• S I E B E N U N D D R E I ß I G •

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J o y c e l i n
🦋

Als ich das Klassenzimmer ohne Mace betrete, fühle ich mich irgendwie einsam und schutzlos. Plötzlich nehme ich die misstrauischen und neugierigen Blicke der Mitschüler nur allzu deutlich wahr, während ich sie in Maces Gegenwart nicht einmal mitbekommen habe.

Jetzt möchte ich mich am liebsten so klein wie möglich machen. Oder im Erdboden versinken. Und nie wieder auftauchen.

Ich senke meinen Kopf, als ich durch die Reihen gehe und direkt auf den freien Stuhl ganz hinten zusteuere. Doch dann schließt sich auf einmal eine zierliche Hand um meinen Arm und erschrocken blicke ich auf. Sav grinst mich mit ihren strahlend weißen Zähnen an und deutet dann auf den Stuhl neben ihr.

»Ich hab dir extra einen Platz freigehalten.«

Ich schenke ihr ein dankbares Lächeln, ehe ich meine Tasche zu Boden fallen und mich auf den Stuhl sinken lasse. Kurz darauf werde ich auch schon in ein Gespräch über belangloses Zeug verwickelt, während wir darauf warten, dass der Lehrer das Klassenzimmer betritt.

Doch als die Türe aufgeht, steht nicht Mr. Simons den Raum, sondern Satan in weiblicher Form.

Automatisch spannt sich alles in mir an, als ich Crystal ansehe und ich zwinge mich, normal weiterzuatmen.

Als sie sich umsieht und ihr Blick dabei auf Sav und mich fällt, wäre ich fast zusammengezuckt. Dann stöckelt sie auf einmal auf ihren Absätzen los, während sie uns nicht aus den Augen lässt.

Ich kralle mich am Tisch fest, als würde ich jeden Moment umkippen. Allerdings setze ich trotzdem eine eiskalte Miene auf, um ihr wenigstens weiszumachen, dass mich ihre Todesblicke nicht im Geringsten beeindrucken.

Als sie sich direkt vor Sav und mich hinstellt, sagt niemand ein Wort. Die ganze Klasse ist in vollkommene Stille verfallen, jeder beobachtet gespannt das Szenario.

Schließlich räuspert Crystal sich laut, sagt aber trotzdem nichts. Sollte das eine Aufforderung für etwas sein?

Allerdings passiert immer noch nichts, weshalb sie die Augen so sehr verdreht, sodass man kurz keine Pupillen mehr sehen konnte.

»Was soll das?«, keift sie uns plötzlich an. Ihre Augenbrauen zieht sie dabei zusammen und auf ihrer Stirn bilden sich leichte Falten.

Ich presse die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, während ich den Block und den Stift vor mir ansehe und überlege, ob Crystal es wert ist, einen Zettel für sie zu verschwenden. Doch ich brauche eigentlich gar nicht lange zu überlegen.

»Was soll was?«, fragt Sav skeptisch nach, da sie wie ich nicht versteht, was genau schon wieder ihr Problem ist.

Daraufhin deutet Crystal auf mich. »Das. Sie sitzt auf meinem Platz.«

»Du weißt, dass wir keine feste Sitzordnung haben?«

»Wir sitzen immer im Unterricht zusammen, Savannah!«, schnauzt sie. Doch trotzdem beäugt sie mich wütend, als wäre ich das einzige Problem in ihrem Leben.

Wie gern würde ich ihr jetzt mein Chemiebuch ins Gesicht schleudern.

»Was willst du, Crystal?«, fragt Sav jetzt frustriert nach, während sie ihren Kopf auf ihre Hände stützt.

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