• E I N U N D V I E R Z I G •

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J o y c e l i n
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Bereits am nächsten Tag, als die Schule beginnt und die Schüler sich mental auf das bevorstehende Wochenende vorbereiten, bin ich innerlich ein nervöses Wrack. Ich kann im Auto, als Sav, Mace, Em und ich zur Schule fahren, kaum still sitzen. In Gedanken kann ich nicht aufhören, mir all die Szenarien vorzustellen, wenn etwas schiefgeht. Denn den Plan, den Mace und ich gestern geschmiedet haben, ist ziemlich riskant. Sollte Cam auch nur ein falsches Wort sagen, - oder Mace auch nur falsch ansehen - war alles umsonst. All meine Bemühungen, auf Mace einzureden, damit er dem Glück seiner Schwester nicht im Weg steht, wären somit zunichte gemacht.

Und wir alle wissen, wie provozierend Cam sein kann. Der Plan hängt somit am seidenen Faden.

Als wir aus dem Auto aussteigen und auf Cam, Arthur und Luke zugehen, die bereits wie immer an ihrem Stammplatz vor dem Haupteingang warten, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Ich hoffe so sehr, dass alles klappt. Für Sav. Sie hat es verdient, jemanden zu haben, der sie bedingungslos liebt. Und so wie es aussieht, ist es Cameron.

Kaum kommen wir bei ihnen an, verschwinden Mace und Cam sofort ohne ein Wort zu sagen in der Schule. Als hätten sie sich abgesprochen. Argwöhnisch sehe ich ihnen hinterher, bis mich Luke wieder aus meiner Starre reißt.

»Ich bete, dass es keine Toten geben wird«, seufzt er nur, während er die Augenbrauen verwirrt zusammengezogen hat. Noch weiß niemand bis auf Em, Mace und ich darüber Bescheid, was hier eigentlich abgeht. Die anderen haben keine Ahnung, dass Cam und Sav Gefühle füreinander haben und ich bin schon auf ihre Gesichter gespannt, die sie machen werden, sobald das Ganze rauskommt. Doch bis es soweit ist, halte ich meine Klappe.

Doch plötzlich werde ich an der Schulter angetippt und ich drehe mich mit fragendem Blick um. Brooke steht direkt vor mir und ich kann allein schon in ihren Augen ablesen, dass etwas nicht stimmt. Sie räuspert sich kurz und für einen kleinen Moment sieht sie an mir vorbei zu Arthur, den sie aber nicht wie gewöhnlich mit einem kleinen Kuss begrüßt. Nicht einmal ein einfaches »Hallo« verlässt ihre Lippen. Diese presst sie schlicht zu einer schmalen Linie zusammen, ehe sie ihren Blick von ihrem Freund abwendet und wieder mich ansieht. »Ich glaube, ich brauche deine Hilfe. Hättest du kurz Zeit?«

Ich atme nur tief durch, ehe ich ohne großartig zu überlegen nicke. Ich will es gar nicht abstreiten. Dass wir uns jetzt anscheinend wieder einigermaßen verstehen und schön langsam wieder zueinander finden ist nach wie vor ungewohnt und vor allem ein bisschen unangenehm wenn man bedenkt, was in der Vergangenheit vorgefallen ist. Ich habe ihr auch immer noch nicht komplett verziehen, wie sie damals mit mir umgegangen ist. Doch das hält mich nicht davon ab, ihr bei was auch immer zu helfen. Ich vermisse sie. Aber ich hänge nicht mehr so an unserer Freundschaft wie früher. Ich habe neue beste Freundinnen gefunden.

Mit einem kurzen Winken verabschiede ich mich schnell von den anderen, die uns mit komischen Blicken bedenken. Doch ich ignoriere diese und folge Brooke hinein in die Schule, in der wie immer ein kleiner Tumult an Schüler herrscht. Ein wenig unruhig lasse ich meinen Blick hin- und herwandern und halte Ausschau nach zwei gewissen Personen, die sich möglicherweise gerade die Köpfe einschlagen, kann sie aber natürlich nirgendwo entdecken. Wahrscheinlich haben sie sich in eines der verlassenen Klassenzimmer verschanzt, um ungestört reden zu können. Als Brooke jedoch die alte Abstellkammer des Hausmeisters ansteuert, in der wir erst neulich geflüchtet sind, muss ich fast schon grinsen. Wird das jetzt unser persönlicher Treffpunkt für Krisensitzungen?

Schnell huschen Brooke und ich hinein und wie zu erwarten steigt mir direkt der Duft nach Putzmittel und nassem Hund entgegen, der mich die Nase rümpfen lässt. Es ist ungemütlich still hier drin und wir beide setzen uns aus den Boden.

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