und er endlich vor einer der vielen gleich aussehenden Türen stehen bleibt, bin ich etwas aus der Puste. Allerdings drehen sich meine Gedanken eher darum, was gleich passieren wird. Denn ich habe absolut keine Ahnung, warum Cameron mich hierher gebracht hat.

Wieder breitet sich ein komisches Gefühl in mir aus, als Cameron meine Hand plötzlich loslässt und ich hinter ihm den Raum betrete, den er zuvor mit einem Schlüssel aufgeschlossen hat, welchen er aus seiner Hosentasche hervorholte. Neugierig sehe ich mich sofort um, nur um erschrocken feststellen zu müssen, dass es sich um ein Jungenzimmer handelt. Aber doch nicht etwa sein Zimmer, oder?

Das wäre unlogisch. Warum sollte Cameron mich in sein Zimmer bringen? Ich meine, er hat doch keinen Grund dazu. Wenn er Lust auf Spaß hat, bin ich das letzte Mädchen, das ihm diesen Spaß geben kann und wird. Und ich bin mir sicher, dass er das auch weiß.

Ich will gerade Zettel und Stift herauskramen, als ich bemerke, dass ich ja ein Kleid trage und nichts zum Schreiben mitgenommen habe. Frustriert stoße ich die Luft aus und lasse meine Arme wieder fallen.

Cameron schmunzelt mir nur kurz zu, ehe er hinter mir sachte die Türe schließt. Immerhin sperrt er nicht zu. Dann nimmt er wieder meine Hand und zieht mich weiter hinein.

Der Raum wird von einem sanften Licht durchflutet, sodass er auch durch den dunklen Holzboden und den modernen Möbeln sehr gemütlich wirkt, trotz dass es ein ziemlich großes Zimmer ist. Gegenüber vom Bett befindet sich ein Flachbildfernseher mit einer Spielkonsole und haufenweise Spiele verstreut davor und das Bett ist noch unordentlich. Ansonsten sieht alles sehr sauber aus und auch der Teppich strahlt in einen hellen Weiß anstatt Grau.

Als ich mich ein paar Minuten lang ungesehen habe, die Blicke von Cameron auf mir wohl bedacht, drehe ich mich schließlich zu ihm um und sehe ihn fragend an.

»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll«, gesteht er dann und zieht eine nachdenkliche Miene auf, als er mich genau betrachtet und ich starre ihn einfach nur an.

Wie, er hat keine Ahnung, was er sagen soll? Warum hat er mich überhaupt hierher gebracht, wenn er nicht weiß, was er mit mir anfangen soll? Verschwende ich dann nicht meine Zeit, die ich lieber mit Mason verbringen könnte?

Das ist ein ausschlaggebendes Argument, weshalb ich einfach kurz die Augen verdrehe und ihm als Zeichen meines Abgangs zuwinke. Doch genau dann, als ich mich umdrehen und zur Türe gehen will, macht er einen Satz nach vorne und erschrocken weiche ich nach hinten aus, da ich auf diese Reaktion nicht gefasst war. Allerdings bleibe ich tapfer stehen, als er sich mir weiter nähert und somit den Abstand zwischen uns verringert. Mein wild schlagendes Herz verdeutlicht mir meine Nervosität zusätzlich und ich schlucke schwer, als er die Hand nach mir ausstreckt und auf meine Wange legt, ehe er mir tief in die Augen sieht.

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