• D R E I ß I G •

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M a s o n
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Die Party läuft gerade mal seit einer halben Stunde und schon hat sich eine improvisierte Tanzfläche im Wohnzimmer gebildet, eine Bar, die aus der Kücheninsel in der Küche gebildet wurde und alle möglichen Sitzgelegenheiten wurden in einer Ecke zusammengeschoben, damit sich die Leute besser unterhalten können. Egal, in welchen Raum man geht, man hört die Musik überall.

Außerdem scheint Joyces Dad an so ziemlich alles gedacht zu haben. Er hat alle Wertsachen nach oben in den ersten Stock getragen, wo er die Türen verriegelt hat. Einzig die Türe zum Badezimmer ist geöffnet. Auch den Beginn des Gartens hat er mit einem Band abgesperrt. Zwar ist es draußen dunkel und ich stehe gerade mal auf der hölzernen Veranda, trotzdem erkenne ich, dass der Garten riesig ist und mit viel Liebe gepflegt wird. Automatisch muss ich an meinen eigenen Garten denken und frage mich, wann ich ihn das letzte Mal betreten habe. Letztes Jahr? Aber mit Bestimmtheit kann ich sagen, dass unser Garten es niemals mit diesem hier aufnehmen könnte. Denn dort herrscht das reinste Chaos.

Als ich irgendwann nach drinnen gehe, halte ich automatisch Ausschau nach Joyce. Ich finde sie recht schnell wegen ihres Blumenkranzes auf dem Kopf. Sie steht etwas abseits im Wohnzimmer, während sie ein Glas mit durchsichtiger Flüssigkeit in der Hand hält und ein wenig geistesabwesend daran nippt. Ich tippe stark darauf, dass es sich hierbei um Wasser handelt.

Ich bahne mir einen Weg durch die Leute zu ihr. Kurz bevor ich bei ihr ankomme, scheint sie mich zu bemerken und beginnt zu lächeln. Jedes Mal, wenn sie das macht, frage ich mich, wie ein Mensch nur so eine Wirkung auf mich haben kann. Einfach nur unfassbar.

»Warum stehst du hier alleine auf deiner eigenen Party?«, frage ich sie, als ich sie endlich erreicht habe. Sie zuckt nur mit den Schultern und ihre Augen weiten sich ein wenig überrascht, als ich ihr das Glas aus der Hand nehme. Dann nehme ich einen Schluck davon und bin stolz auf mich. Denn ich habe absolut Recht. Es ist Wasser.

Ich gebe ihr das Glas wieder zurück. »Warum wirkst du auf mich, als hättest du keinen Spaß?«, will ich dann wissen. Dass sie bis jetzt noch nicht einmal mit jemandem geredet und sich auch sonst kaum vom Fleck bewegt hat, spricht meiner Meinung nach dafür. Ich habe Sav gewarnt, dass Partys einfach nicht Joyces Ding sind. Aber sie ist der Meinung, dass sich jeder über eine Überraschungsparty freut. Joyce eingeschlossen.

Auf einmal holt Joyce ihren berühmten Block und einen Stift hervor, dreht sich zur Wand hinter ihr und presst den Block dagegen. Dann kritzelt sie etwas darauf und drückt mir den Zettel in die Hand.

[Ich amüsiere mich, Mace. Mach dir keine Sorgen. Aber was ist mit dir? Warum hast du dich bis jetzt mit noch niemandem unterhalten?]

Ich sollte nicht überrascht sein, dass ihr diese Tatsache aufgefallen ist und dennoch bin ich es. Sie hat mich also genauso beobachtet, wie ich sie.

Diesmal bin ich es, der mit den Schultern zuckt. Ich denke über eine Antwort nach, entscheide mich aber schlussendlich für die Wahrheit. »Ich will mich mit dir unterhalten und nicht mit den anderen.«

Ihre Augen beginnen aufzuleuchten, als würde die Sonne direkt in sie hineinscheinen. Plötzlich hat sie eine Idee, denn sie schreibt wieder einen Zettel und drückt ihn mir fast schon aufgeregt in die Hand. Dann beobachtet sie mich genau.

[Ich kenne einen Ort, an dem wir uns in Ruhe unterhalten können. Willst du mit?]

Ich verschwende keinen weiteren Gedanken und stimme sofort zu. Wir lächeln uns beide dümmlich an. Ist das vielleicht eine Gelegenheit, ihr zu sagen, was ich für sie empfinde?

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