• V I E R U N D D R E I ß I G •

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M a s o n
🦋

Als wir schließlich in das Auto einsteigen, atme ich einmal tief ein und wieder aus. Zu viele Gedanken schießen mir durch den Kopf, als dass ich auch nur ein einfaches Hallo zustande bringe.

Joyce und ich steigen hinten ein, während sie ihre Tasche auf ihrem Schoß platziert. Sie hat ziemlich wenig eingepackt, doch zur Not kann ihr auch Sav etwas leihen. Sie müssten ungefähr die gleiche Größe haben.

Sav ist auch diejenige, die uns abholt. Sie begrüßt uns nicht einmal, sondern entschuldigt sich gleich dafür, dass sie gestern einfach mit meinem Auto abgehauen ist. Doch ich winke nur mit einer Handbewegung ab. Ich habe gerade größere Probleme, die mir in nächster Zeit schlaflose Nächte bereiten werden.

Ihr Gesicht ist ein einziges Fragezeichen, als sie Joyces gepackte Tasche entdeckt. Doch meinen warnenden Blick, den ich ihr sofort zuwerfe, scheint sie entweder nicht zu bemerken oder ihn schlichtweg zu ignorieren, als sie fragt: »Was ist passiert?«

Als Joyce keine Anstalten macht, etwas auf einem Zettel zu kritzeln, wendet sie sich an mich. Allerdings schüttle auch ich nur leicht mit dem Kopf und sehe sie eindringlich an. Sie soll ja nicht nachbohren. Joyce braucht erst einmal Zeit, um das alles irgendwie zu verarbeiten. Das Beste wäre, sie so gut es geht abzulenken. Falls das überhaupt möglich ist.

Stumm forme ich ein »Später« mit den Lippen, woraufhin sie nur kurz nickt und sich dann wieder nach vorne dreht.

Danach startet sie den Motor und das Auto beginnt von der Auffahrt hinunterzurollen, während ich schweigend nach draußen starre. Ich betrachte das Haus und entdecke Joyces Vater, der aus dem Fenster direkt zum Wagen blickt. In mir empfinde ich Mitleid mit ihm. Zuzusehen, wie seine Tochter vom eigenen Zuhause flieht, ist wirklich nichts, was man erleben möchte. Allerdings weicht mein Mitleid, sobald ich sehe, wie sich eine Hand auf seine Schulter legt und ihm vom Fenster wegzieht.

Doch da fahren wir schon weg vom Haus und ich kann sie nicht mehr sehen.

Vielleicht ist das auch besser so. Ich habe nämlich das Gefühl, dass die kommende Zeit nur die Ruhe vor dem Sturm ist.

❁❁❁

Es ist Abend, als ich von unten die Haustüre zuschlagen höre.

Na endlich.

Meine Eltern haben es doch noch geschafft, heute nach Hause zu kommen.

Kurz darauf klopft es an meiner Zimmertüre und Joyce blickt von ihrem Handy auf. Judy streckt ihren Kopf herein und teilt uns mit, dass meine Eltern nun da wären und wir jetzt mit dem Essen beginnen können.

Daraufhin wirft mir Joyce schon einen fast panischen Blick zu, weswegen ich lachen muss. »Du brauchst keine Angst vor meinen Eltern zu haben, Joyce. Sie werden dich mögen, vertrau mir«, beruhige ich sie und es scheint ein wenig zu wirken. Sie atmet einmal tief durch, ehe sie sich erhebt und nach meiner ausgestreckten Hand greift. Dieses Gefühl, wenn sich unsere Hände berühren, raubt mir nach wie vor den Atem. Es fühlt sich so an, als würden tausende kleine Stromschläge durch mich hindurch rauschen. Es macht mich ganz kribbelig.

Jedenfalls verschweige ich Joyce mit Absicht, dass meine Eltern nicht so sind wie andere Eltern. In Wirklichkeit wäre es ihnen wahrscheinlich sogar egal, wenn ich ihnen erzählen würde, dass ich mit einer 50-jährigen zusammen wäre. Sie interessieren sich nicht sonderlich für unser Liebesleben, sondern für unsere Noten und unser Image.

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