J o y c e l i n
🦋Ich folge Sav eilig die Treppe nach oben. Sie scheint mich nicht zu bemerken, denn als ich sie schon fast erreicht habe und ihr Zimmer betreten will, schlägt sie mir ohne sich umzudrehen die Türe vor die Nase zu. Ein paar Sekunden später ertönt ein leises Klick und sie ist verschlossen.
Danach ist es still und ich stehe kurz nur da und starre Löcher in die Luft. Dann atme ich einmal tief durch, beruhige mein wild schlagendes Herz und klopfe an der Tür an.
Eine Weile ist es wieder leise und meine Sorge um Savannah wächst stetig. Plötzlich höre ich ein »Wer ist da?« und habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Meinen Namen kann ich ja schlecht rufen. Wie kann ich ihr also zeigen, dass nur ich es bin? Und will sie mich überhaupt gerade um sich haben?
Ich will schon fast wieder umkehren und zurück zum Esszimmer gehen, als die Türe plötzlich aufgeschlossen und mit einem Ruck geöffnet wird. Sav steht vor mir mit verschmiertem Make-Up, roter Nase und wässrigen Augen. »Dachte mir schon, dass du es bist, als niemand geantwortet hat.«
Erschrocken sehe ich sie an, da ich im ersten Moment keinen Schimmer habe, wie ich reagieren soll. Ich weiß nicht, was passiert ist und was sie so runterzieht. Vielleicht wäre es das Beste, jetzt einfach für sie da zu sein. Und wenn sie bereit dafür ist, wird sie mir erzählen, was los ist.
Als sie mich eintreten lässt, schließe ich die Türe hinter mir und zusammen gehen wir auf ihr Bett zu, auf das wir uns niederlassen. Dann beginnt sie sofort hemmungslos zu schluchzen und ich spüre, wie es mir innerlich das Herz zerreißt.
Ich habe in all den Jahren, die ich als Einzelgänger verbracht habe, glatt vergessen, wie weh es tut, wenn die beste Freundin verletzt wurde. Wie nah einem das geht, obwohl man selbst eigentlich in Ordnung ist.
Ohne groß zu überlegen nehme ich sie in die Arme und fast schon verzweifelt drückt sie sich an mich und krallt sich in meinem T-Shirt fest. Sanft streiche ich ihr über den Rücken und halte sie fest.
»Oh, Joyce. Ich habe das Gefühl, ich weiß gar nichts mehr«, schluchzt sie laut und ich kann spüren, wie meine Schulter von ihren Tränen durchnässt wird.
Dies ist einer der wenigen Momente, in denen ich mich selbst und meine Stummheit verfluche. In solchen Augenblicken wären tröstende Worte nicht fehl am Platz. Oder ich könnte wenigstens nachfragen, was genau sie damit meint.
Natürlich könnte ich auch einen Zettel schreiben. Doch auf keinen Fall werde ich sie jetzt loslassen.
»Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist! Ich meine, ich hasse ihn!«, redet sie weiter und ein weiterer Schluchzer dringt über ihre Lippen.
Kurz danach löst sie sich ein wenig von mir, um sich über die Augen zu wischen. Dann rümpft sie die verstopfte Nase und scheint einen kleinen Augenblick völlig in Gedanken vertieft zu sein, ehe sich ihr Blick wieder verdunkelt und erneut Tränen ihre Wangen hinunterlaufen.
Ich beiße mir kurz auf die Unterlippe, stehe auf und gehe dann zu ihrem Schminktisch am anderen Ende des Zimmers, auf dem überall diverses Zeug herumliegt. Von Schwämmen bis hin zu verschiedenen Lidschatten-Pailletten ist hier fast alles zu finden. Auch Taschentücher, die ich nehme und mich mit ihnen dann wieder zu Sav auf das Bett fallen lasse. Ich ziehe ein Taschentuch aus der Verpackung und reiche es ihr, womit sie sich Augen und Nase putzt. Dadurch verschmiert sie die Wimperntusche nur noch mehr, doch das spielt jetzt gerade keine Rolle.
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Shutterfly
JugendliteraturJoycelin Andrews ist eigentlich ein ganz normales Mädchen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie stumm ist und ihr Garten im Sommer von Schmetterlingen nur so wimmelt. Sie ist der Inbegriff des Einzelgängers und lebt die meiste Zeit in ihrer eigenen kl...