M a s o n
🦋Samstagnachmittag warte ich ein wenig nervös und aufgeregt vor Joyces Haus im Auto und beobachte ununterbrochen die Haustüre, die sich bis jetzt noch nicht geöffnet hat. Meine Hände umklammern etwas verkrampft das Lenkrad und auch meine Atmung geht etwas schneller als üblich, was ich auf das baldige Gespräch schiebe, das noch vor Joyce und mir liegt.
Zum fünftausendsten Mal werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr, die mir zeigt, dass sie in ungefähr zwei Minuten rauskommen müsste, wenn sie pünktlich ist.
Mit den Fingern beginne ich gegen das Lenkrad zu trommeln und als selbst mich das Geräusch anfängt zu nerven, schalte ich das Radio ein, sodass leise Musik im Hintergrund dudelt. Wieder huscht mein Blick zur Haustüre, die aber nach wie vor geschlossen bleibt. Hat sie etwa schon wieder vergessen, was wir heute Morgen ausgemacht haben?
Ich schüttle leicht den Kopf. Das würde nicht zu ihr passen. Ich bin mir sicher, dass sie jeden Moment herauskommen wird. Mit einem kleinen Seufzer über meine Ungeduld ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche und checke es auf neue Nachrichten, doch außer ein paar von Cameron, in denen er von mir verlangt zu erklären, warum ich gestern so ausgerastet bin, da Joyce nicht meine Freundin ist und auch eine von Luke, in welcher er mir viel Glück für das Gespräch wünscht, habe ich keine weiteren mehr bekommen.
Und gerade, als ich es wieder eingesteckt habe und erneut auf die Uhr sehen will, erkenne ich aus den Augenwinkeln, wie die Haustüre plötzlich geöffnet wird und sie hinaustritt. Mit ihrem luftigen weißen Oberteil, das sie vorne in ihre kurze Jeanshose gesteckt hat und den weißen Turnschuhen sieht sie ziemlich hübsch aus, was sie aber sowieso tut, egal was sie anhat.
Joyce ist definitiv ein Mädchen, das immer süß bleiben wird, weil man sich einfach nicht vorstellen kann, wie sie vor Wut ausrastet oder sich in eine Zicke verwandelt. Es ist einfach so gut wie unmöglich.
Wieder schlägt mein Herz schneller, je näher sie kommt und ihr Blick wandert umher, doch das Auto sieht sie kein einziges Mal an. Ich glaube, das ist ein schlechtes Zeichen.
Ich umklammere das Lenkrad jetzt so fest, sodass vereinzelte Knöchel schon weiß hervortreten und halte auch kurz den Atem an, als sie die Autotür öffnet und sich auf den Beifahrersitz fallen lässt. Erst dann sieht sie mir endlich in die Augen, doch ich kann bereits an ihrem gesamten Gesichtsausdruck erkennen, wie verletzt und niedergeschlagen sie ist. Und die Tatsache, dass ich schuld daran bin, bereitet mir wahrscheinlich noch viel mehr Schmerzen als ihr.
"Hi", murmle ich nur schüchtern, während ich sie anstarre. Zur Begrüßung nickt sie mir zu. In mir beginnt es zu rattern und ich suche verzweifelt nach etwas, das ich sagen könnte, um die angespannte Stimmung zwischen uns wenigstens ein bisschen aufzulockern. Allerdings fällt mir nichts ein, das in diesem Moment nicht unpassend wäre, weshalb ich mich irgendwann der Straße zuwende und den Motor starte.
In meinem Kopf ist es plötzlich wie leer gefegt und so läuft die gesamte Autofahrt einfach an mir vorbei, genau wie die Bäume und Häuser am Straßenrand. Ab und zu wage ich einen Blick zu Joyce, doch ihr Kopf ist stur zum Fenster gedreht und die Arme hat sie vor der Brust verschränkt.
Als wir schließlich vor einem süßen kleinen Café ankommen, das sich wegen dem etwas rustikalen Äußeren extrem von den anderen modernen Geschäften abhebt, gehen wir nebeneinander zum Eingang und ich halte ihr die Türe auf. Bereits beim Betreten stößt uns der Duft von Gebäck und Kaffee entgegen und leises Klirren von Geschirr und Gesprächsfetzen von den Leuten sind zu hören.
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Shutterfly
Teen FictionJoycelin Andrews ist eigentlich ein ganz normales Mädchen. Mal ganz davon abgesehen, dass sie stumm ist und ihr Garten im Sommer von Schmetterlingen nur so wimmelt. Sie ist der Inbegriff des Einzelgängers und lebt die meiste Zeit in ihrer eigenen kl...