• Z W E I U N D Z W A N Z I G •

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M a s o n
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Ungefähr eine Stunde nach dem Treffen mit Joyce klingelt es auch schon an der Haustüre. Ich springe also von meinem Bett auf und renne zur Tür, um diese zu öffnen. Arthur und Luke treten ein, beide genau wie ich in einfacher Jogginghose und Hoodie.

Arthur wollte mal wieder etwas unter uns Freunden machen. Nach längerem erneut zusammen abhängen. Wir haben ausgemacht, dass wir uns bei mir zuhause treffen, doch sobald es beschlossene Sache war, hat Cam abgesagt mit der Ausrede, dass er ein neues Mädchen an der Angel hat. Aber mich wundert das nicht wirklich. Wir gehen uns nach wie vor aus dem Weg und haben immer noch kein Wort miteinander gesprochen. Ehrlich gesagt will ich auch gar nicht mit ihm reden. Denn was ist er für ein Freund, wenn er wusste, dass ich mich zu Joyce hingezogen fühle und sich trotzdem an sie ran macht? Da kann er sich noch so oft entschuldigen wie er will. Doch solange er die Zeit auf wundersame Weise nicht zurückdrehen und die Dinge ungeschehen machen kann, dann bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als mich solange in Ruhe zu lassen, bis ich mich einigermaßen beruhigt habe. Und das könnte noch eine Weile dauern.

»Hey, Mace.« Nacheinander ziehen Arthur und Luke mich in eine kurze Umarmung und schlagen mir dabei kumpelhaft auf den Rücken. Als ich die Haustüre hinter ihnen schließe, gehen die beiden schnurstracks in die Küche, als wären sie gerade bei sich zuhause. Aber daran bin ich schon gewöhnt. Ich habe bereits als Zehnjähriger aufgehört zu zählen, wie oft meine besten Freunde schon bei mir zu Besuch waren und mittlerweile kennen sie sich hier im Haus wahrscheinlich schon so gut wie ich selbst aus.

In der geräumigen Küche steht Judy mit ihrer rotkarierten Schürze und einem Kochlöffel in der Hand am Herd, die gerade etwas zu kochen scheint. Sie hebt ihren Kopf, als sie uns erblickt und beginnt sofort zu lächeln. »Hallo, Jungs. Habt ihr Hunger? Ich koche gerade eine Nudelsuppe.«

Wir verneinen alle dankend und drängen uns um den Kühlschrank, aus dem wir uns je einen Energy-Drink holen. Mit der Dose in der Hand setzen wir uns schließlich auf die Barhocker an der Kücheninsel. Dann herrscht eine Weile Stille, die irgendwann von Luke unterbrochen wird.

»Hast du dich mit Joyce schon getroffen?«, fragt Luke dann, der danach einen Schluck aus der Dose nimmt und mich dabei nicht aus den Augen lässt. Auch Arthur blickt nun neugierig auf. Ich lasse mir einen Augenblick Zeit, ehe ich schließlich antworte. »Ja, hab ich.«

Ihre beiden Gesichter fallen bei meiner knappen Antwort in sich zusammen und ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Wenn sie denken, dass ich mich verhalte wie ein Mädchen, das ihren besten Freundinnen jedes kleine Detail von diesem Treffen erzählt, dann haben sie sich geschnitten.

Lukes Gesicht nimmt einen entsetzten Zug an, was den offenen Mund und die hochgezogenen Augenbrauen angeht. Er ist ein eindeutiger Pessimist und geht von daher immer vom Schlimmsten aus, genau wie jetzt. Wahrscheinlich malt er sich in Gedanken gerade aus, wie Joyce und ich uns ziemlich heftig streiten, mit Sachen um uns werfen und alle Beleidigungen, die in unserem Wortschatz existieren, zum Besten geben. Laut ihm ist er zwar ein Realist, doch was macht das für einen Unterschied? Meiner Meinung nach sind beide nicht in der Lage, an gute Dinge zu glauben.

»Habt ihr euch nicht wieder vertragen?«, hakt Arthur nach, der sich nun mitsamt dem Barhocker zu mir gedreht hat. Mit dem Ellenbogen stützt er sich auf der Kücheninsel ab und mit der anderen Hand umklammert er seinen Energy-Drink. Mir fällt auf, dass seine Haare mal wieder ein völliges Chaos sind, obwohl sie sonst immer perfekt gestylt sind. Sie stehen ihm in alle Richtungen vom Kopf ab und es sieht so aus, als wäre er erst vor fünf Minuten aufgestanden. Oder als hätte er eine lange Nacht hinter sich.

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